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Geschichte

Mun Ik-jeom: Ein Gelehrter, der Hoffnung säte

2011-09-22

<b>Mun Ik-jeom</b>: Ein Gelehrter, der Hoffnung säte
Mun Ik-jeom, der Gelehrte

Nach einem heißen Sommer hat seit dieser Woche der Herbst in Korea Einzug gehalten, und mit den kühleren Temperaturen fällt so manchem wieder eine ganz bestimmte historische Person ein. Die Rede ist von Mun Ik-jeom, der im 15. Jahrhundert die Baumwollsamen aus China nach Korea brachte und damit dafür sorgte, dass die Menschen hier es auch in den kalten Monaten warm haben.

Mun Ik-jeom wurde 1329 während der Goryeo-Dynastie im Südosten der koreanischen Halbinsel geboren. Mit zehn Jahren ging er bei dem berühmten konfuzianischen Gelehrten Yi Gok in die Lehre, der für seinen Intellekt, aber auch für seinen Gerechtigkeitssinn bekannt war. So half er zum Beispiel, die 80 Jahre alte Praxis abzuschaffen, dass junge Mädchen aus Goryeo als Tributzahlung an die chinesischen Kaiser geschickt wurden. Von Yi lernte Mun, dass ein Intellektueller zuallererst den Menschen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen muss. Nach zehn Jahren in Yis Obhut trat der zwanzigjährige Mun in die nationale Akademie Gyeongdeokjae ein, an der chinesische Poesie gelehrt wurde. Drei Jahre später bestand er seine erste nationale Prüfung, die an einer von den Chinesen unterhaltenen Bildungseinrichtung stattfand.

1360 absolvierte Mun schließlich erfolgreich das Staatsexamen, dass er für den Eintritt in die Beamtenkarriere benötigte. Sein erstes Amt war das eines stellvertretenden Kreisvorsitzenden in Gimhae im Süden des Landes. In kürzester Zeit stieg er zum Lehrer an der konfuzianischen Akademie Sungkyunkwan und zu einem Berater des Königs in dem Amt Saganwon auf. Daraufhin erhielt er 1363 den Auftrag, als Teil einer diplomatischen Delegation nach China zu reisen.

Zu dieser Zeit waren die Beziehungen zwischen Goryeo und China sehr angespannt. Der damalige König Gongmin strebte die Souveränität Goryeos an und betrieb eine Politik, bei der pro-chinesische Beamte von seinem Hof entfernt wurden. China lehnte dies natürlich entschieden ab. Mit Hilfe von Gesandten hatte der König versucht, die Beziehungen zu verbessern, doch China hatte jeden Ankömmling umgehend verhaftet. Es war also für Mun eine äußerst gefährliche Mission, zu diesem Zeitpunkt nach China zu reisen.

Doch Mun willigte ohne Zögern ein. Wie erwartet wurde er von den chinesischen Autoritäten festgenommen, für 42 Tage festgehalten und dann in die südliche Provinz Yunnan ins Exil geschickt. Drei Jahre später, im Jahr 1367, wurde ihm schließlich gestattet, nach Hause zu reisen, und im Gepäck hatte er ein sehr spezielles Geschenk für Goryeo.

Mun Ik-jeom sät Hoffnung

Mun hatte bereits unter seinem früheren Lehrer Yi Gok ein chinesisches agrarwissenschaftliches Lehrbuch namens Nongsangjipyo gelesen, und da er sich sehr für Feldanbau und Textilien interessierte, erfuhr er bald von der Existenz der Baumwolle. Während seines dreijährigen Exils in China konnte er dann mit eigenen Augen erleben, wie diese angebaut wurde. Dabei wurde ihm deutlich, dass er die Baumwolle nach Goryeo bringen und so für warme Kleidung für die Koreaner sorgen musste. Denn die Kleider aus Hanf, die in Goryeo getragen wurden, gaben kaum Schutz vor der harten Winterkälte.

China kontrollierte die Ausfuhr der Baumwollsamen äußert genau, doch Mun gelang es, bei seiner Ausreise zehn Samen im Stiel eines Pinsels zu verstecken. Gemeinsam mit seinem Schwiegervater Jeong Cheon-ik, der sehr an Landwirtschaft interessiert war, begann Mun nach seiner Rückkehr mit der Baumwollzucht, und nach drei Jahren harter Arbeit wurden ihre Bemühungen schließlich von Erfolg gekrönt: die erste Baumwolle der koreanischen Halbinsel blühte auf. Bereits vier Jahre später hatte sie sich so vermehrt, dass alle Dorfbewohner Samen erhalten konnten.

Doch es war noch ein steiniger Weg bis zum fertigen Stoff: Mun brauchte Maschinen, um die Baumwollfasern vom Samen zu trennen und sie zu Stoff zu weben. Dank einer chinesischen Nonne, die zu Besuch bei Muns Schwiegervater war, gelang es Mun schließlich, eine Maschine zum Auslösen der Fasern zu entwickeln, und auch der erste Stoff war bald gewebt. Das Baumwollzeitalter auf der koreanischen Halbinsel war eingeläutet.

Die Baumwolle verändert das Land

Der Anbau und die Verarbeitung von Baumwolle waren für Goryeo und das darauf folgende Joseon-Reich wie eine industrielle Revolution. Das Einkommen und das Leben der Menschen wurde verbessert, die warme Wolle und der robuste Baumwollstoff revolutionierten die Kleidung, und die vielen Maschinen, die für die Verarbeitung der Baumwolle entwickelt wurden, ebneten den Weg für vielfältige Maschinerie in anderen Bereichen. Auch als Währung oder zum Tausch wurde der Baumwollstoff verwendet, und er war bald ein wichtiges Exportprodukt im Handel mit Japan und China.

Im Jahr 1440 würdigte der Joseon-König Sejong schließlich die Verdienste Mun Ik-jeoms, der 1398 verstorben war. Er ernannte ihn posthum zum Premierminister und verlieh ihm den Adelstitel „Buminhu“, mit dem seinen Bemühungen um die Verbesserung des Lebens der einfachen Koreaner gedacht wurde. Auch heute noch wird Mun als ein Pionier verehrt, der mit seiner Baumwolle das Leben der Koreaner von Grund auf änderte und für einen Paradigmenwechsel in der Wirtschaft des Landes sorgte.

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