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Lifestyle

Zum Spendenverhalten der Koreaner

#Sie fragen, wir antworten l 2007-01-19

Hörerecke

FRAGE: Fritz Andorf aus Meckenheim schreibt: Interessant war das Ergebnis der Umfrage zum Spendenverhalten der Koreaner. Kann man sagen, wohin und an welche Organisationen die Spenden hauptsächlich fließen, an die Kirchen, in die Mission, für gemeinnützige Zwecke, Greenpeace oder ähnliche? Können Koreaner ihre Spenden auch von der Steuer absetzen?

ANTWORT: Es fehlt nach wie vor an umfassenden und verlässlichen Daten zum Spendenverhalten der Koreaner. Es werden immer mal wieder Stichumfragen zur Spendenbereitwilligkeit der Koreaner gemacht, wobei die Ergebnisse in den letzten Jahren allgemein einen steigenden Trend zeigen. Auch deuten die Untersuchungen darauf hin, dass die meisten individuellen Spenden von Personen der Mittelschicht kommen, die Ende Dreißig oder Anfang Vierzig sind, d.h. sie sind meist finanziell einigermaßen gesichert. Gut drei Viertel der Spender sind entsprechend verheiratet und über die Hälfte hat einen Hochschulabschluss. Jüngste Untersuchungen wie die in unseren Nachrichten genannten legen nahe, dass Frauen mehr spenden als Männer, das wird aber durch ältere Stichprobenuntersuchungen nicht unbedingt belegt. Insgesamt scheint auch die Religionszugehörigkeit keinen großen Einfluss auf das Spendenverhalten zu haben, d.h. Personen, die einer Religion angehören, spenden nicht unbedingt häufiger, wenn sie aber spenden, dann spenden sie eher mehr. Dabei sind die meisten Spender Gelegenheitsspender, nur wenige spenden regelmäßig. Das stimmt auch damit überein, dass die meisten Spenden von Einzelpersonen direkte Spenden von Person zu Person sind und weniger über offizielle Spendenkonten laufen.

Einzelspenden gehen hauptsächlich an religiöse Organisationen, Sozialeinrichtungen und –organisationen, sowie Zeitungen und Rundfunk- und Fernsehstationen. Dahinter kommen Bürgerorganisationen, Privatschulen und andere Bildungseinrichtungen, medizinische Einrichtungen und kulturelle Organisationen. (http://www.asianphilanthropy.org/countries/korea/overview.html). Spenden können von der Steuer abgesetzt werden und zwar bis zu 10% bei Einzelpersonen und 5% bei Körperschaften. Laut dem Ministerium für Finanzen und Wirtschaft gab es bis zum 31. März 2006 894 Organisationen und Einrichtungen, für die Spendengelder von der Steuer absetzbar sind. Am 30. Juni 2006 kamen weitere 65 hinzu, deren Spendengelder für die nächsten fünf Jahre steuerlich absetzbar sind. Dazu gehören zum Beispiel eine Bewegung gegen Gewalt und für Frieden auf der Welt, eine Bewegung für den Schutz der koreanischen Landwirtschaft, eine Vereinigung für die koreanische Familienkultur, ein Forum für die Menschenrechte Behinderter, ein Institut zur Entwicklung der Arbeitskraft von Senioren, eine Organisation zur Vorantreibung der Wiedervereinigung, eine Vereinigung für die Demokratisierung Nordkoreas, eine Vereinigung für die Wahrung der Menschenrechte von Arbeitsmigrantinnen in Korea und eine Forschungseinrichtung für Bildung, um nur einige zu nennen.

Die Spenden gehen also den unterschiedlichsten Gruppen und Bereichen zu. In diesem Zusammenhang sollte man die größte und bedeutendste der koreanischen Spendenorganisationen vorstellen, nämlich Sarangeui Yeolmae, auf Englisch Community Chest of Korea. Sarangeui Yeolmae wurde 1998 auf Basis eines Sondergesetzes gegründet, um die Spendenaktivitäten für wohltätige Zwecke, die bis dahin normalerweise die Regierung gegen Jahresende durchgeführt hatte, zu übernehmen. Sarangeui Yeolmae ist eine gemeinnützige und unabhängige, nicht der Regierung angehörige Organisation, die Spenden sammelt und weiterleitet. Die Spendengelder gehen an verschiedene Organisationen oder auch Einzelpersonen, die sich darum bewerben können, und werden unabhängig von Zugehörigkeit zu Religion oder politischer Richtung verteilt.

Nach Angaben auf der Webseite chest.or.kr, die übrigens auch auf Englisch zur Verfügung steht, gingen 2005 z.B. 56,6% der Spenden zur Unterstützung an Gemeindeeinrichtungen, 14,9% entfielen auf den Bereich Kinder und Jugendliche, 13,2% auf Behinderte oder Behinderteneinrichtungen, 12,3% auf Senioren und 3% auf Frauen. Im Bereich Kinder und Jugendliche werden z.B. chronisch kranke Kinder unterstützt, es gibt Schulstipendien für allein lebende Minderjährige, die quasi als Familienoberhaupt fungieren müssen, Unterstützung für Kinder aus strukturschwachen Gebieten oder für Kinder, die Gewalt in der Familie ausgesetzt sind. Bei den Behindertenprojekten werden Initiativen unterstützt, die elektrische Rollstühle an Behinderte vergeben, Projekte, die Behinderten ein selbstständiges Leben ermöglichen, Blindenschriftprojekte oder Online-Bibliothekprojekte.

Bei den Senioren geht es um medizinische Hilfe, Betreuung für finanzschwache Ältere, Transportdienste, Badedienste, Unterstützung für die Trostfrauen, Telefonberatungsdienste u.ä. Im Bereich Frauen werden Frauenhäuser unterstützt und Einrichtungen zur Wiedereingliederung von Prostituierten, Familienberatungsstellen, Existenzgründungen von Frauen und Unterstützung für die Integration chinesischstämmiger Frauen in Korea.

Sarangeui Yeolmae führt als ganzjährliche Kampagnen die Hansarang Kampagne und die Marketing Kampagne für eine gute Sache durch. Die Hansarang Kampagne ist eine Spendensammelkampagne am Arbeitsplatz, die dazu aufruft, einen gewissen Betrag pro Monat als freiwillige Spende direkt vom Gehalt auf eins der Spendenkonten zu überweisen. Bei der Marketing Kampagne geht es darum, ein Unternehmen oder ein Produkt mit einer gemeinnützigen, auf Spenden angewiesenen Einrichtung zu verbinden. So gehen z.B. die Gewinne eines Versicherungsproduktes von Samsung Lebensversicherungen über Sarangeui Yeolmae an Organsiationen, die sich die Heilung und Prävention von Krebs zum Ziel gesetzt haben.

Wichtigste Kampagne, die auch im Moment noch bis Ende Januar läuft, ist die zweimonatige Korea Cares Kampagne. Für diese Kampagne wird direkt in den Straßen und U-Bahnen um Spenden gebeten, in den Medien wird dafür geworben und vor dem Seouler Rathaus steht seit dem feierlichen Startschuss am 1. Dezember das Thermometer der Herzen, dessen rote Nadel der Nächstenliebe sich Spenden in Höhe von 161,4 Millionen US-Dollar zum Ziel gesetzt hat. Bis zum 9. Januar waren 79,7% des Ziels erreicht. 2005 konnte Sarangeui Yeolmae Spenden von 214,742 Millionen einsammeln. Die Spender waren zu 59% Unternehmen, gefolgt von Einzelpersonen mit 21%, sozialen oder religiösen Gruppen mit 14% und öffentlichen Organisationen mit 6%.

Logo von Sarangeui Yeolmae sind die drei Yeolmae, also Früchte, der Sarang, der Liebe. Die drei roten Früchte stehen für das Individuum, die Familie und die Gemeinschaft, wobei Rot Wärme und Liebe symbolisiert. Die Früchte sitzen auf drei an der Basis vereinten grünen Stengeln, die für das Versprechen stehen, eine wahre Gemeinschaft des Zusammenlebens und des Füreinander-daseins zu schaffen. Für alle Spender gibt es als kleines Zeichen des Dankes eine dekorative Anstecknadel mit dem Logo. Fast alle Sprecher der großen Rundfunk- und Fernsehanstalten tragen zu dieser Jahreszeit eine solche Anstecknadel am Revers.










Über den Weihnachtsstern

FRAGE: Heinz Günther Hessenbruch aus Remscheid schreibt: Weihnachtssterne sind hier giftig und für Kleintiere tödlich. Ist das auch in Korea so? Wie heißt die Pflanze in Korea? Können Sie etwas mehr darüber berichten?

ANTWORT: Der Weihnachtsstern ist in Korea unter dem Namen Poinsettia oder Hongseongmok (홍성목 紅星木) bekannt, was übersetzt etwa Roter Sternenbaum bedeutet, was das Aussehen der Pflanze auch ganz gut beschreibt. Der Weinachtsstern stammt ursprünglich aus den tropischen Laubwäldern Mittel- bis Südamerikas. Bei den Azteken hieß er Cuitla-xochil und war eine Lieblingspflanze von Montezuma II. Er galt als Symbol der Reinheit. Die ersten Christen Mexikos machten ihn dann zur Symbolblume für Weihnachten. 1804 brachte der Naturforscher Alexander von Humboldt die Pflanze von seiner Amerikareise nach Europa mit. In Berlin wurde sie katalogisiert und erhielt 1833 von dem Botaniker Carl Ludwig Willdenow den botanischen Namen Euphorbia pulcherrima - die „schönste der Euphorbien“.

1828 war der US-amerikanische Botschafter in Mexiko, Joel Poinsett, so begeistert von der Pflanze, dass er sie in seine Heimat South Carolina brachte. 1836 wurde dem Weihnachtsstern dann von dem Historiker und Gärtner William Prescott der Name „Poinsettia“ verliehen, um einerseits den amerikanischen Entdecker der Pflanze zu ehren und andererseits die Pflanze unter einem eingängigeren Namen besser vermarkten zu können. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts etablierte die deutsche Auswandererfamilie Ecke in Kalifornien die Poinsettie, wie der Weihnachtsstern auch in deutschsprachigen Ländern heißt, als „Weihnachtsblume“. Die Firma Ecke hatte bis vor wenigen Jahren wegen spezieller Züchtungstechniken eine Art Monopol auf diese Pflanze. Zunächst wurde der Stern übrigens als Schnittblume angeboten. Dass der Weihnachtsstern heute auch unter erschwerten Bedingungen in geheizten Räumen als Topfpflanze gehalten werden kann, geht auf Züchtungserfolge, unter anderem in Deutschland, in den 1950er Jahren zurück.

Zur Giftigkeit: Der Milchsaft von Euphorbien, also Wolfsmilchgewächsen, wozu der Weihnachtsstern gehört, führt bei Hautkontakt zu Hautreizungen und bei Aufnahme in den Mund zu vergiftungsähnlichen Erscheinungen und Verdauungsstörungen. Dabei reagieren Tiere empfindlicher als Menschen, so dass tatsächlich eine Gefahr für Hasen, Kaninchen, Hamster, Meerschweinchen, Katzen, Hunde und Vögel besteht. Vergiftung zeigt sich in starken Schleimhautreizungen, Magen- Darmbeschwerden mit Krämpfen und oft blutigem Durchfall, Absinken der Körpertemperatur, Lähmungen, blutigem Harn und Kot, Taumeln, Leberschädigung und Herzrhythmusstörungen. Für kleinere Tiere kann dies tödlich sein. Die für die Familie der Wolfsmilchgewächse typischen hautreizenden Bestandteile, also die Diterpene, sollen allerdings nur in den Wildformen dieser Pflanze enthalten sein und in den kultivierten, handelsüblichen Weihnachtssternsorten nicht nachzuweisen. In den koreanischen Beschreibungen der Pflanze ist wahrscheinlich aus diesem Grund auch kein Hinweis auf die Giftigkeit zu finden, denn hier sind natürlich nur kultivierte Sorten allgemein erhältlich.
Trotzdem hält sich allgemein die Meinung, dass die Pflanze giftig sei, nicht zuletzt auch in den USA, wo 1919 ein zweijähriges Kind gestorben sein soll, nachdem es die Blätter des Weihnachtssterns gegessen hat. Der Verzehr der Blätter kann beim Menschen aber maximal zu Durchfall und Erbrechen führen.

Eine mexikanische Legende erklärt, wie die Poinsettie mit Weihnachten assoziiert wurde. Ein armes Kind, das an Heiligabend kein Geschenk hatte, das es dem Jesuskind hätte darbringen können, pflückte am Wegrand etwas Unkraut. Denn es hatte gehört, dass jedes Geschenk, egal wie bescheiden, von Gott gerne angenommen würde, wenn es nur in Liebe dargebracht würde. Als das Kind die Kirche betrat, flammte das Unkraut in seiner Hand leuchtend Rot und Grün auf. Für die versammelte Gemeinde ein Zeichen des Weihnachtswunders.

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