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Geschichte

Yun Dong-ju: ein ewiger Stern am Dichterhimmel

2011-10-06

<b>Yun Dong-ju</b>: ein ewiger Stern am Dichterhimmel
Der Herbst ist die Jahreszeit von Yun Dong-ju

Wenn es Herbst wird und die Temperaturen fallen, kommt vielen Koreanern ein ganz bestimmtes Gedicht in den Sinn.

Der Herbst hat Einzug gehalten am Himmel,
dem Spiegelbild der vorbeiziehenden Jahreszeiten.
Es ist, als könnte ich ohne jede Sorge alle Sterne am Himmel zählen.
Einen Stern für die Erinnerung,
einen Stern für die Liebe,
einen Stern für die Einsamkeit,
einen Stern für die Bewunderung,
einen Stern für ein Gedicht,
und einen Stern für meine Mutter, meine Mutter...
Mutter, ich rufe für jeden Stern ein schönes Wort aus.

Das Gedicht trägt den Titel “Eine Nacht des Sternezählens”. Es regt den Leser dazu an, im Herbst, wenn die Nächte länger werden, die Sterne zu betrachten und in sich hineinzuhorchen, zurückzudenken, und die Namen all der geliebten Menschen einen nach dem anderen auszurufen. Das Gedicht stammt von dem Dichter Yun Dong-ju, der mit nur 29 Jahren viel zu früh die Welt verließ. Wenn man seine Gedichte ließt, kommt man nicht darum herum, dies zu bedauern.

Der Dichter Yun Dong-ju

Yun Dong-ju wurde am 30. Dezember 1917 in Myeongdong in der Mandschurei in eine Familie von Christen hineingeboren und zeigte schon früh sein dichterisches Talent. Mit nur 13 Jahren veröffentlichte er eine Literaturzeitschrift mit dem Titel „Das neue Myeongdong“, in der Gedichte und Kinderlieder aus seiner Feder zu finden waren. 1936 und 1937 veröffentlichte er in der Mandschurei auch andere Gedichte, darunter welche mit den Titeln „Das Kücken“ und „Der Besen“.

Da sein Vater strikt dagegen war, dass Yun die Dichterei zu seinem Beruf macht, griff der Junge zu drastischen Maßnahmen: Hungerstreik und Ausreißen gehörten dazu. Schließlich schaffte er es, und mit seinem Eintritt in die Abteilung für Koreanische Literatur am Yonhi-Kolleg, der heutigen Yonsei-Universität, begann seine Karriere als Dichter. Das vorhin zitierte Gedicht „Eine Nacht des Sternezählens“ stammt zum Beispiel von 1941, als er Student am Yonhi-Kolleg war, und handelt von seinem Heimweh. Doch die wirklich dominanten Themen während seiner Zeit dort waren Rückkehr und Schmerz.

Yun lebte im Korea unter der japanischen Kolonialherrschaft. Dies war eine Zeit, in der man schon als Unruhestifter galt, wenn man über seine Heimat oder ein Mädchen mit nicht-japanisiertem Namen schrieb... wie Yun es tat. Andere Gedichte aus diesen Jahren sind „Selbstporträt“ und „Prolog“, die von Selbstreflektion und der Entschlossenheit handeln, ein Leben ohne Scham zu führen. So versuchte Yun die dunkle Zeit, in der er lebte, durch seine Gedichte zu erhellen.

Aus den Gedichten, die er in den Jahren am Yonhi-Kolleg geschrieben hatte, stellte Yun eine Sammlung von 18 Werken zusammen, die er unter dem Titel „Himmel, Wind, Sterne und Gedichte“ veröffentlichen wollte. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn 1941, im Jahr seines Abschlusses, ging er nach Japan. Ab 1942 studierte er an der Rikkyo-Universität in Tokyo englische Literatur.

Yuns Gedichte berühren die Menschen

Yuns Zeit dort war kurz, denn als eine Welle des Militarismus Japan erfasste, musste er seine Studien an der Rikkyo-Universität abbrechen. Nach nur einem Semester wechselte er in die Abteilung für englische Literatur an der Doshisha-Universität, doch auch dort verweilte er nur eine kurze Zeit.

Im Juli 1943 wurde Yun von der japanischen Polizei verhaftet. Ihm wurde vorgeworfen, mit anderen koreanischen Studenten in Japan in anti-japanische Aktivitäten verwickelt gewesen zu sein, und er wurde zu zwei Jahren Haft verurteilt. Diese verbrachte er im Gefängnis von Fukuoka, wo er durch Folter, Unterernährung und dubiose Spritzen schließlich am 16. Februar 1945 starb, nur wenige Monate vor der Befreiung Koreas.

Auch nach Yuns Tod dauerte es zunächst noch, bis seine Gedichte das Tageslicht erblickten. Erst als Kang Cheo-jung, ein Freund des Dichters und Journalist bei der Gyeonghyang-Zeitung, die Arbeiten damaligen Chefredakteur und Dichter Jeong Ji-yong zeigte, kam Bewegung in die Sache. Im Februar 1947 wurde „Ein Gedicht, das mir leicht von der Hand ging“ veröffentlicht, und im Jahr darauf folgte die Sammlung „Himmel, Wind, Sterne und Gedichte“. So konnten Yuns Werke zu den Lieblingsgedichten der Koreaner werden. Und auch 60 Jahre nach dem Tod ihres Erschaffers erhellen die Gedichte, an denen man bei jedem Mal Lesen wieder neue Seiten entdecken kann, das Leben der Menschen.

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