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Geschichte

Jang Gye-hyang, Autorin des ersten Kochbuches in koreanischer Schrift

2013-02-14

<strong>Jang Gye-hyang</strong>, Autorin des ersten Kochbuches in koreanischer Schrift
1960 entdeckte der koreanische Literaturwissenschaftler Kim Sa-yeop im Bücherregal des Nachfahrens eines Gelehrten der Joseon-Zeit ein altes Buch. Es war gerade einmal 30 Seiten dick, ein wenig kleiner als ein DIN-A4-Blatt, und aus Papier von hoher Qualität. Auf der ersten Seite stand der Titel „Eumsikdimibang“ geschrieben, was ungefähr „Wie man den Geschmack des Essens erlernt“ bedeutet. Kim hatte sofort das Gefühl, einen besonderen Fund gemacht zu haben, und begann, das Buch zu studieren. Schließlich stellte er fest, dass er das erste Kochbuch vor sich hatte, das je in der koranischen Schrift Hangeul verfasst worden war. Es enthielt Rezepte, wie sie im 17. Jahrhundert in adligen Familien in der Gyeongsang-Provinz üblich waren, sowie Anleitungen zum Einlegen und Aufbewahren von fermentierten Speisen, Soßen und Pasten. Und nicht nur das: Es war außerdem das erste Kochbuch Ostasiens, das je von einer Frau geschrieben worden war. Die Autorin Jang Gye-hyang hatte das Buch 1670 im Alter von mehr als siebzig Jahren zusammengestellt, und gilt heute als eine der großen Frauenfiguren der Joseon-Ära.

Frühes Interesse an Dichtung und Kalligraphie

Jang Gye-hyang wurde 1598 in Andong geboren. Ihre Mutter gehörte zum dort ansässigen Kwon-Klan, ihr Vater Jang Heung-hyo war einer der großen Gelehrten der mittleren Joseon-Ära. Er verzichtete Zeit seines Lebens darauf, in den Regierungsdienst einzutreten, und widmete sich stattdessen dem Unterrichten. Jang war die einzige Tochter ihrer Eltern, und schon als Kind wurde sie von ihrem Vater in die konfuzianischen Klassiker eingewiesen. Mit 13 schrieb sie bereits eigene Gedichte, und auch in der Kalligraphie war sie sehr begabt und entwickelte früh ihren eigenen Stil, der auch von berühmten Kalligraphen anerkannt wurde. Sie wuchs also zu einer jungen Frau mit vielen Talenten heran, aber mit 19 Jahren wurde sie von ihrem Vater mit einem Mann namens Yi Si-myeong verheiratet.

Eine liebevolle, aber strenge Mutter

Yi war der Lieblingsschüler von Jangs Vater, ein Witwer mit einem Sohn und einer Tochter. Für die noch junge Jang war das wohl keine einfache Situation, aber sie zog die Kinder von Jangs erster Frau und ihre eigenen mit Liebe und Strenge groß. Insgesamt hatten sie und ihr Mann sieben Söhne und drei Töchter. Ihre Söhne wuchsen alle zu großen Gelehrten heran, die unter dem Namen „Die sieben Weisen“ bekannt waren. Vor allem ihr dritter Sohn Hyeon-il führte später in seinem Leben die Yeongnam-Schule an, die in der Tradition des berühmten koreanischen Neo-Konfuzianisten Yi Hwang stand. Als Hyeon-il schließlich auf einen Ministerposten berufen wurde, erhielt auch seine Mutter einen Titel und war von da an als „Dame Jang“ bekannt.

Jang Gye-hyang zeichnete sich auch durch ihre Großzügigkeit gegenüber armen und bedürftigen Menschen aus. Obwohl ihre Familie selbst nicht besonders reich war, befand sich vor ihrem Haus immer ein großer Kessel mit Eichelbrei, der ungefähr 300 Bettler speisen konnte. Es kam auch häufig vor, dass sie Familien in der Nachbarschaft Essen schickte, wenn sie sah, dass zur Zeit der Mahlzeiten kein Rauch aufstieg.

Jang lebte also ihr Leben als Mutter und Hausherrin mit großer Würde und Hingabe, und war eine Frau von großer Weisheit. Ihre Erfahrungen gab sie dann schließlich in hohem Alter in Form eines Kochbuches an ihre Töchter weiter.

Das erste Kochbuch in Hangeul

Das Buch „Eumsikdimibang“ enthielt 146 Rezepte, die die ganze Bandbreite der koreanischen Küche abdeckten: Nudeln, Teigtaschen, Reiskuchen, Fisch- und Fleischgerichte, Gemüsegerichte, alkoholische Getränke und vieles mehr. Dass eine Frau zur damaligen Zeit ein Buch schrieb, war sehr ungewöhnlich. Selbst so berühmte Frauenfiguren der Joseon-Ära wie Shin Saimdang oder Heo Nanseolheon schrieben zwar einige literarische Texte, aber kein ganzes Buch. Und auch Kochbücher oder andere Bücher zum Thema Essen waren damals noch eine Seltenheit. Es gab nur das Kochbuch „Suunjapbang“ von Kim Yu aus dem Jahr 1540, und „Domundaejak“ von Heo Gyun aus dem Jahr 1611. Beide Bücher waren jedoch in chinesischen Schriftzeichen geschrieben und stellten die Speisen nur in sehr knappen Worten vor.

Jangs Buch hingegen beschrieb die Zubereitung der Gerichte in koreanischer Schrift und so genau, dass man damit auch heute noch die Rezepte nachkochen kann. Und auch für Sprachwissenschaftler ist das Buch von großem Wert, denn es ist in korrekter Grammatik und Rechtschreibung geschrieben und enthält eine Vielfalt an Ausdrucksformen.

1680 starb Jang im Alter von 83 Jahren im Kreise ihrer Familie. Die Veröffentlichung ihres Kochbuches liegt inzwischen mehr als 340 Jahre zurück, doch die Bemühungen, ihr Leben und Werk bekannt zu machen, sind heute aktiver als je zuvor. Der bekannte Schriftsteller Lee Mun-yeol, der ein Nachfahre von Jang Gye-hyang ist, veröffentlichte zum Beispiel einen Roman mit dem Titel „Die Wahl“, der auf ihrer Lebensgeschichte basiert. Der Kreis Yeongyang in der Nord-Gyeongsang-Provinz rief 2006 eine Kampagne ins Leben, mit der die Rezepte des Buches wiederbelebt werden sollen, und es gibt auch Bestrebungen, das Kochbuch in die Liste des UNESCO-Welterbes aufnehmen zu lassen. Man kann also davon ausgehen, dass Jangs Leben und ihr Erbe in Zukunft einem noch größeren Publikum bekannt werden.

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