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Geschichte

Yi Jung-hwan: Autor des Geographiebuches „Taekniji“

2013-02-21

<strong>Yi Jung-hwan</strong>: Autor des Geographiebuches „Taekniji“
In der Joseon-Dynastie hatte Literatur einen hohen Wert, und während ihrer fünfhundertjährigen Geschichte enstand eine beeindruckende Anzahl an Büchern aller Art. Eine besondere Blütezeit erlebte das geschriebene Wort im späten Joseon, als die Verbreitung des koreanischen Alphabetes Hangeul und Veränderungen im gesellschaftlichen Bewusstsein dazu führten, dass immer mehr Menschen lasen. In dieser Zeit gab es einige regelrechte Bestseller. Die größten von ihnen waren das „Jehol-Tagebuch“ von Park Ji-won, in dem der Autor von seinen Erlebnissen auf einer Chinareise berichtete und gesellschaftliche Probleme mit scharfer Satire kommentierte, und „Taekniji“. Dieses Buch zur Geographie Joseons war so beliebt, dass innerhalb von kürzester Zeit nach Veröffentlichung des Originals zehn verschiedene Versionen mit unterschiedlichen Titeln im Umlauf waren, und es für Gelehrte aus der Oberschicht zur Mode wurde, mit dem Buch als Begleiter eine Rundreise durchs Land zu machen. Der Autor Yi Jung-hwan ist heute unser Thema.


Eine steile Karriere

Yi Jung-hwan wurde 1690 in den adligen Yi-Klan aus Yeoju hineingeboren, dessen Mitglieder schon seit Generationen den Königen als Beamte dienten. Auch Yis Vater füllte über die Jahre hinweg verschiedene Posten im ganzen Land aus, und sein Sohn zog jedes Mal mit um. So lernte Yi schon als Kind viele verschiedene Ecken Joseons kennen.

Yi zeigte von klein auf ein großes Talent fürs Schreiben. Überall dort, wohin ihn die Arbeit seines Vaters verschlug, verkehrte er mit Gelehrten und Dichtern und tauschte sich mit ihnen in Form von Gedichten aus. 1713, im Alter von 24 Jahren, bestand er die landesweite Beamtenprüfung und trat in den Regierungsdienst ein. Seine Karriere verlief zunächst sehr geradlinig. Nach einer Reihe von verschiedenen Posten wurde er 1722 auf ein hochrangiges Amt des Ministeriums für militärische Angelegenheiten berufen.


Politische Fehden und Exil

In den darauffolgenden Jahren kam es jedoch zu politischen Säuberungen am Hof, die Yi’s Aufstieg ins Stocken brachten. Zu seinen Lebzeiten regierten die Könige Sukjong und Gyeongjong, und unter ihnen waren die für Joseon typischen Fehden zwischen verschiedenen politischen Gruppierungen am Hof besonders ausgeprägt. 1722 wurden so 170 Mitglieder der einflussreichen Noron-Faktion für einen angeblichen Putschversuch gegen König Gyeongjong bestraft. Die Informationen über diese Verschwörung gingen auf Mok Ho-ryong zurück, der der rivalisierenden Soron-Faktion angehörte. Im darauffolgenden Jahr stellte sich jedoch heraus, dass die Anschuldigungen falsch gewesen waren, und nun traf die Bestrafung Mok und seine Soron-Faktion. Unter ihnen war auch Yi Jung-hwan, der eng mit Mok verbunden war. So wurde Yi vom neuen König Yeongjo ins Exil geschickt.

1727 wurde er kurz in die Freiheit entlassen, nur um bald darauf wieder in politische Fehden verstrickt und ins Exil geschickt zu werden. Damit war Yi einer derjenigen, die am meisten unter den Streitigkeiten am Hof dieser Zeit zu leiden hatte. Nachdem er endgültig aus dem Exil entlassen worden war, zog er sich dann auch aus der Politik zurück und begann, das Land zu bereisen. Das Ergebnis seiner Reisen war das bereits genannte geographische Werk „Taekniji“, das 1751 das Licht der Welt erblickte.


„Taekniji“: ein geographischer Klassiker

Taekniji gilt nicht nur als das beste Buch zur Geographie Joseons, sondern auch als das erste nennenswerte Werk zur Humangeographie in Korea. In ihm trug Yi seine Erkenntnisse aus drei Jahrzehnten Reisen durchs Land zusammen.

Üblicherweise wurde Joseon damals in Verwaltungseinheiten unterteilt betrachtet, aber Yi brach mit dieser Tradition. Er teilte das Land vielmehr in verschiedene Lebensräume ein und beschrieb zu jedem der Gebiete Politik, Wirtschaft, Verkehr und Menschenschlag in großem Detail. Das Buch war voll praktischer Informationen, die Yi jeweils vor Ort gesammelt hatte. Damit diente es Reisenden als Reiseführer, Händlern als ein Nachschlagewerk zu lokalen Produkten und Logistik, und Experten der Geomantik als eine Quelle für Informationen zur Topographie und zu Orten mit besonders gutem Energiefluss.

Das Buch war in drei Kapitel unterteilt, in denen der Autor seine Erkenntnisse zu den Themen Politik, Gesellschaft und Wirtschaft niederschrieb: im ersten ging es um die vier gesellschaftlichen Schichten, im zweiten um die acht Provinzen und im dritten um die besten Orte zum Leben. Und auch wenn es sich in erster Linie um ein Buch zur Geographie Joseons handelte, leitete Yi den Leser auch dazu an, das Leben von einem philosophischen Standpunkt aus zu betrachten und darüber nachzudenken, wie ein Leben mit Sinn und in Würde aussehen sollte.


Ein Buch mit Relevanz – auch heute

Dies kommt vor allem am Ende des Buches zum Vorschein, als Yi den Leser direkt anspricht: Wer das Buch richtig nutzen wollte, der sollte nach der wahren Bedeutung außerhalb des geschriebenen Wortes suchen. Damit wollte Yi mitteilen, dass die besten Orte zum Leben nicht von vornherein existierten, sondern von ihren Bewohnern geschaffen wurden.

Yi starb 1756, fünf Jahre nachdem er sein Lebenswerk fertiggestellt hatte. Die Fragen, die er in dem Buch ansprach, haben aber bis heute Gültigkeit. Denn auch in modernen Zeiten fragen sich die Menschen, ob ihre Umgebung für ein menschenwürdiges Leben geeignet ist, ob sie sich genug um ein gutes Verhältnis mit ihren Nachbarn kümmern und wo sie sich langfristig niederlassen sollen. Damit ist Yi Jung-hwans Buch mehr als nur eine historische Quelle zur Geographie des Joseon-Reiches; es ist ein Klassiker, der auch heute noch von großer Relevanz ist.

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