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Geschichte

Kim Soo-young: der Beginn der koreanischen Gegenwartslyrik

2011-12-01

<b>Kim Soo-young</b>: der Beginn der koreanischen Gegenwartslyrik
Wiederentdeckung eines frühen Werkes des Dichters

Vor nicht all zu langer Zeit ist ein frühes Werk des Dichters Kim Soo-young wieder aufgetaucht. Es ist eines von vielen Gedichten, die der Dichter, der für viele den Beginn der koreanischen Gegenwartslyrik markiert, in seinem nur knapp 50 Jahre langen Leben verfasste. Das Gedicht mit dem Titel „Für dies“ war 1953 erstmals veröffentlicht worden, kurz nachdem der Dichter nach Ende des Koreakrieges aus einem Kriegsgefangenenlager auf der Insel Geojedo entlassen worden war:

„Wenn ich mich zur Ruhe lege, mit der Lampe im Rücken, frage ich mich, was ich nur wieder denken soll...
Die Menschen, die ich treffen sollte, konnte ich nicht treffen,
die Orte, die ich besuchen sollte, nicht besuchen...
Wenn der Tag graut, gehe ich auf der Suche nach kalten Orten von einem kalten Ort zum nächsten.“

In diesen Worten brachte Kim Soo-young seine Bestürzung über die Wirrungen der Geschichte und die Tragik der Zeit, in der er lebte, zu Papier.

Am Beginn stand der Modernismus

Kim Soo-young wurde am 27. November 1921 in Seoul geboren und ging nach Abschluss der Oberschule 1941 an eine Universität im japanischen Tokyo. Doch als ihm kurz darauf der Einzug in die japanische Armee drohte, ging er über Korea in die Mandschurei. Kurz nach der Befreiung Koreas von der japanischen Kolonialherrschaft am 15. August 1945 kehrte er in die Heimat zurück und begann, Gedichte zu schreiben. In einem Buchladen des Dichters Park In-hwan traf Kim Soo-young auf Dichter wie Kim Gi-rim und Kim Gwang-gyun, die damals an der Spitze der modernistischen Bewegung standen. Im ersten Magazin eines Literaturzirkels, das nach der Befreiung erschien, veröffentlichte Kim ein Gedicht mit dem Titel „Lied des königlichen Ahnenschreines“.

Auch in einem modernistischen Literaturmagazin von 1949 war Kim mit einem Gedicht aus seiner Feder vertreten. Das Werk trug den Titel „Die Schwierigkeiten des Konfuzius im Alltag“. Das Gedicht zeigt die modernistische Lyrik der damaligen Zeit in Reinform. In den Anfangsjahren seines Schaffens war Kim ein außenstehender Betrachter, der von der Realität entrückte und schwer verständliche Lyrik schrieb. Doch die 1950er sollten Kims Blick auf die Welt und die Rolle der Poesie darin für immer verändern.

Jahre der Isolation und der Trauer

Als der Koreakrieg 1950 ausbrach, verpasste Kim Soo-young den Zeitpunkt zur Flucht aus Seoul und fiel in die Hände der nordkoreanischen Armee. Zum Dienst als Soldat gezwungen kämpfte er auf der Seite der Nordkoreaner, bis er in einem Gefangenenlager auf der südkoreanischen Insel Geojedo landete. Doch das war erst der Beginn seiner Leidenszeit. Durch den Krieg hatte Kim alles verloren. Nacht für Nacht arbeitete er an Übersetzungen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen, anstatt sich seiner Poesie widmen zu können. Diese Erfahrungen brachten Kim zu der Erkenntnis, dass Poesie nicht außerhalb der Realität steht, sondern mitten drin. Und so schrieb er von da an Gedichte, die die Welt in direkten und einfach verständlichen Worten beschrieben. Die politischen Geschehnisse im Jahr 1960 machten ihn dann endgültig zu einem sozial kritischen und engagierten Poeten.

Ein Dichter, der für Engagement und Widerstand steht

Am 19. Aprils 1960 und den Tagen danach zwangen anhaltende Demonstrationen von Studenten und Bürgern den Präsidenten Rhee Syngman zum Rücktritt. Es war das erste Aufbäumen der Demokratisierungsbewegung in Korea, und Kim Soo-young war mitten drin. In den folgenden Monaten brachte er seine Hoffnungen und seine Freude über die Entwicklungen in unzähligen Gedichten zu Papier. Doch am 16. Mai 1961 putschte eine Gruppe um den General Park Chung-hee, welcher daraufhin bis 1979 regieren sollte. Dieses plötzliche Ende der Demokratisierungsentwicklungen stürzte Kim in tiefe Verzweiflung. Er schrieb zwar weiter unentwegt seine Gedichte, mit denen er wie kein anderer Dichter seiner Zeit die gesellschaftlichen Zustände kritisierte und politischen Widerstand leistete. Doch ihm war bewusst, dass er angesichts der politischen Unterdrückung damit nur gegen Mauern rannte. Das Gefühl der Unzulänglichkeit kam auch immer wieder in seinen Gedichten zur Sprache.

Doch in einem seiner berühmtesten Werke, das 1968 veröffentlicht wurde und den Titel „Gras“ trug, brachte Kim auch Hoffnung zum Ausdruck.

„Das Gras liegt flach.
Es liegt schneller flach als der Wind.
Es weint schneller als der Wind.
Es richtet sich schneller auf als der Wind.“

Auch wenn das Volk schwach ist und sich dem Druck von oben auch einmal beugt, ist es doch fest im Boden verwurzelt und richtet sich bald wieder auf.

Nicht einmal zwei Wochen nach der Veröffentlichung dieses Gedichtes starb Kim Soo-young am 16. Juni 1968 bei einem Verkehrsunfall. Doch mit seinem Selbstverständnis als Dichter, der die Realität in seinem Werk widerspiegelt und sich einmischt, beeinflusste er Generationen von koreanischen Dichtern nach ihm, und so lebt er auch heute noch weiter.

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