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Geschichte

Kim Myeong-sun: dieerste koreanische Schriftstellerin der Moderne

2013-03-28

<strong>Kim Myeong-sun</strong>: dieerste koreanische Schriftstellerin der Moderne
Die Geschichte der modernen koreanischen Literatur begann im Jahr 1917 mit dem Roman „Herzlos“ des Schriftstellers Yi Gwang-su. Weibliche Autorinnen der Anfangsjahre finden in der Literaturgeschichtezumeist nur wenig Erwähnung. Das liegt aber nicht daran, dass sie nicht existierten. So veröffentlichte Kim Myeong-sun 1917 eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Ein verdächtiges Mädchen“, 1918 erschien die Novelle „Kyeonghui“ der Malerin Na Hye-seok, und 1920 das Werk „Offenbarung“ der buddhistischen Nonne Kim Il-yeop. Wir wollen heute das Leben und Wirken einer dieser Frauen der ersten Stunde, Kim Myeong-sun,einmal näher betrachten.


Ein Mädchen von großer Intelligenz

Kim Myeong-sun wurde 1896 in Pjöngjang geboren. Ihr Vater Kim Hui-gyeong war ein bekannter und wohlhabender Mann in der Stadt, ihre Mutter jedoch eine Unterhaltungskünstlerin und spätere Konkubine. Ihre Geburt als illegitime Tochter einer Nebenfrau sollte Kim Myeong-sun, die schon als Kind große Intelligenz und literarisches Talent zeigte, fürs Leben zeichnen.

Nachdem sie 1903 in die Namsanhyeon-Schule in Pjöngjang eingeschult worden war, besuchte sie 1905 eine christliche Schule in der Stadt, bevor sie auf die Jinmyeong-Schule für Mädchen in Seoul wechselte. Dort stach sie durch ihre vielseitige Begabung heraus. So verfasste sie 1910 nach der Annektion Koreas durch Japan ein Gedicht, in dem sie das Schicksal ihrer Heimat beklagte.1912 schloss sie die Jinmyeong-Schule als Zweitbeste ihrer Klasse ab und ging nach Japan, wo sie mit modernen Wissenschaften und Sichtweisen in Berührung kam. Nach ihrer Rückkehr 1915 schloss sie ihre Schulausbildung an der Sungmyeong-Oberschule für Mädchen ab. Im März 1917 machte sie ihren Abschluss und begann dann ein Leben als Schriftstellerin.


Eine moderne Frau und Autorin

Kim war eine der wenigen Frauen ihrer Zeit, die im Ausland ausgebildet worden war. Ihre Erfahrungen führten dazu, dass sie eine negative Einstellung zur traditionellen Ehe hatte und sich mit den Zielen der Frauenbewegung identifizerte. Dies spiegelte sich auch in ihrem Schreiben wider. 1917 reichte sie bei einem Literaturwettbewerb der Zeitschrift „Jugend“ eine Kurzgeschichte mit dem Titel „Ein verdächtiges Mädchen“ ein. Damit gab sie ihr literarisches Debüt, und das mit großem Erfolg. Denn die beiden Juroren des Wettbewerbes, die bekannten Schriftsteller Yi Gwang-su und Choi Nam-seon, waren zutiefst beeindruckt von Kims Geschichte einer Frau, die unter dem konventionellen Verhältnis der Geschlechter und einer unglücklichen Ehe leidet. Kim gewann den zweiten Platz.

1919 ging sie nach Japan, um das Tokyoter Kolleg für Frauen zu besuchen und ihren Wissens- und Erfahrungsschatz zu erweitern. Dort war sie auch in einer Gruppe koreanischer Studenten aktiv, wo sie auf den Schriftsteller Jeon Yeong-taek traf. Durch ihn kam sie mit dem einflussreichen Literaturmagazin „Kreativität“ in Kontakt und begann ernsthaft mit dem Schreiben.Unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlichte sie Gedichte, Kurzgeschichten, Essays, Kritiken und Theaterstücke. Sie arbeitete außerdem als Reporterin für die Zeitung Maeil Sinbo und spielte die Hauptrolle in einem Film mit dem Titel „Die Floristin“.

Im Februar des Jahres 1920 begann Kim für das Literaturmagazin „Neue Frau“ zu arbeiten, das von der Schriftstellerin und Nonne Kim Il-yeop gegründet worden war. Sie schrieb außerdem für eine weitere Zeitschrift mit dem Titel „Ruine“. Darüber hinaus übersetzte sie die Werke des amerikanischen Schriftstellers Edgar Allan Poe erstmals ins Koreanische und war die erste koreanische Autorin, die eine eigene Kurzgeschichtensammlung veröffentlichte. Insgesamt verfasste sie rund 170 Werke.


Ein einsames Schicksal

Doch der ganz große Erfolg blieb ihr versagt. Aufgrund der Tatsache, dass sie die Tochter einer Konkubine war und ein freies Leben als Frau mit wechselnden Partnern führte, erfuhr ihre Literatur nie die Wertschätzung, die sie verdient gehabt hätte. 1939 gab Kim schließlich auf. Die Autorin, die wieder in Japan lebte, veröffentlichte ein letztes Gedicht mit dem Titel „Die letzte Nacht des Monats“und verabschiedete sich damit vom Schreiben.

Es folgten Jahre der Armut und psychischer Erkrankungen, bis Kim Myeong-sun 1951 in Japan nach einer schweren Krankheit schließlich starb. In ihrer Heimat Korea wurde ihr Tod erst in den 1980ern bekannt, als die Literaturwissenschaft begann, sich für die Schriftstellerin zu interessieren. Kims Literatur spricht von Identität und Nationalität, vom Leid der Frauen ihrer Ära, und von ihrem eigenen Leben. Es ist nun Aufgabe der kommenden Generationen, Kim Myeong-sun und ihrem Werk die Aufmerksamkeit zukommen zu lassen, die ihr von ihren Zeitgenossen verwehrt wurde.

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