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Geschichte

Kim Si-seup: Idealist, Vagabund und schreibendes Genie

2012-01-19

<b>Kim Si-seup</b>: Idealist, Vagabund und schreibendes Genie
Wer war Kim Si-seup?

Ein Kindergenie, das bereits mit fünf Jahren die konfuzianischen Klassiker „Das Große Lernen“ und „Mitte und Maß“ gelesen hatte und selbst Gedichte und Prosa schrieb; ein Idealist, der aus Überzeugung nicht unter König Sejo diente, der seinen Neffen Danjong vom Thron verstoßen hatte; ein Mönch, der in Armut durch das Land wanderte und die buddhistischen Schriften studierte; ein genialer Dichter und Romanautor...

Von wem hier die Rede ist? All diese Beschreibungen treffen auf Kim Si-seup zu, der in der Joseon-Ära lebte und auch unter seinem Künstlernamen Maewoldang bekannt ist. Und doch werden sie ihm nicht gerecht. Denn Kim war ein Mensch, der sich in keine Schublade stecken ließ.


Ein fünfjähriges Genie

Kim Si-seup wurde 1435 in der Nähe der konfuzianischen Akademie Sunkyunkwan in Seoul geboren. Bereits mit 8 Monaten begann er zu lesen und zu schreiben, und mit drei Jahren ließ er sich von einem Mühlstein, der Gerste mahlte, zu seinem ersten Gedicht in klassischem Chinesisch inspirieren. Er war ein Kindergenie, wie es im Buche steht.

Als sich sein Ruf daraufhin im ganzen Land verbreitete, rief der damalige König Sejong den fünfjährigen Kim in den Palast. Er wollte überprüfen, ob an den Gerüchten über das Genie etwas dran ist. König Sejong gab Kim Si-seup folgenden Satz vor: „Das Lernen eines Kindes ist wie der Tanz eines Kraniches im Himmel.“ Kim sollte ihn ergänzen, und ohne eine Sekunde zu zögern antwortete er Sejong mit „Die Moral eines Königs ist wie ein ruhender Drache im Meer.“ Der König war daraufhin so beeindruckt, dass er Kim ein fünfjähriges Genie nannte und ihm für später ein Amt am Hof versprach. Doch dieses Versprechen konnte König Sejong nicht halten.


Die sechs loyalen Untertanen: Widerstand aus Überzeugung

Als Kim Si-seup fünfzehn war, verlor er seine Mutter. Er lebte daraufhin bei der Verwandschaft mütterlicherseits, doch nach nicht einmal drei Jahren starb auch die Frau seines Onkels, und als er aus der Provinz wieder nach Seoul kam, fand er seinen Vater schwer krank vor. 1453, mit neunzehn Jahren, fiel Kim daraufhin durch die staatliche Beamtenprüfung.

Zur Büse für sein Versagen ging er in den Jungheung-Tempel in der Nähe von Seoul. Dort befand er sich, als Prinz Suyang 1455 seinen Neffen Danjong vom Thron verstieß und sich selbst zum König Sejo machte. Als Kim davon erfuhr, verbrannte er aus Protest all seine Bücher, schor sich den Kopf und wurde zum Mönch. Er war damit einer von den songenannten „Sechs loyalen Untertanen“, auf Koreanisch „Saengyuksin“ genannt, die Danjong die Treue hielten und unter Sejo nicht als Beamte dienten. Die anderen fünf hießen Wonho, Yi Maeng-jeon, Joryeo, Seong Dam-su und Nam Hyo-on.

Als sechs andere Gegner König Sejos versuchten, Danjongs Herrschaft wieder herzustellen, und dafür mit dem Tod bestraft wurden, kümmerte sich Kim Si-seup um ihr Begräbnis. Anschließend brach er auf und lebte von da an als wandernder Mönch.

In neun Jahren durchzog er die gesamte koreanische Halbinsel. Während dieser Zeit betete, sang und dichtete er, und so entstanden in den Jahren um die 2.200 Gedichte, in denen Kim sein Leid und seinen Weltschmerz zum Ausdruck brachte. 1465 baute er sich schließlich eine kleine Einsiedelei im Nam-Berg von Gyeongju. Hier lebte er sieben Jahre lang und verfasste ein Werk, das als ein Meilenstein in die Literaturgeschichte Koreas eingehen sollte.


Koreas erster Roman in klassischem Chinesisch: Geumosinhwa

Kim Si-seup schrieb hier Koreas ersten Roman in klassischem Chinesisch, der den Titel Geumosinhwa trug, zu Deutsch soviel wie „Die Legende von Geumo“. Heute sind nur noch fünf Bände davon erhalten, doch vom Aufbau der Geschichte her kann man davon ausgehen, dass ursprünglich noch mehr existierten. In dem Roman wenden sich die Hauptfiguren, allesamt mit gutem Aussehen und Talent gesegnet, von der Welt ab und erleben in einer Traumwelt seltsame Dinge. Kim brachte hier seine Überzeugung zum Ausdruck, dass menschliches Mitgefühl und die Wahrheit unter keinen Umständen aufgegeben werden dürfen.

Nachdem der Roman fertiggestellt war, kehrte Kim nach Seoul zurück und lebte zunächst weitere zehn Jahre als Mönch. Anschließend gab er sein Mönchtum auf, wandte sich dem Ackerbau zu und schrieb weiter. Doch als es unter König Seongjong erneut zu politischen Verwirrungen kam, begab er sich wieder auf Wanderschaft. Schließlich starb er 1493, mit 58 Jahren, im Muryeong-Tempel in der Chungcheong-Provinz. Auf seinem Grabstein wurde auf seinen Wunsch hin folgender Spruch eingemeiselt: „Ein alter Mann, der bis zu seinem Tod das Träumen nicht aufgab.“

So war Kim Si-seup ein Mensch, der in keine Kategorie passte. Und doch beeinflusste er mit seiner Philosophie, die Elemente aus dem Konfuzianismus, dem Buddhismus und dem Zen-Buddhismus enthielt, und mit seinen lebendigen und tiefgehenden Texten bis zum Ende der Joseon-Zeit viele Gelehrte und Könige.

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