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Geschichte

Yu Su-won: Ein Gelehrter, der seiner Zeit voraus war

2013-06-13

1737, im 13. Jahr der Regentschaft des Joseon-Königs Yeongjo, wurde ein Buch namens "Useo" verfasst. Wörtlich übersetzt heißt der Titel soviel wie "Das Buch der Umwege". Anhand eines Vergleiches der Kulturen Joseons und Chinas wurde darin beschrieben, was in Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Kultur des koreanischen Reiches verändert werden sollte. Laut dem Autor war die Armut Joseons demnach darauf zurückzuführen, dass sich seine Bevölkerung nicht einfach nur darauf konzentrieren konnte, ihre Aufgaben richtig zu erfüllen. Daher sollte die Standesgesellschaft abgeschafft und dem Einzelnen erlaubt werden, seinen Beruf gemäß den eigenen Fähigkeiten und Wünschen frei zu wählen. Mit diesen Gedanken war das Buch seiner Zeit weit voraus und gilt heute eine wichtige Quelle für die Erforschung von Silhak, der konfuzianischen Schule des Praktischen Lernens, die im späten Joseon gesellschaftliche Reformen propagierte. Geschrieben worden war "Useo" von einem Regierungsbeamten und Gelehrten namens Yu Su-won.

Von Geburt an taub

Im Oktober 1737 forderte der König seine Beamten bei Hofe auf, ihm besonders talentierte Untertanen vorzustellen. Daraufhin wurde ihm der Name des damaligen Magistraten von Danyang genannt, Yu Su-won. Dieser sei zwar taub, könne aber hervorragend schreiben, und in seinem Buch würde er verschiedene Pläne für die Entwicklung des Reiches erläutern.

Der König lies sich daraufhin das genannte Buch, Useo, vorlegen, und war von dessen Inhalt zutiefst beeindruckt. Als er Yu Su-won zu sich zitierte, stellte sich die Kommunikation jedoch als schwierig heraus. Denn der taube Yu konnte auf die Fragen des Königs nicht antworten. So ergab es sich, dass der König und Yu Su-won ihren Gedankenaustausch in schriftlicher Form vornahmen. Diese bekannte Anekdote zu Yu Su-won ist in den Annalen des Königs Yeongjo festgehalten worden.

Yu Su-won wurde 1694 in Cheongju in der Nord-Chungcheong-Provinz geboren. Er war von Geburt an taub, worauf auch seine Beinamen Nongam und Nonggaek hinweisen. Die Silbe "Nong" bedeutet "taub". Trotz dieser Behinderung trat er mit 25 Jahren in den Regierungsdienst ein und diente auf verschiedenen Posten in der Provinz. Auch wenn er oft mit Krankheiten zu kämpfen hatte, schrieb er schließlich mit ungefähr 40 Jahren seine Erkenntnisse, die er in der langjährigen Verwaltungsarbeit gesammelt hatte, nieder. Das Ergebnis war sein Buch "Useo".

In Handel und Industrie lag die Zukunft

In "Useo" beschrieb Yu systematisch, wie die Standesgesellschaft Joseons und das System der staatlichen Beamtenprüfungen verändert werden sollten, und mit welchen Maßnahmen man das Land zu größerem Reichtum führen könnte. So wies Yu darauf hin, dass große Teile der ländlichen Bevölkerung in Armut lebten. Um dies zu ändern, müsse man zuallererst das Standessystem abschaffen und dafür sorgen, dass alle Menschen in Gleichheit leben könnten. Interessant war weiter, dass Yu nicht die Landwirtschaft, sondern Handel und Industrie in den Vordergrund stellte. Er schlug vor, dass die Gelehrten, die sich bislang nur ihren Studien gewidmet hatten, in Handel und Industrie arbeiten sollten, und forderte, dass alle Menschen, egal in welchem Bereich sie arbeiteten, die gleiche Behandlung erfahren sollten.

In der Landwirtschaft hielt Yu es für wichtiger, die landwirtschaftliche Technologie weiterzuentwickeln und dadurch die Produktivität zu erhöhen, anstatt die Anbauflächen auszuweiten. Er schlug außerdem vor, dass reiche Händler der Gesellschaft zurückgeben sollten, indem sie zum Beispiel Schulen gründeten oder Brücken bauten. Dieser Gedanke erinnert stark an heutige Konzepte der sozialen Verantwortung von Unternehmen.

Iyonghusaeng: Wohlstand und Glück für alle

Yu verwendete in seinen Ausführungen den Begriff "Iyonghusaeng", womit er eine gedeihende Volkswirtschaft beschrieb, in der alle Menschen ausreichend gekleidet waren, genug zu essen hatten und in Wohlstand und Glück leben konnten. Um dies zu erreichen, musste die Regierung laut Yu eine gesellschaftliche Athmosphäre schaffen, in der die Menschen dazu ermutigt wurden, ihr Bestes bei der Arbeit zu geben.

Er betonte auch die Notwendigkeit, das Reich zu größerem Wohlstand zu führen. Diese Idee von "nationalem Reichtum" wurde von späteren Gelehrten der Schule des Lernens vom Norden wie Park Ji-won, Park Je-ga und Hong Dae-yong übernommen. Sie sollte eine der zentralen philosphischen Konzepte der späten Joseon-Ära werden.

Yu starb 1755, nachdem er Opfer von Konflikten zwischen verschiedenen Faktionen bei Hofe geworden war. Doch trotz dieses unrühmlichen Endes wird er auch heute noch hoch geschätzt: dafür, dass er die Grenzen seiner Behinderung überwinden konnte, und dafür, dass er mit seinen Visionen Joseon eine Zukunft aufzeigte.

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