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Geschichte

Maechang: Gisaeng und dichterisches Ausnahmetalent

2013-03-21

<strong>Maechang</strong>: Gisaeng und dichterisches Ausnahmetalent
Die sogenannten Gisaeng sorgten in der Joseon-Ära bei Banketten und anderen gesellschaftlichen Anlässen für Unterhaltung. Sie gehörten zur unteresten Gesellschaftsschicht, waren aber auf den Gebieten der Literatur, der Musik und des Tanzes versiert und verfügten oft über viel Talent, Intelligenz und persönliche Integrität. Von den meisten Gisaeng ist heute nur noch wenig bekannt, doch eine bildet hier eine große Ausnahme: ihr Name war Maechang, und sie zählte zu den bekanntesten Dichterinnen Joseons. Wer war sie?


Maechangs Leben und Dichtung

Maechang wurde 1573 in Buan in der Nord-Jeolla-Provinz geboren. Ihr Vater war Yi Tang-jong, ein niedrigrangiger Beamter in der Provinzstadt, ihre Mutter eine Sklavin. Maechangs richtiger Name war Yi Hyang-geum.

Trotz ihres niedrigen Standes las Maechang schon als Kind die chinesischen Klassiker, und im zarten Alter von neun Jahren schrieb sie sogar ihre ersten Gedichte in der chinesischen Schrift. Doch aufgrund ihrer Abstammung war ihr Weg vorgezeichnet, und auf Wunsch des lokalen Orstvorstehers ließ sie sich schließlich in Buan als Gisaeng registrieren. Sie gab sich selbst den Künstlernamen Maechang und begann einen neuen Lebensabschnitt.

Der Ortsvorsteher liebte Maechang von ganzem Herzen, doch als er nach Seoul versetzt wurde, blieb sie alleine zurück. Um den Schmerz über die Trennung zu stillen, begann sie Gedichte zu schreiben. Bald schon erlangten ihre poetischen Werke größere Bekanntheit, und sie wurde zu immer mehr Banketten eingeladen. In kürzester Zeit stieg sie zu einer berühmten Künstlerin und Unterhalterin auf, tauschte Gedichte mit Adligen aus und bot ihnen ihre Gesangs- und Tanzkünste dar.


Gisaeng und Dichterin

Maechang war nicht freiwillig Gisaeng geworden. Wie für soviele andere ihrer Zeit war ihr der Weg aufgrund ihrer bescheidenen Herkunft vorgezeichnet gewesen. Doch durch Kontakte mit Figuren wie Heo Gyun, einem der größten Schriftsteller des 16. Jahrhunderts, oder Kwon Pil, der ebenfalls für seine herausragenden dichterischen Fähigkeiten bekannt war, konnte ihr literarisches Talent aufblühen. Vor allem Heo Gyun trug viel dazu bei, Maechangs Gedichte im ganzen Land bekannt zu machen. Der literarische Rebell und Autor des koreanischen Robin-Hood-Romanes „Hong Gil-dong“ war zutiefst beeindruckt von Maechangs Talent, und die beiden entwickelten eine enge Freundschaft. Heo Gyun und Maechang diskutierten häufig über Dichtung, Literatur und Malerei, und er sorgte dafür, dass ihre Werke einem breiteren Publikum zugänglich gemacht wurden. Eines dieser Werke war ein sogenanntes Sijo, ein Genre der klassischen koreanischen Dichtung, und trug den Titel „Als es Birnenblüten regnete“.

Als es Birnenblüten regnete, trennte ich mich unter Tränen von meinem Geliebten
Als die Blätter im Herbstwind fielen, fragte ich mich, ob er an mich denkt
Nach einem langen Weg bleibt nur ein einsamer Traum


Als es Birnenblüten regnete, trennte ich mich unter Tränen von meinem Geliebten
Als die Blätter im Herbstwind fielen, fragte ich mich, ob er an mich denkt
Nach einem langen Weg bleibt nur ein einsamer Traum


Maechang und Yu Hui-gyeong

Yu Hui-gyeong war ebenfalls von niedrigem Stande, doch dank seines dichterischen Talentes bewegte er sich in adligen Kreisen. Maechang traf er das erste Mal 1592, als sie 20 Jahre alt war.

Er befand sich damals auf Reisen durch den Süden des Landes und kam nach Buan, um mit eigenen Augen die Gisaeng zu erleben, deren Dichtung und Gesang sie auch in der Hauptstadt Seoul bekannt gemacht hatte. Yu verfiel Maechang auf den ersten Blick, und auch sie war von dem bekannten Dichter fasziniert. Trotz der 28 Jahre Altersunterschied liebte sie ihn von ganzem Herzen, und die beiden lebten ihre Gefühle in Gedichten aus. Rund zehn Gedichte von Yu sollen Maechang gewidmet gewesen sein, und ihrem Gedicht „Als es Birnenblüten regnete“ war eine Erläuterung hinzugefügt, dass sie es in Gedanken an Yu verfasst hatte.

Im gleichen Jahr fiel jedoch Japan in Joseon ein, und Yu zog in die Schlacht. Maechang tröstete sich mit dem Verfassen von Gedichten über die Sehnsucht nach ihrem Geliebten hinweg. Erst 15 Jahre nach ihrer ersten Begegnung konnten sich die beiden Liebenden wiedersehen, doch auch dann nur für kurze Zeit, denn Yu musste bald wieder in die Hauptstadt zurückkehren. Drei Jahre später, im Jahr 1610, starb Maechang im Alter von nur 38 Jahren.

Ihr Grab ist bis heute in Buan erhalten, und in den letzten vierhundert Jahren wurde es von vielen Dichtern und Schriftstellern heimgesucht. Denn mit ihren Gedichten, die von einem Leben voller Sehnsucht und Trennung sprechen, inspiriert und berührt Maechang bis heute die Herzen der Menschen.

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