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Geschichte

Eom Bok-dong: Koreas Fahrradpionier

2012-05-10

<b>Eom Bok-dong</b>: Koreas Fahrradpionier
Die Geburt eines Radsportstars

In den 1920ern besang ein bekanntes koreanisches Lied zwei Volkshelden: Koreas ersten Piloten An Chang-nam und den erfolgreichen Radfahrer Eom Bok-dong. Vor allem Eom, der in zahlreichen Rennen die japanischen Konkurrenten überlegen besiegte, war der Stolz der ganzen Nation.

Das Fahrrad wurde 1790 vom französischen Adligen Comte de Sivrac erfunden und gelangte wohl gegen Ende der Joseon-Ära, im späten 19. Jahrhundert, auf die koreanische Halbinsel. Es war zunächst ein Fortbewegungsmittel für die reiche Oberschicht. Ab Beginn des 20. Jahrhunderts wurden die ersten Rennen veranstaltet, mit denen in erster Linie der Verkauf angekurbelt werden sollte. Viele Fahrradgeschäfte bildeten daher ihre Angestellten zu Rennfahrern aus - auch Eom Bok-dong kam so zum Radsport.

Eom Bok-dong war 1892 in Seoul geboren worden. Nach dem Abschluss der Grundschule arbeitete er zunächst in der Stadt Pyeongtaek südlich von der Hauptstadt in einem Fahrradgeschäft. Für sein Training als Rennfahrer folgte er den fahrende Verkäufern, die auf den rund 70 km zwischen Seoul und Pyeongtaek pendelten. Das war der Beginn seiner Sportlerkarriere.

Im April 1913 nahm Eom mit 21 Jahren am nationalen Radrennen Joseon teil - und gewann. Es war die Geburt eines Volkshelden. Das Rennen wurde von den beiden Zeitungen „Gyeongseong Ilbo“ und „Maeil Sinbo“ veranstaltet und bestand aus drei Renntagen in drei verschiedenen Städten: Incheon am 12. April, Yongsan am 13. April und Pyeongyang am 27. April. Eom Bok-dong trat bei dem Rennen mit einem gebrauchten Fahrrad an. Am zweiten Renntag schüttelte er in Yongsan vier japanische Verfolger ab und belegte den ersten Platz. Beim letzten Rennen in Pyeongyang, das zwei Wochen später stattfand, gewann Eom wieder und wurde auf dem Siegertreppchen von einem zweiten koreanischen Fahrer, Hwang Su-bok, auf dem 3. Platz begleitet. Für das koreanische Volk, das zu diesem Zeitpunkt bereits unter der Kolonialherrschaft der Japaner litt, war dies eine große Genugtuung, und Eom Bok-dong wurde über Nacht zum Star.


Eoms Beliebtheit sprengt alle Dimensionen

Die Nachricht von Eoms Sieg ließ ein ungemeines Interesse am Fahrradsport erwachen. Die Rennen, die bis dahin eher den Charakter von Vereins- oder Werbeveranstaltungen gehabt hatten, zogen plötzlich die Massen an und entwickelten sich zu großen Sportereignissen. Eom Bok-dong gewann weiterhin ein Rennen nach dem anderen, so auch das Nationale Radrennen Joseon im Jahr 1922, das am 31. Mai und 1. Juni in Pyeongyang stattfand.

Eom zügelte oft bis zur Hälfte des Rennens sein Tempo und fuhr im Fahrerfeld mit, um erst auf dem letzten Teilstück anzuziehen. Dann legte er einen Endspurt hin und überholte in der letzten Runde unter dem Jubel der Zuschauer alle Konkurrenten, um als erster über die Ziellinie zu fahren. Doch angesichts von Eoms Erfolgen kam es auch bald immer wieder zu Zwischenfällen, mit denen seine Überlegenheit gebrochen werden sollte.

Bei einem Rennen am 2. Mai 1920 lag Eom beispielsweise klar vorne, als ein japanischer Richter unter dem Vorwand der einbrechenden Dunkelheit plötzlich das Rennen unterbrachen. Als Eom vehement protestierte, schlugen Japaner ihn nieder. Am 2. April 1922 wurde Eom bei einem Rennen in Sangju von japanischen Fahrern behindert und bei einem Unfall schwer verletzt.

Eom Bok-dong war jedoch für seinen Kampfgeist bekannt. Auch nach Stürzen stand er meistens sofort wieder auf und machte sich ans Aufholen. Mit dieser Einstellung gewann er weiter ein Rennen nach dem anderen. Auch im Alter von 40 Jahren gewann er noch am 20. April 1932 überlegen ein 10.000-m-Rennen. Das brachte ihm den Spitznamen „Phoenix“ ein.


Ein Name, der nicht in Vergessenheit gerät

Eom Bok-dong einfach nur als einen Sportstar zu bezeichnen wäre eine Untertreibung. Mit seinen Erfolgen, bei denen er allen Widrigkeiten trotzte, war er für die Menschen seiner Zeit ein Idol, das ihnen auch oder gerade unter der Kolonialherrschaft Stolz und Hoffnung verlieh. Doch das bewahrte ihn nicht vor einem tragischen Ende. Nachdem Eom Anfang der 1930er als aktiver Sportler zurückgetreten war, hatte er Schwierigkeiten, seinen Lebensunterhalt zu verdienen, und war zu einem Vagabundenleben verdammt. 1951 wurde er während des Koreakrieges bei einem Angriff in den Bergen bei Dongducheon nördlich von Seoul getötet.

Eoms Name ist bis heute nicht in Vergessenheit geraten. Seit 1977 veranstaltet der Koreanische Radsportverband jährlich ein Rennen, das nach Eom Bok-dong benannt ist, und dieses Jahr soll auch ein Kinofilm über den Radfahrer produziert werden. Er kann also auch heute noch getrost als einer der größten koreanischen Radsportler aller Zeiten bezeichnet werden.

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