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Geschichte

Yun Seok-jung: Der Vater der koreanischen Kinderlieder

2011-11-24

<b>Yun Seok-jung</b>: Der Vater der koreanischen Kinderlieder
1911: Ein Kinderfreund wird geboren

In der koreanischen Literaturgeschichte gelten die 1930er als das „Jahrzehnt der Verluste“. In vielen Werken aus dieser Zeit wird das Thema Verlust behandelt, sei es der der Eltern, der Heimatstadt oder des Vaterlandes. Dies waren die Spuren der Ausbeutung unter der japanischen Kolonialherrschaft, und sie sind vor allem in den Werken von Autoren zu finden, die 1911 geboren wurden und damit in den 30er Jahren in ihren Zwanzigern waren und im Mittelpunkt der Literaturszene standen.

Doch es gab auch einen Zeitgenossen, der die gleichen tragischen Verluste durchlebte und doch mit hellen und fröhlichen Liedertexten den Kindern Träume und Hoffnungen zu geben versuchte. Die Rede ist von Yun Seok-jung, der in seinem Leben mehr als 1000 Kindergedichte und Kinderlieder schaffen sollte.

Das Schreiben beginnt in jungen Jahren

Yun Seok-jung wurde am 25. Mai 1911 in Seoul geboren. Schon in der Grundschule zeigte er ein außergewöhnliches literarisches Talent und begann früh mit dem Schreiben. Als er 13 Jahre alt war, wurde in einem Kindermagazin das erste Kinderlied aus seiner Feder veröffentlicht, mit dem Titel „Frühling“. Was hatte Yuns Interesse an Kinderliedern geweckt? Der Grund lag in seinen persönlichen Erfahrungen.

Yun Seok-jung hatte mit drei Jahren seine Mutter verloren und war im Haus seiner Großmutter mütterlicherseits aufgewachsen. Erst mit 10 Jahren, im Jahr 1921, wurde er in die Grundschule eingeschult. Die Musik, die dort gelehrt und gesungen wurde, erschien dem jungen Yun recht seltsam. Denn in koreanischen Schulen dieser Zeit waren nur japanische Kinderlieder erlaubt, und wer sie falsch sang, bekam Ärger. Die Realität der japanischen Kolonialherrschaft sorgte bei Yun, der nicht verstand, warum nicht die koreanischen Lieder gesungen wurden, für viel Zweifel und Verwirrung.

Ein wenig Licht ins Dunkel brachte der erste Kindertag, der auf Anregung des Kinderautoren Park Jeong-hwan stattfand, als Yun 12 war. Yun erkannte bei diesem Anlass für sich, dass die Zukunft des Landes in den Kindern lag. Daraufhin begann er, Kinderlieder und –gedichte zu schreiben, die mit dem Witz und der Schönheit der koreanischen Sprache spielten, und machte sich bald einen Namen. Ab dem Jahr 1929 arbeitete er mit dem Komponisten Hong Nan-pa zusammen. Gemeinsam schufen sie fröhliche Kinderlieder, die die bisherigen schwermütigen Volkslieder, die von den Kindern gesungen wurden, ablösten.

Der erste Kinderliedermacher Koreas

Yun Seok-jung wird gerne der „Vater der koreanischen Kinderlieder“ genannt, und der Beiname ist durchaus berechtigt. In der koreanischen Dichtung waren traditionell drei Rhythmen vertreten, die aus der Sijo-Dichtung, den Volksliedern Minyo und den Gasa-Gedichten stammten. Yun kombinierte diese drei Rhythmen für seine Kinderlieder auf neue Weise und schuf so lebendige Melodien und Texte, die jedem Koreaner leicht ins Ohr und von den Lippen gingen.

Yun war der Überzeugung, dass man auch in schwierigen Zeiten, in denen die Erwachsenen zur Schwermut neigen, den Kindern Hoffnung geben und ihre kindliche Fröhlichkeit bewahren musste. Denn in ihnen lag die Zukunft. Für Yun sollten Kinder Kinder sein, und ihre Sprache musste lebendig bleiben. So veröffentlichte er 1933 den ersten Kindergedichtband Koreas, der den Titel „Das verlorene Haarband“ trug, und schuf im Anschluss Kinderlieder, die noch heute von Kindern gerne gesungen werden. Beispiel sind „Das Haus an den Gleisen“ und „Drei Regenschirme“.

1200 Kinderlieder und -gedichte in 80 Jahren

1942 ging Yun Seok-jung zum Studium nach Japan, kehrte aber schon bald wieder nach Korea zurück. Seine Gefühle vom Tag der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft, dem 15. August 1945, brachte er in dem Werk „Kinder eines neuen Landes“ zum Ausdruck. Im darauffolgenden Jahr veröffentlichte er die erste Wochenzeitschrift des Landes und begann eine zweite Hochzeit des Schaffens, in der er unter anderem das „Lied zum Kindertag“ und das „Lied zum Abschluss der Grundschule“ schrieb, die beide noch heute bei diesen Anlässen gesungen werden.

Während dem Koreakrieg, der 1950 ausbrach, verlor Yun einen großen Teil seiner Familie. Doch für ihn war auch in dieser Zeit die nächste Generation die Hoffnung. 1956 gründete er daher eine Organisation, die sich um die Belange der Kinder kümmerte, und schrieb weiter. Bei seinem Tod am 9. Dezember 2003 hinterließ er insgesamt um die 1.200 Kinderlieder und Kindergedichte.

1978 erhielt Yun Seok-jung für seine Verdienste den Roman-Magsaysay-Preis für Journalismus, Literatur und Kreative Künste. Er sagte einst, dass die „kindliche Unschuld Ort und Zeit überwindet und es allen Menschen ermöglicht, Zuneigung miteinander zu teilen.“ Diese Überzeugung wird auch in seinem Werk deutlich. Seine Lieder haben bereits Generationen von Koreanern beim Heranwachsen begleitet, und werden dies auch noch für viele kommende Generationen tun.

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