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Geschichte

Seo Gyeong-deok: Ein Gelehrter, der seinen eigenen Weg ging

2013-07-04

<strong>Seo Gyeong-deok:</strong> Ein Gelehrter, der seinen eigenen Weg ging
Gaeseong, das früher Songdo hieß, ist dem Volksmund nach die Heimat von drei Berühmtheiten: dem Bakyeon-Wasserfall, der Gisaeng Hwang Jini, und dem neokonfuzianischen Gelehrten Seo Gyeong-deok. Seo, der in der mittleren Joseon-Ära lebte, ist auch unter seinem Pseudonym Hwadam bekannt. Er lehnte sein ganzes Leben lang einen Posten in der Reichsverwaltung ab und widmete sich stattdessen in seinem Haus in Gaeseong dem Studieren und Lehren. Wer war dieser Mann?

Ein Junge voll Neugierde auf die Welt

Seo wurde 1489 in eine Familie von Soldaten von niederem Rang hineingeboren. Seine Familie war arm, und so musste er jeden Tag hinausgehen, um wilde Kräuter zum Essen zu sammeln. Von diesen Ausflügen kam er immer erst spät nach Hause und hatte trotzdem nur wenig Ausbeute in seinem Korb. Seine Eltern fanden dies seltsam und fragten nach.

Der junge Seo antwortete darauf folgendermaßen: "Vor ein paar Tagen sah ich auf dem Feld eine junge Feldlerche, die das Fliegen übte. Gestern flog sie ein wenig höher als am Tag zuvor, und heute flog sie noch höher als gestern. Ich sah mir das an und fragte mich, wie es dem kleinen Vogel wohl möglich war, jeden Tag ein wenig höher zu fliegen. Aber ich fand einfach keine Antwort darauf."

Diese Geschichte aus Seos Kindheit stammt aus dem Buch "Namgyejip". Sie zeigt seine außerordentliche Neugierde auf alles, was in der Welt vor sich ging.

Das Lesen und Schreiben lernte Seo erst spät, mit 14 Jahren. Wenn er beim Lesen auf etwas stieß, das er nicht kannte, schrieb er es auf und klebte es an die Wand, um immer wieder darüber nachzudenken. Mit 20 Jahren war er drei Jahre lang so in das Lernen und Nachdenken vertieft, dass er oft sogar vergaß, zu essen und zu schlafen. Er weigerte sich dabei stets, die Inhalte von Büchern einfach zu akzeptieren, und er folgte auch nicht blind den Lehren der großen Meister. Er strebte viel mehr danach, selbst zu denken und auf eigenem Wege zu Erkenntnissen zu gelangen.

Kritik und Zustimmung

Von einigen Denkern wurde Seo deswegen auch kritisiert. Der berühmte konfuzianische Gelehrte Yi Hwang warf Seo zum Beispiel vor, dass er mit seinem Streben nach eigenen Erkenntnissen von den Lehren des Zhu Xi abwich, dem bedeutendsten chinesischen Neokonfuzianer. Doch Seo kümmerte sich nun einmal nicht um orthodoxe Traditionen in der Wissenschaft oder althergebrachte Ansichten. Ihm waren Unabhängigkeit, Autonomie und Selbstständigkeit im Denken wichtiger.

Von Anhängern der Schule im Konfuzianismus, die die Betonung auf die Rationalität Li legte, und zu denen auch Yi Hwang gehörte, wurde Seo daher scharf kritisiert. Auf all diejenigen, die sich mehr für die Energie Gi interessierten, hatte er hingegen großen Einfluss. Der neokonfuzianische Philosoph Yi Yi sagte zum Beispiel, dass Seos Denken kreativ gewesen sei und er ein tiefes Verständnis für die feinen Nuancen der Energie Gi gehabt hätte.

Ein zurückgezogenes Leben fern des weltlichen Chaos

Auf die eindringliche Bitte seiner Mutter hin nahm Seo 1531 schließlich doch noch an der staatlichen Beamtenprüfung teil. Ihm wurde auch ein Amt angeboten, das er jedoch sofort wieder niederlegte. Er wollte sich lieber in aller Zurückgezogenheit auf seine Studien konzentrieren. Diese Abneigung gegen die Politik hatte sicher auch mit den unruhigen politischen Zeiten damals zu tun. Seo erlebte gleich zwei große politische Säuberungsaktionen mit, denen am Hof zahlreiche Beamte zum Opfer fielen: die Muosahwa 1498 und die Gimyosahwa 1519. Diese Erfahrung bestärkte Seo darin, sich von der Politik fernzuhalten und sich lieber dem Lernen und Lehren zu widmen.

1546, im Alter von 57 Jahren, ahnte Seo seinen nahenden Tod. Er war zu dem Zeitpunkt bereits zwei Jahre lang krank gewesen. Nach einem letzten Bad harrte er der Dinge, als ihn einer seiner Schüler fragte, wie er sich fühlte. Seo antwortete folgendermaßen: "Ich habe die Prinzipien von Leben und Tod schon vor vielen Jahren durchdrungen und bin mit mir im Reinen." Sein ganzes Leben lang hatte Seo Gyeong-deok sich darum bemüht, die Logik der Welt zu verstehen. Seine Erkenntnisse halfen ihm auch dabei, seinen eigenen Tod zu akzeptieren.

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