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Geschichte

Gungye: der unerfüllte Traum von einer besseren Welt

2012-01-12

<b>Gungye</b>: der unerfüllte Traum von einer besseren Welt
Revolutionär oder Tyrann?

Die Jahre 768 bis 887, das Ende des Vereinigten Sillas, waren von ununterbrochenen Streitereien um den Königsthron und an die 20 Aufstände gekennzeichnet. Aufgrund der immer höher werdenden Steuern waren Raub und Diebstahl an der Tagesordnung, und anhaltende Dürre sorgte für Hunger und Krankheit im Volk. Für die meisten Menschen glich das Leben einer Hölle. In dieser Zeit gab es eine Persönlichkeit, die diese Missstände beseitigen wollte und den Menschen Hoffnung gab: ihr Name war Gungye. Wenn die Welt einer Hölle auf Erden gleicht, dann muss man sie zerstören, das war die feste Überzeugung dieses Herrschers. Gemeinsam mit dem Gründer des Königreiches Goryeo, Wanggeon, und König Gyeonhwon von Spät-Baekje wird er als einer von drei Hauptspielern dieser Ära betrachtet – doch das Urteil über ihn fällt sehr geteilt aus.

Auf der einen Seite war Gungye ein Revolutionär, der die Missstände und die Willkür der damaligen Gesellschaft beheben wollte und die Gleichberechtigung aller Menschen ausrief. Doch in seinen Bemühungen schoss er oft über das Ziel hinaus: er nannte sich selbst einen Buddha, wollte eine ideale Welt verwirklichen, und war ruchlos in der Verfolgung seiner Ziele. Dies führte dazu, dass Historiker der nachfolgenden Generationen ihn eher als Tyrann darstellten. Doch wer hat nun recht? Um diese Frage zu beantworten, wollen wir uns heute einmal das turbulente Leben dieser historischen Persönlichkeit genauer anschauen.


Ein Held mit einem schweren Schicksal

Gungye war der Sohn des 48. Königs von Silla, König Gyeongmun. Seine Geburt wird auf das Jahr 857 geschätzt. Trotz seiner Abstammung stand sein Leben von der ersten Minute an unter einem schlechten Stern: aufgrund einer Weissagung, laut der das Neugeborene dem Land großes Unheil bringen würde, befahl sein Vater das Kind zu töten. Doch die Amme brachte dies nicht über das Herz und floh mit dem kleinen Gungye aus dem Palast. Bei der Flucht wurde ein Auge des Kindes verletzt, sodass Gungye sein Leben lang auf einer Seite blind war.

Der Königssohn wuchs daraufhin als Mönch im Sedal-Tempel auf. Als Silla immer schwächer wurde und es überall im Land zu Unruhen und Aufständen kam, schloss er sich 891 zunächst dem Rebellen Gihwon an, der in der Nähe der heutigen Stadt Anseong aktiv war. 892 wechselte er ins Gefolge von Yanggil, einem anderen Aufständischen. Als Yanggils rechte Hand kontrollierte er daraufhin dessen Armee, griff immer wieder Orte in den Provinzen Gangwon, Gyeonggi und Hwanghae an, und versammelte nach und nach eine große Anzahl an Kämpfern um sich. Durch Bündnisse mit Park Ji-yun, einem reichen Aritokraten, und dem Wanggeon-Klan, der den Seehandel beherrschte, gelang es ihm, auch wirtschaftlich an Einfluss zu gewinnen.

Als er so militärisch und wirtschaftlich zu einer gewissen Macht gekommen war, besiegte er 898 Yanggil und schlug in Songak, dem heutigen Gaeseong, seine Zelte auf. 901 gründete er Spät-Goguryeo, das er drei Jahre später in Majin umbenannte. Gleichzeitig verlegte er seine Hauptstadt nach Cheorwon und begann zu herrschen.


Der Traum von Utopia: Wohlstand und Frieden für alle

Die Wahl auf Cheorwon fiel zuallererst aufgrund dessen geografischer Lage: es liegt genau in der Mitte der koreanischen Halbinsel und war damit hervorragend dafür geeignet, Silla im Süden zu unterwerfen und das Gebiet des früheren Goguryeo im Norden zurückzuerobern. Darüberhinaus befindet es sich mitten in einer der fruchtbarsten Regionen der Halbinsel. Mit einem guten Erntejahr hatte man hier für sieben Jahre ausgesorgt. Gungye wollte von diesem Ort aus eine ideale Welt aufbauen, in der Wohlstand und Frieden für alle herrschte. Er reformierte das auf Abstammung basierende Klassensystem des Silla-Reiches und berief viele Talente, die bis dahin aufgrund ihrer niedrigen Stellung alle Ambitionen hatten aufgeben müssen. Er nannte sich Maitreya, den Buddha der Zukunft, beseitigte gesellschaftliche Willkür, sorgte für Ordnung und begann, ein Land ohne Diskriminierung aufzubauen.

So bewegte er sich zwar Schritt für Schritt in Richtung seiner idealen Welt, doch auf dem Weg dahin wurde seine Tyrannei immer schlimmer. Er tötete immer öfter Menschen, die sich ihm ergaben, und auch intern führte er wiederholt Säuberungsaktionen durch. Bei einer solchen im Jahr 915 tötete er selbst seine Frau und seine zwei Söhne. 918 ernannten daraufhin seine Gefolgsleute Wanggeon zum neuen Herrscher. Gungye wurde vertrieben und schließlich in Pyeonggang vom Volk getötet. So kam sein Leben zu einem wenig rühmlichen Ende


Ein geschlagener Held

Wanggeon benannte das Reich in Goryeo um und verlegte die Hauptstadt 919 wieder in das heutige Gaeseong. Unter seiner Führung wurden die späten drei Königreiche vereinigt, und Goryeo sollte für fünf Jahrhunderte auf der koreanischen Halbinsel bestehen. Gungye hingegen, der vor 1000 Jahren wie Wanggeon von einer Vereinigung der drei Königreiche geträumt hatte, verschwand in den Fußnoten der Geschichtsbücher. Damit erging es ihm wie vielen, die in turbulenten Zeiten von einer anderen und besseren Welt geträumt haben – nur um sich dann anderen, erfolgreicheren Herrschern geschlagen geben zu müssen.

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