Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Geschichte

Jang Seung-eop: ein künstlerisches Genie in der Joseon-Ära

2011-11-11

<b>Jang Seung-eop</b>: ein künstlerisches Genie in der Joseon-Ära
Ein geborener Künstler

Die Joseon-Ära hat viele große Maler hervorgebracht: Ahn Gyeon mit seinem Bild „Mongyudowondo“; die Malerin Sinsaimdang, die sich im Alter von nur sieben Jahren das Malen selbst beibrachte; Jeong Seon, der für seine einzigartigen Landschaftsbilder bekannt war; und Kim Hong-do. Dies sind einige Namen, die bis heute jedem Koreaner ein Begriff sind. Doch unter all diesen Künstlern sticht einer ganz besonders hervor: Jang Seung-eop, der mit seinen kräftigen Pinselstrichen im Joseon des 19. Jahrhunderts wie aus dem Nichts zu einer Berühmtheit wurde.

Jang Seung-eop, der auch unter dem Namen Owon bekannt ist, wurde 1843 geboren. Nach dem frühen Tod seiner Eltern streifte er auf sich allein gestellt durch die Lande, bis er in Hanyang, dem heutigen Seoul, im Haus von Lee Eung-heon aufgenommen wurde. Lee Eung-heon war der Schwiegersohn von Lee Sang-jeok, einem Schüler des berühmten Kalligrafen Kim Jeong-hee. Als ein Dolmetscher für die Regierung, der häufig nach China reiste, hatte Lee über die Jahre viele Bilder angesammelt. So trafen sich in seinem Haus häufig Freunde und Bekannte, um die Kunstwerke zu bewundern und sich darüber auszutauschen.

Jang schaute diesen Künstlern und Sammlern in Lees Haus von klein auf über die Schulter, und eines Tages nahm er selbst einen Pinsel in die Hand. Er schwang ihn über das Papier, sprenkelte Tusche hier und dort, und wie von Zauberhand erschienen Bambusbäume, Aprikosenblüten, Orchideen und Felsen auf dem Papier. Sie fügten sich auf Anhieb zu einem sehenswerten Kunstwerk zusammen.

Der beeindruckte Lee förderte Jang Seung-eop daraufhin nach allen Kräften. Er stellte ihm Papier, Pinsel und Tusche zur Verfügung und hielt ihn dazu an, sich ganz auf die Malerei zu konzentrieren. Daraufhin konnte Jang sein Talent entfalten und entwickelte sich über Nacht zum Liebling der Künstlerszene – ganz, als ob er im vorherigen Leben bereits ein Maler gewesen wäre.

Eine Malerkarriere beginnt

Jang Seung-eop hatte zum Lernen keine Gelegenheit gehabt und konnte gerade einmal seinen Namen schreiben. Doch wenn er einen Malpinsel in die Hand nahm, war er völlig verwandelt: dann schuf er mit wenigen Strichen Panoramen in fantastischen Farben. Sanfte Hügel, die an eine Schlange erinnern, oder Berggrate mit scharfen Zacken; vielschichtige Pinselstriche, die sich zu rauen Felsen zusammenfügen; oder sanfte Striche von oben nach unten, die ausdrucksvolle Wälder ergeben. Jang konnte alles, von Landschaften über Stillleben bis hin zu Porträts. Doch sein kräftiger und dennoch einfacher Stil kam besonders in Tiermotiven zur Geltung. Hühner, die im Hof neben blühenden Hahnenkämmen friedlich Körner picken, ein Habicht im Anflug auf einen Hasen – die Tiere in Jangs Gemälde sind so lebendig, dass sie jeden Moment aus dem Bild zu springen scheinen.

Jangs dynamische Gemälde wurden vor allem von der neuen Mittelschicht, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die niedergegangene Aristokratie ablöste, geschätzt. Jang stieg innerhalb von wenigen Jahren zum größten Maler seiner Zeit auf, und es dauerte nicht lang, bis sein Name auch im Königspalast ein Begriff war.

Ein künstlerischer Freigeist lässt sich nicht einsperren

Im Gegensatz zu anderen Malern fertigte Jang Seung-eop nicht erst Skizzen oder Entwürfe für seine Bilder an. Er ließ sich vielmehr vom Moment inspirieren und seiner künstlerischen Energie mit dem Pinsel in der Hand freien Lauf. Dieser Malstil spiegelte sich auch in seinem Charakter wider: weltliche Angelegenheiten und Konventionen waren ihm zuwider.

Neben dem Malen waren seine Leidenschaften Alkohol und Frauen. Für eine Frau, die ihm in geselliger Runde ein Glas Wein oder Schnaps einschenkte, malte er gerne vor Ort ein Bild. Man kann sich vorstellen, dass ein solcher Freigeist Mühe mit dem strengen Korsett am königlichen Hof hatte. Und doch versuchte er es: König Gojong stellte ihm einen ruhigen Raum im Palast zur Verfügung, für das Jang im Gegenzug die Bilder für ein Paravent malen sollte. Im Palast herrschten strikte Regeln: so sollte Jang zum Beispiel nur zwei Mal am Tag zwei bis drei Tassen Alkohol trinken dürfen. Dies schlug den Künstler, für den selbst die Ehre des Titels „Hofmaler“ nur eine ungewollte Bürde war, bald in die Flucht. Anschließend lebte er mal hier, mal dort, malte, was er sah, und starb 1897 im Alter von 55 Jahren.

Die genauen Umstände seines Todes sind nicht bekannt. Der Künstler selbst hatte einmal gesagt: „Leben und Tod sind wie eine vorbeiziehende Wolke, ich suche mir lieber einen schönen Ort und verstecke mich dort.“ Die einen sagten, er sei verschollen, die anderen sahen ihn als taoistischen Einsiedler seinen Lebensabend verbringen. Doch in seinen Bildern lebt er bis heute weiter, und alleine damit hat er sein Leben wohl nicht umsonst gelebt.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >