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Geschichte

Yi Jung-seop: Genie der koreanischen Gegenwartsmalerei

2011-07-21

<b>Yi Jung-seop</b>: Genie der koreanischen Gegenwartsmalerei
Der Volksmaler Yi Jung-seop

Der Maler Yi Jung-seop wird auch heute noch von vielen Koreanern geliebt. Seine Bilder, in denen vor allem Ochsen und Familien eine große Rolle spielen, gehören zu den berühmtesten und historisch bedeutsamsten Gemälden Koreas. In ihnen ist die Geisteswelt der Koreaner lebendig, und sie spiegeln die Jahre der Kolonialzeit, der Befreiung und des Krieges wider. Nicht zuletzt sind sie das Ergebnis der Sehnsucht und der Kreativität eines großen Künstlers.

Das ist auch der Grund, warum Yi Jung-seops Leben selbst ebenfalls von vielen als ein Kunstwerk betrachtet wird. Er malte Bilder voller Wärme, die den Menschen in der tristen und harten Realität des Lebens Trost zu spenden vermochten, obwohl sein eigenes Leben viele Härten für ihn bereithielt. Schauen wir uns also das Leben des Malers Yi Jung-seop genauer an.

Inspiration durch Grabmalereien der Goguryeo-Ära

Yi Jung-seop wurde am 10. April 1916 als jüngstes Kind einer wohlhabenden Bauernfamilie in der nordwestlichen Provinz Süd-Pyeongan geboren. Um die Schule zu besuchen, wurde er zur Familie seiner Mutter nach Pjöngjang geschickt, wo er zum ersten Mal Grabmalereien aus der Goguryeo-Ära sah. Dieses Erlebnis sollte ihn fürs Leben prägen.

Die Bilder, die so lebendig erschienen, faszinierten ihn, und er begann, sich für Kunst zu interessieren. Als er auf die bekannte Osan-Schule wechselte, traf er auf den Lehrer Im Yong-ryeon, der nach einem Studienaufenthalt in Amerika in die Heimat zurückgekehrt war. Unter ihm begann Yi mit dem Malereistudium. 1935 ging er nach Japan und studierte an der Kaiserlichen Kunstakademie in Tokyo, der heutigen Kunsthochschule Musashino, sowie an der Bunka-Akademie. Dort entwickelte er seinen ganz eigenen Stil, der vor allem von einer kräftigen Linienführung gezeichnet ist. Seine Bilder wurden von den Kritikern so begeistert aufgenommen, dass er 1937 sogar einen Preis von der Japanischen Vereinigung Freier Künstler erhielt. Und noch ein weiteres wichtiges Erlebnis fiel in diese Zeit: er traf seine spätere Frau Yamamoto Masako, deren koreanischer Name Yi Nam-deok war. Es waren unbeschwerte Zeiten.

Jahre der Prüfung

1944 schloss Yi sein Studium ab und kehrte nach Korea zurück. Yamamoto Masako folgte ihm ein Jahr später und die beiden heirateten. Doch das erste Kind, dass kurze Zeit später geboren wurde, starb im Säuglingsalter an Diphterie. Für Yi, der sich zu diesem Zeitpunkt ohne gesicherten Broterwerb ganz seiner Malerei widmete, war dies ein großer Schock. Er suchte Trost in der Malerei, und sein Leid inspirierte ihn zu dem Bild "Kind, das mit einem weißen Stern in den Himmel fährt". Das Werk wurde 1947 bei einer Sonderausstellung zum Gedenken an die Befreiung von der japanischen Kolonialherrschaft gezeigt.

Drei Jahre später brachte der Ausbruch des Koreakrieges sein Leben wieder aus den Fugen. Yi flüchtete über Busan und Seogwipo nach Tongyeong. 1952 schickte er schließlich seine Frau mit den beiden Söhnen nach Japan, da er sie nicht mehr unterhalten konnte. Ein Jahr später, nach fünf gemeinsamen Tagen in Tokyo, sollte er auf immer von seiner Familie getrennt werden. Der Schmerz über diese Trennung ließ ihn sich nur noch tiefer in der Kunst vergraben.

Yi geht im Meer auf

„Als ich Yi Jung-seop in Gwangbok-dong traf, ging er im Meer auf. Er wartete auf seine Frau aus Tokyo und verlor sich in Farben, die dunkler als die See waren.“ So der Dichter Kim Chun-su in seinem Gedicht "Ein Treffen mit Yi Jung-seop". Yi lebte nach der Trennung von seiner Familie in ständiger Erwartung auf ein Wiedersehen. In Zeiten, in denen er kein Geld für Papier hatte, nutzte er das silbern beschichtete Papier von Zigarettenpackungen und ritzte Bilder ein. Auf ihnen war er zu sehen, wie er mit seiner Familie und einem Ochsenkarren in ein wärmeres Land zieht. Die Sehnsucht nach seiner Familie spiegelt sich in vielen seiner Werke wieder.

In der sogenannten Ochsen-Serie hingegen, zu der auch das Bild „Weiße Kuh“ gehört, in der ein schnaufender Ochse jeden Moment aus dem Bild zu springen scheint, verewigte er die Energie des koreanischen Volkes. Mit den kräftigen Pinselstrichen tröstete er viele vom Krieg geschundene Menschen und machte sich selbst Mut.

So brachte Yi Jung-seop trotz des Krieges, trotz Trennung von der Familie und Armut Kunst von höchster Qualität hervor, doch an seiner schlechten wirtschaftlichen Situation änderte sich nichts. 1955 führte er noch eine letzte Einzelausstellung durch, mit der er das Geld für die Reise zu seiner Familie aufbringen wollte. Die Ausstellung war zwar ein großer Erfolg, aber viele der Käufer zahlten ihre Rechnungen nicht. So musste er schließlich den Traum von einem Wiedersehen mit Frau und Kindern aufgeben.

Das Werk von Yi Jung-seop

Der tief getroffene Maler starb im darauffolgenden Jahr im Alter von 40 Jahren an Nervenschwäche, Unterernährung und Leberzirrhose. Erst nach seinem Tod wurde ihm breite Anerkennung zuteil. Den Anfang dieser Entwicklung markierte eine Ausstellung im Jahr 1957, bei der sein Nachlass gezeigt wurde. Dank Arthur McTaggart, dem damaligen Präsidenten des Amerikanischen Kulturinstitutes in Daegu, wurde Yi auch der erste koreanische Maler, von dem Werke in die Sammlung des Museums für Moderne Kunst in New York aufgenommen wurden. Diese Berühmtheit und die hohen Preise, die seine Zeichnungen und Skizzen auf dem Markt einbringen, lassen den Maler auch regelmäßig im Mittelpunkt von Fälschungsskandalen stehen.

Trotz größter Armut legte Yi Jung-seop nie den Pinsel aus der Hand, sondern ließ sich vielmehr künstlerisch inspirieren. Seine Bilder handeln von den grundlegendsten menschlichen Emotionen und werden daher auch heute noch von vielen Menschen geliebt.

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