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Geschichte

Seok Ju-myeong: Koreas größter Schmetterlingforscher

2013-03-14

<strong>Seok Ju-myeong</strong>: Koreas größter Schmetterlingforscher
Zu den bekanntesten Koreanern während der japanischen Kolonialzeit zählten der Marathonläufer Sohn Kee-chung, der 1936 in Berlin die olympische Goldmedaille gewann, und der Schmetterlingsforscher Seok Ju-myeong. Doch während Sohn Kee-chung auch heute noch jedem in Korea ein Begriff ist, ist Seok Ju-myeong weitgehend in Vergessenheit geraten. Wer war dieser Mann, der auch unter Japanern größten Respekt genoss?

Frühes Interesse an der Biologie

Seok Ju-myeong wurde am 13. November 1908 in Pjöngjang geboren. Er wuchs in einer wohlhabenden Familie auf: so erhielt er einmal von seiner Mutter eine Schreibmaschine als Geschenk, was damals ein absolutes Luxusgut war.1921 schloss er die öffentliche Jongno-Grundschule in Pjöngjang ab und wechselte auf die Sungsil-Oberschule. Als im folgenden Jahr durch Streiks der Schüler kein Unterricht mehr stattfand, wechselteer zur Songdo-Oberschule, die vom Pädagogen und Unabhängigkeitsaktivisten Yun Chi-ho gegründet worden war.

Dieser Schulwechsel sollte sich als richtungsweisend für sein Leben herausstellen. Denn zu dem Zeitpunkt unterrichte der bekannte Ornithologe Won Hong-gu an der Schule Naturwissenschaften. Durch ihn entdeckte Seok sein Interesse an der Natur. 1926 war er dann der erste koreanische Student, der vom Kagoshima-Kolleg aufgenommen wurde, welches eine der renommiertesten Schulen für Landwirtschaft in Japan war. Dort wurde er von Professors Okajima Kinji, dem damaligen Präsidenten der Japanischen Gesellschaft für Insektenkunde, unter seine Fittiche genommen und zeigte ertmals Interesse für das Studium von Insekten.

Seok schloss sein Studium in Japan im Jahr 1929 ab. Im darauf folgenden Jahr wurde er Biologielehrer an seiner Alma Mater, der Songdo-Oberschule, und begann gleichzeitig mit der eingehenden Erforschung von Schmetterlingen.


Das Studium der Schmetterlinge

Zunächst war Seok mehr an allgemeinen biologische Themen interessiert gewesen, doch aufgrund seiner schlechten Augen wandte er sich bald der Insektenkunde zu. Er beschoss, mit dem Sammeln von Schmetterlingen zu beginnen, was für viele Insektenkundler den Einstieg darstellt.

An der Songdo-Oberschule wurden ihm dafür gute Bedingungen geboten. Die Schule war 1906 mit der finanziellen Unterstützung von Warren Candler gegründet worden, dem Kanzler der US-amerikanischen Emory-Universität. Der Campus war größer als zum Beispiel der der bekannten Waseda-Universität in Japan, und bestens ausgestattet. Das dreistöckige Museum, das an die Schule angeschlossen war, besaß die beste Präparatsammlung des Landes sowie hervorragende Labore, Archive und Unterrichtsräume. Hier widmete sich Seok für die nächsten elf Jahre der Erforschung der Schmetterlinge auf der koreanischen Halbinsel. Wann immer die Zeit es ihm erlaubte, reiste er auf der Suche nach neuen Exemplaren durchs ganze Land, und in den Sommerferien brachten ihm auch Schüler aus verschiedenen Regionen Schmetterlinge, die sie gefangen hatten. So baute er eine gewaltige Sammlung von zuletzt 750.000 Schmetterlingsexemplaren auf.


Ein neues Zeitalter der Schmetterlingsbestimmung

In den frühen 1930er Jahren, als Seok mit seinen Studien begann, hatten ausländische Wissenschaftler bereits rund 50 Jahre lang die koreanischen Schmetterlinge erforscht. Doch ihre Arbeiten hatten große Mängel: es wurden zumeist nur wenige Exemplare gesammelt und untersucht, und bei jeder kleinsten Abweichung wurde sofort eine neue Unterart oder Variante eingeführt und dann natürlich nach ihrem jeweiligen Entdecker benannt. Seok war sich der Problematik der bisherigen Klassifikation der koreanischen Schmetterlinge bewusst, und machte sich daran, sie zu korrigieren.

Dafür sammelte er mehr Exemplare als irgendein Forscher je zuvor. Mit ihnen konnte er nachweisen, dass viele der Unterschiede, die bislang zur Einteilung in verschiedene Arten geführt hatten, lediglich individuelle Variationen zwischen einzelnen Exemplaren der gleichen Art gewesen waren. Die zuvor 844 Arten und Unterarten reduzierte er auf Grundlage seiner Arbeiten auf 248 Arten, legte für jede Art die Spannbreite der individuellen Unterschiede fest, und benannte viele Arten neu. Die Ergebnisse präsentierte er dann schließlich in dem Buch „Gesamtsystematik der koreanischen Schmetterlinge“. Es läutete ein neues Zeitalter der koreanischen Schmetterlingsforschung ein und war das erste Buch eines Koreaners, dass je in den Bestand der Bibliothek der britischen Royal Society aufgenommen wurde.


Ein Leben für die Schmetterlinge

Seoks gesamtes Leben galt den Schmetterlingen. Unzählige Artenbezeichnungen gehen auf ihn zurück, und selbst als 1950 der Koreakrieg ausbrach, ließ er seine Schmetterlingssammlung nicht im Stich. Er verblieb in Seoul, und das sollte ihn das Leben kosten: am 6. Oktober 1950 starb erdurch einen Kugelschussauf dem Weg zum Nationalen Wissenschaftsmuseum, in dem die 750.000 Schmetterlinge aufbewahrt wurden. Korea verlor damit einen seiner bekanntesten Wissenschaftler und den besten Kenner seiner Schmetterlinge.

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