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Lifestyle

Städtepartnerschaften Korea-Deutschland

#Sie fragen, wir antworten l 2016-07-02

Hörerecke

Q:Wie ich lese, hat Seoul keine deutsche Stadt als Partnerstadt. Ist da mal was geplant und gibt es überhaupt deutsche Städte mit koreanischen Partnerstädten? Wenn ja, was wird im Rahmen dieser Partnerschaften gemacht?


A:Allgemein kann man konstatieren: Auch wenn das deutsch-koreanische Verhältnis insgesamt als gut und innig bezeichnet werden kann, so sind Regional- und Städtepartnerschaften zwischen den beiden Ländern doch relativ selten, besonders, wenn man die schiere Zahl der Partnerschaften und Kooperationen zwischen koreanischen Städten und Städten in China, Japan oder den USA betrachtet. Zudem stehen die wenigen bestehenden deutsch-koreanischen Partnerschaften kaum im Rampenlicht der Öffentlichkeit.
Es ist aber anzumerken, dass es in den vergangenen Jahren z.B. zu einer sichtbaren Entwicklung der Beziehungen zwischen der südkoreanischen Provinz Gangwon an der innerkoreanischen Grenze und der Region Oberfranken in Bayern gekommen ist, genauer zwischen dem Landkreis Bayreuth und dem Landkreis Goseong an der Grenze zu Nordkorea. Seit 2005 besteht eine enge Kooperation, die v.a. auf. die Frage der nachhaltigen Entwicklung im innerkoreanischen Grenzgebiet fokussiert. Seitdem wurde die Partnerschaft stetig ausgebaut und weitere Kooperationen zwischen Institutionen in Bayern und der Provinz Gangwon wurden auf den Weg gebracht. Wichtiger Vermittler und Ansprechpartner ist dabei die Vertretung der Hanns Seidel Stiftung in Seoul.

2011 unterzeichneten Vertreter der Landkreise Bayreuth und Goseong eine Vereinbarung zur Stärkung des bilateralen Austauschs und zur Begründung einer Klimaschutz-Partnerschaft. Seitdem finden regelmäßige Treffen in Korea und auch in Deutschland statt So besuchte etwa Landrat Hermann Hübner aus Bayreuth im Juli 2014 Goseong, im März 2015 gab es einen Gegenbesuch einer Delegation aus Goseong mit Landrat Yoon Seung-Keun in Bayreuth. Ein Höhepunkt dieses Deutschlandbesuchs war ein Besuch der Zentrale der Hanns Seidel Stiftung in München. Es folgten Gespräche im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie und Diskussionsrunden im Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz. Die südkoreanische Delegation hörte Vorträge über die Entwicklung erneuerbarer Energien in Bayern, Erfahrungsberichte zum Grünen Band und zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit in Nationalparks. Diese Themen sind speziell für den Landkreis Goseong und die Provinz Gangwon von Interesse, da die südkoreanische Regierung schon vor Jahren die Einrichtung eines Öko-Friedensparks im Grenzgebiet geplant hat und die Provinz Gangwon einer der möglichen Kandidaten für den Standort ist.
Die koreanische Delegation besuchte auch die Landwirtschaftliche Lehranstalt in Bayreuth, wo ein Modellsystem für erneuerbare Energien vorgestellt wurde. Am nächsten Tag erfuhren die Teilnehmer mehr über die Umsetzung von Plänen zur Einrichtung eines Modelldorfes für Bioenergie in der Nähe von Guttenthau bei Speichersdorf - ein Projekt, das der Landkreis Goseong in ähnlicher Weise mit der Hans Seidel Stiftung Korea im Dorf Songjeongri in der Nähe von Goseong durchführen will.
Teil der Bayreuth-Studienreise der Goseong-Delegation war auch ein Treffen mit Verantwortlichen der Hotelfachschule in Pegnitz, die seit 2012 eine Partnerschaft mit der Kyungdong Universität in Südkorea unterhält. Geplant ist ein regelmäßiger Studentenaustausch mit Untersützung südkoreanischer Förderprogramme sowie Praktika und Besuche südkoreanischer Studenten in Deutschland. Darüber soll neben der Hotelfachschule Pegnitz ein„Goseonger Platz“ eingerichtet werden, in Songjeongri gibt es bereits einen „Bayreuther Platz“.

Am 15. November 2013 wurde dann ein Freundschaftsabkommen zwischen dem Landkreis Hof und dem Landkreis Yeoncheon in der südkoreanischen Provinz Gyeonggi abgeschlossen. Der Landkreis Yeoncheon befindet sich durch die Teilung der koreanischen Halbinsel in einer ähnlichen Grenzlage wie sie der Landkreis Hof noch bis 1989 erlebte. Ein Drittel des Landkreises Yeoncheon befindet sich auf nordkoreanischem Gebiet. Die südkoreanische Regierung bemüht sich um die Wiedervereinigung, im Landkreis soll dazu ein gemeinsames nord-südkoreanisches Zentrum entstehen. Landrat Bernd Hering bezeichnete die Unterzeichnung des Freundschaftsabkommens als Ereignis mit politischer Signalwirkung und wies darauf hin, dass der Mauerfall und die deutsche Wiedervereinigung ein Geschenk und ein Wunder seien: „Wir im Landkreis Hof wünschen Ihnen, dass auch Sie sich bald über die Wiedervereinigung der koreanischen Staaten als ein solches Geschenk freuen können. Möge das Freundschaftsabkommen dazu Hoffnung und Mut geben und die Zusammenarbeit - sei es auf der fachlichen und besonders auch auf der menschlichen Ebene - Türöffner sein für viele koreanisch-deutsche Begegnungen und Freundschaften!“ Neben der Wiedervereinigung liegt auch bei dieser Partnerschaft ein Schwerpunkt auf dem Bereich der erneuerbaren Energien.

Eine weitere Partnerschaft besteht zwischen dem 667.000 Einwohner umfassenden Bezirk Songpa, einem der 25 Stadtbezirke von Seoul, und dem Berliner Stadtbezirk Steglitz-Zehlendorf. Diese Partnerschaft wurde im Juni 2012 durch einen Beschluss der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf in die Wege geleitet. Am 11. September 2013 wurde dann die Partnerschaftsurkunde von Bezirksbürgermeister Norbert Kopp und Bezirksbürgermeisterin Park Choon-hee unterzeichnet.

Jüngste Entwicklung auf dem Gebiet der Städtepartnerschaften zwischen Südkorea und Deutschland ist die Partnerschaft zwischen Suwon und Freiburg im Breisgau. Am 21. März 2016 wurde im Rathaus der Stadt Suwon der Partnerschaftsvertrag unterzeichnet, Besiegelung des Vorhabens war am 3. November 2015 in Suwon. Ziel ist, Zusammenarbeit und Austausch zwischen den beiden Städten in Bezug auf Stadtentwicklung sowie Projekte für Nachhaltigkeit, erneuerbare Energien und umweltfreundliche Verkehrssysteme zu fördern, aber auch in Bezug auf Kunst, Musik und Kultur will man zusammenarbeiten. Die 1,2 Mio. Einwohner zählende Stadt Suwon ist Sitz von drei Universitäten und einer medizinischen Hochschule. Ein Symphonie-Orchester und mehrere überregional bekannte Chöre sind in Suwon zu Hause. In Suwon arbeiten rund 40.000 Ingenieure, Techniker und Forscher im Entwicklungszentrum des Konzerns Samsung.
Die Verbindungen zwischen Suwon und Freiburg basieren vor allem auf dem gemeinsamen Ziel einer ökologischen und nachhaltigen Stadtentwicklung. Suwons Bürgermeister Yeom Tae Young gilt als einer der aktivsten Befürworter einer umweltfreundlichen und ökologisch verträglichen Stadtentwicklung in Korea, da ist eine Partnerschaft mit Freiburg, das ja auch als „grünste Stadt der Welt“ bekannt ist, sicherlich nur von Vorteil. Bürgermeister Yeom treibt nicht nur grünes Wohnen und Bürgeraufklärungsprojekte über Ökologie in Suwon voran, sondern hat sich u.a. auch an Aufforstungsprojekten in der Mongolei beteiligt, wofür er von der Regierung der Mongolei ausgezeichnet wurde.
Am 14./15. Mai 2016 war Suwon übrigens zum ersten Mal Ausrichter der Handicrafts Fair aller Partnerstädte. Freiburg und die Region wurde von Schwarzwaldmädel Kerstin Straetz und den Künstlern Manuel Frattini sowie Raphael Seyfarth, die mit Druck- und Prägetechnik Motive des Schwarzwaldes erstellten, repräsentiert.

Unter dem Strich lässt sich festhalten, dass es bei den bestehenden Partnerschaften zwischen Südkorea und Deutschland v.a. um die beiden Themen Wiedervereinigung sowie Energie und Umwelt geht, Kunst und Kultur - hier v.a. die klassische Musik - spielen aber auch eine Rolle.

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