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Geschichte

Baudeogi: die größte Seiltänzerin der Joseon-Ära

2011-12-08

<b>Baudeogi</b>: die größte Seiltänzerin der Joseon-Ära
Das Seiltanzen: ein neues immaterielles Kulturerbe

Am 28. November wurden durch die UNESCO die Neuzugänge auf der Liste des immateriellen Kulturerbes bekanntgegeben. Korea hatte sich mit sechs Disziplinen beworben, von denen drei erfolgreich waren: die Kampfkunst Taekkyeon, die Ramieweberei aus der Region Hansan, und das Seiltanzen, auf Koreanisch Jultagi. Der letzte Punkt scheint erst einmal überraschend, gibt es das Seiltanzen doch längst nicht nur in Korea. Doch während in anderen Ländern der Schwerpunkt der Seilkunst auf akrobatische Schwierigkeit gelegt wird, ist das in Korea nur ein Faktor unter vielen. Hier verbinden sich beim Seiltanz traditionelle Musik, Bewegung und Schauspielerei zu einer komplexen Kunstform, und diese Vielseitigkeit hat offenbar auch die Jury der UNESCO überzeugt.

Beim koreanischen Seiltanzen laufen die Seiltänzer ohne Sicherheitsnetz oder -leine auf einem in drei Meter Höhe gespannten Seil. Zwischendurch nutzen sie die Schwingung des Seils, um sich in die Höhe zu katapultieren, und das Ganze wird begleitet von unterhaltsamen Geschichten und Scherzen. Für die Zuschauer ist das Spannung und Unterhaltung in einem. Der Seiltanz wurde vor allem in der Joseon-Zeit von fahrenden Künstlern dargeboten, und der berühmteste von ihnen war eine Frau: Baudeogi.


Die einzige Frau an der Spitze der Volkskunsttruppe Namsadang

Baudeogi wurde 1848 unter dem Namen Kim Am-deok als Tochter eines armen Bauern in der Stadt Anseong geboren. Mit fünf Jahren wurde sie Mitglied der Namsadang, einer Truppe von fahrenden Volkskünstlern.

Anseong lag am Scheideweg zwischen der Hauptstadt Hanyang, dem heutigen Seoul, und den südlichen Regionen. Diese Lage machte die Stadt zum größten Handelsplatz des Landes, und sie zog rund um das Jahr Verkäufer und Käufer aus allen Himmelsrichtungen an. Auch die Namsadang-Truppe verweilte hier oft auf ihren Reisen durch das Land und unterhielt das Publikum mit Tanz, Gesang, Schauspiel und Akrobatik. Dieser Truppe vertraute der arme und kranke Vater von Baudeogi also seine kleine Tochter an.

Baudeogi wurde daraufhin von den Mitgliedern der Namsadang-Truppe in Volkstanz, Perkussionsmusik, Seiltanz und vielen anderen Kunstformen ausgebildet. Schon bald machte sie sich einen Namen: ihre Schönheit, ihr musikalisches Talent und vor allem ihre Seilkunst fesselten das Publikum derart, dass bald schon ein Lied über sie in aller Munde war.

Diese Beliebtheit und ihr Talent verhalfen ihr mit nur 15 Jahren an die Spitze der Namsadang. Als der damalige Direktor der Truppe, Yun Chi-deok, aus Altersgründen sein Amt niederlegte und ein Nachfolger gesucht wurde, wählten die Mitglieder Baudeogi einstimmig zur neuen Leiterin. Sie war die erste Frau auf der Position, und unter ihr sollte sich die Namsadang-Truppe zur besten Kompanie des Landes entwickeln.


Auszeichnung durch den Daewongun

1865, drei Jahre, nachdem Baudeogi die Führung der rund 100 Künstler der Namsadang übernommen hatte, erhielt sie eine ganz besondere Einladung.

Damals regierte der Daewongun anstelle seines minderjährigen Sohnes Gojong das Land. Er hatte gerade mit dem Großprojekt begonnen, den im 16. Jahrhundert durch die Japaner zerstörten Gyeongbok-Palast wieder aufzubauen. Doch aufgrund von fehlendem Geld und Problemen mit den Arbeitskräften kam er nicht gut voran.

Um die Moral vor Ort zu heben, rief der Daewongun darauf hin Baudeogi und ihre Truppe. Die Namsadang-Kompanie gab an der Baustelle des Gyeongbok-Palastes eine Vorstellung, die ein voller Erfolg war. Die begeisterten Arbeiter sollen mitsamt ihren Lasten auf dem Rücken mitgetanzt und gesungen haben. Für ihre Verdienste erhielt Baudeogi im Anschluss vom Regenten Daewongun einen Knopf aus Jade, den sonst nur Beamte ab einem bestimmten Rang an ihrem Haarband tragen durften.

Dieser Knopf hing von da an der Fahnenstange der Namsadang-Truppe, und andere Kompanien neigten aus Respekt ihre Fahnen, wenn sie Baudeogis Truppe begegneten. Aufgrund der Überragenheit ihrer Leiterin waren die Namsadang bald nur noch als „Baudeogi-Kompanie“ bekannt. Doch diesen Erfolg konnten die Künstlerin und ihr Publikum nicht lange genießen.


Ein zu früh verglühter Stern

Baudeogi hatte in jungen Jahren alles erreicht, was man sich als Akrobat und Künstler wünschen konnte, doch das harte Leben von einem Ort zum nächsten forderte seinen Tribut. 1870 starb sie mit nur 23 Jahren an einem Lungenleiden. In der Trauer um den verfrühten Tod einer großen Künstlerin entstand die Legende, dass Baudeogi eigentlich eine Himmelsfee gewesen sei, die zur Strafe für ein Vergehen für kurze Zeit auf die Erde geschickt worden war. In ihrem kurzen Leben schaffte es Baudeogi, die Grenzen, die ihr als Frau aus armen Verhältnissen in der damaligen Gesellschaft gesteckt waren, zu überwinden und mit ihrer Kunst das Volk zu trösten und zu unterhalten. Genau aus diesen Gründen ist sie zu Recht in die Geschichte eingegangen.

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