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Geschichte

Die Familie Choi aus Gyeongju: „Adel verpflichtet“ auf Koreanisch

2011-12-22

<b>Die Familie Choi</b> aus Gyeongju: „Adel verpflichtet“ auf Koreanisch
Ein Vorbild der Nächstenliebe

Der Dezember ist auch in Korea der Monat der Nächstenliebe. Die Heilsarmee sammelt im ganzen Land mit roten Kesseln und Glockengeläut für die Bedürftigen, und auch viele andere Organisationen fordern die Menschen mit Spendenaktionen zum Teilen auf. Da müssen viele Koreaner wieder an eine Familie denken, die aufgrund ihrer Selbstlosigkeit seit Jahrhunderten den Respekt und die Bewunderung ihrer Mitmenschen genießt: die Familie Choi aus Gyeongju.


Choi Guk-seon zeigt Weg zu wahrem Reichtum auf

Der Choi-Klan aus der Stadt Gyeongju im Südwesten des Landes hat nicht wenige berühmte Persönlichkeiten hervorgebracht. Choi Chi-won, ein berühmter Gelehrter aus der Silla-Ära, gehört dazu, oder auch General Choi Jin-rip, ein Held aus der Zeit der manschurischen Invasionen im 17. Jahrhundert. Doch ihren heutigen Ruf hat die Familie vor allem Choi Guk-seon zu verdanken, der ebenfalls im 17. Jahrhundert an die Spitze des Hauses trat. Choi Guk-seons Vater war mit Hilfe von Landentwicklung bereits zu beachtlichem Reichtum gekommen, den sein Sohn zunächst mit Fleiß, Mühe, und strategischem Geschick weiter vergrößerte. Aber eines Tages beschloss Choi Guk-seon, dass die Familie reich genug sei und er ihren Wohlstand mit den Menschen um sich herum teilen wollte.

Man schrieb das Jahr 1671, als das Joseon-Reich von einer schweren Missernte heimgesucht wurde. Choi erkannte, dass ihm all sein Reichtum nichts bringen würde, wenn um ihn herum alle verhungert wären. Also wies er seine Bediensteten an, die Menschen in der Nachbarschaft mit Essen und Kleidung zu versorgen. Er öffnete seine Speicher und stellte im Hof einen großen Kessel auf, in dem von da an Tag für Tag Reisbrei gekocht und verteilt wurde. Als sich diese gute Tat herumsprach, strömten bald hungrige Menschen von nah und fern zum Haus der Familie Choi. Dank ihr musste nun in einer Zeit, in der abertausende von Menschen an Unterernährung starben, in Gyeongju keiner mehr verhungern.

Inspiriert von dieser Erfahrung verfasste Choi Guk-seon sechs Grundsätze, die von da an in seiner Familie galten:

1. Nehme keinen hochrangigen Beamtenposten an.
2. Häufe nicht mehr als zehntausend Seok Reis an. Gebe alles, was darüber hinausgeht, an die Gesellschaft zurück.
3. Kaufe in Jahren schlechter Ernte nicht das Land von anderen auf.
4. Halte deine Tür stets für alle Fremden offen.
5. Kleide Schwiegertöchter für die ersten drei Jahre in Baumwollkleidung.
6. Sorge dafür, dass in deinem Umkreis kein Mensch mehr verhungert.


Die Mitglieder der Familie Choi sollten also nicht nach Ruhm und Ansehen streben, sondern sich mit niedrigen Beamtenposten begnügen und sich dafür um die Menschen in ihrer Umgebung kümmern.

Choi Guk-seon hatte einen Weg gefunden, mit Anstand reich zu sein, und blieb seinen Grundsätzen bis zum letzten Moment seines Lebens treu. Auf dem Sterbebett rief er seinen Sohn zu sich und ließ alle Schuldscheine, die im Besitz der Familie waren, hervorholen. Sein letzter Wille war, dass Land und Häuser ihren Besitzern zurückgegeben und Schuldscheine über Geldbeträge verbrannt werden sollten.

Als dies bekannt wurde, hatte der Choi-Klan keine Mühe mehr, Pächter für sein Land zu finden, und die Menschen arbeiteten gerne und mit hoher Produktivität für ihn. Und obwohl von dem Reis, der in einem Jahr produziert wurde, ein Drittel für vorbeiziehende Wanderer und ein weiteres Drittel für Bedürftige in der Nachbarschaft vorbehalten war, konnte die Familie ihren Wohlstand für drei Jahrhunderte und zwölf Generationen aufrechterhalten.


Ein freiwilliger Verzicht auf Wohlstand zum Wohle des Landes

Doch mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts und der Führung von Choi Jun sollten die reichen Zeiten für die Familie ein Ende nehmen. Choi Jun stand während der japanischen Kolonialherrschaft in engem Kontakt mit der Unabhängigkeitsbewegung und finanzierte diese zunächst mit Hypotheken auf das Land der Familie. Als dies nicht mehr ausreichte, gründete er eine Handelsfirma, aus deren Gewinn er der Provisorischen Regierung in Shanghai Geld schickte. Innerhalb von zehn Jahren hatte er Schulden von 1,3 Millionen Yen angehäuft. Als die japanischen Kolonialherren davon erfuhren, musste Choi Jun grausame Folter ertragen, doch er blieb seinen Überzeugungen treu. Nach der Befreiung Koreas half er mit seinem letzten verbleibenden Vermögen bei der Gründung von Universitäten und hinterließ seinen Nachfahren so weder Geld noch Land.

Doch von den heutigen Mitgliedern der Familie ist kein Wort des Vorwurfs gegenüber ihrem Vorfahr zu hören, der noch nicht einmal einen Orden für seine Verdienste für das Land entgegen nehmen wollte. Teilen ist der größte Reichtum, so heißt es in der Familie Choi. Mit dieser Haltung ist der Klan bis heute ein Vorbild für alle Mitglieder der Oberschicht und das Haus, das in den Augen der meisten Koreaner den Grundsatz „Adel verpflichtet“ am vollkommensten verwirklicht hat.

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