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Wirtschaft

Südkoreas Regierung will Schiffbauindustrie ankurbeln

#Thema der Woche l 2018-11-26

© YONHAP News

Es gibt Anzeichen für eine Wiederbelebung der südkoreanischen Schiffbauindustrie, die sich seit Jahren aufgrund zurückgehender Aufträge einer Restrukturierung unterziehen muss. Die Regierung in Seoul kündigte am 22. November eine Reihe von Maßnahmen an, mit denen der Branche weiter geholfen werden soll. Der Leiter des Real Good Economic Institute, Lee In-chul, sagt zum Thema: 


Einer der Faktoren für die schleppende koreanische Wirtschaft ist die schlechte Lage der traditionellen Produktionsindustrie wie Auto- und Schiffbau. Doch ist es eine positive Wendung, dass die Zahl der Aufträge für die koreanischen Werften in den ersten zehn Monaten dieses Jahres im Vergleich zum vergangenen Jahr um 71 Prozent zugenommen hat. Sie werden möglicherweise die Spitzenstellung im globalen Markt mit einem Anteil von 44 Prozent zurückerobern. Bei einem Kabinettstreffen in der vergangenen Woche sagte Präsident Moon Jae-in, „zieht die Ruder an, wenn die Flut steigt“. Der Präsident ruft also dazu auf, die lokalen Schiffbauer rasch zu unterstützen, um den Schwung zu nutzen. 


Moon wies die Minister an, unter anderem die Hilfe bei der Kapitalbeschaffung und den Forschungs- und Entwicklungsarbeiten zu verstärken. Die Schiffbauer hatten insbesondere 2015 und 2016 einen Auftragsmangel zu verkraften: 


Nach Angaben des auf die Schiffindustrie spezialisierten britischen Marktforschungsinstituts Clarkson Research entfielen bis zum Oktober dieses Jahres fast 45 Prozent aller Aufträge, oder 23 Millionen gewichtete Bruttoregistertonnen (cgt), auf die koreanischen Schiffbauunternehmen. Es ist das erste Mal seit 2015, dass die lokalen Werften jährliche Order von über zehn Millionen cgt eingefahren haben. Es wird erwartet, dass sie zum ersten Mal seit sieben Jahren wieder die Spitzenposition vor den chinesischen Konkurrenten einnehmen. 


Bis zum Ende des Jahres könnten die koreanischen Schiffbauer eine ähnliche Anzahl von Aufträgen wie 2014 verzeichnen. Seit 2012 befindet sich Korea hinter China auf Platz zwei der Schiffbaunationen mit den meisten Aufträgen:


Strengere Emissionsregelungen haben die Aufmerksamkeit auf das hohe Technologieniveau der koreanischen Schiffbauer gelenkt. Die Internationale Schifffahrtsorganisation IMO will von 2020 an strengere Umweltvorschriften einführen, was den Übergang zu umweltfreundlicheren Schiffen einleitet. Es ist keine Überraschung, dass die Technologie beim Bau komplizierter Schiffe immer wichtiger wird. Vor diesem Hintergrund vermuten einige, dass Chinas Niedrigpreis-Strategie an ihre Grenzen gestoßen ist. Clarkson Research betont, dass etwa 75 Prozent der chinesischen Werften zwischen Januar und September keinen einzigen Auftrag mehr hereinbekommen hätten. Koreanische Schiffbauer werden wegen ihres Technologie-Vorteils gegenüber chinesischen und japanischen Unternehmen bevorzugt.


Zwischen Januar und Oktober konnte Hyundai Heavy Industries (HHI) 135 Neubauaufträge an Land ziehen. Für Samsung Heavy Industries lag die Zahl bei 41, für Daewoo Shipbuilding and Marine Engineering bei 38. Die Regelung der IMO, den Schwefelgehalt beim Treibstoff Öl von 3,5 auf 0,5 Prozent zu senken, ist eine gute Nachricht für die koreanische Schiffbauindustrie. Verstöße sollen mit bis zu 57.500 Dollar geahndet werden. Die betroffenen Schiffe könnten daran gehindert werden, Häfen anzulaufen. Um die Strafen zu umgehen, streben die Schifffahrtsunternehmen an, Treibstoff-Alternativen wie Flüssigerdgas (LNG) zu verwenden, die die Emission von Schwefeloxiden um bis zu 95 Prozent reduzieren. Hyundai hat bereits 18 Aufträge für LNG-Schiffe erhalten, Samsung deren 10:


Die lange stagnierende Schiffbauindustrie wiederholt sich zwar, doch ihre Leistung liegt noch stark hinter dem Rekordjahr 2007 zurück, als der Branchenboom seinen Höhepunkt erlebt hatte. Die Zahl der Aufträge beträgt gegenwärtig weniger als 20 Prozent der Zahl von vor elf Jahren. Negativ ist auch zu bewerten, dass die Auftragsvergabe auf große Schiffbauer beschränkt ist. Kleine und mittelgroße Werften kämpfen nach wie vor mit einem Auftragsmangel. 


Um das Problem zu lösen, will die Regierung in Seoul finanzschwachen Werften mit 700 Milliarden Won, oder 630 Millionen Dollar, unter die Arme greifen und die Fälligkeitsfristen für Darlehen im Wert von einer Billion Won oder 800 Millionen Dollar verlängern. Auch sollten Aufträge für 140 LNG-Schiffe an kleinere Werften vergeben werden:


Ich denke, Technologie- und Marktvertrauen sind die wichtigsten Elemente, die die Wettbewerbsfähigkeit der Produktionsindustrie bestimmen. Die Anhebung der Löhne in China schwächt die Preis-Wettbewerbsfähigkeit der dortigen Schiffbauindustrie. Korea sollte daraus seine Lehren ziehen. Die koreanischen Schiffbauer müssen ihre Produktionsanlagen als Teil der Restrukturierung zusammenlegen, um das Problem des Überangebots zu lösen. Sie sollten sich auf Schiffe mit hohem Mehrwert konzentrieren, wie etwa LNG-Schiffe, supergroße Containerschiffe und umweltfreundliche Schiffe, sowie ein Smart-Schiff-System entwickeln, das die Informationstechnologie integriert. 


Der Schiffbau ist eine Schlüsselindustrie Südkoreas. Die Werften müssen ihre technologische Entwicklung vorantreiben, um den derzeitigen Schwung bei den Aufträgen beizubehalten.

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