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Lifestyle

Berufsfeuerwehr und Freiwillige Feuerwehr in Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2016-07-09

Hörerecke

Q:Heute habe ich mal Fragen zur Feuerwehr. Gibt es in Korea eine Freiwillige Feuerwehr? Seit wann? Welche Aufgaben und Befugnisse hat sie, und wem ist sie untergeordnet? Wer darf in die Feuerwehr eintreten und ab welchen Alter? Gibt es auch weibliche Mitglieder in der Berufsfeuerwehr?


A:Zunächst zur Geschichte der koreanischen Feuerwehr. Die erste offizielle Feuerwehrbehörde in Korea bzw. im damaligen Königreich Joseon (1392-1910) wurde im Februar 1426 eingerichtet, und zwar von König Sejong dem Großen, (reg. 1418 – 1450) regierte. Sie hieß Geumhwadogam, spielte aber zunächst über 50 Jahre keine besondere Rolle, weil es zu keinen verheerenden Großbränden kam. 1481 brachte dann König Seongjeong (reg. 1469-1494) die Vergrößerung und Umstrukturierung dieser Behörde zum Suseonggeumhwasa auf den Weg. Die beiden genannten historischen Behörden waren für die Feuerbekämpfung und für den Brandschutz zuständig.

Die erste moderne Berufsfeuerwehr in Korea wurde am 01. 04. 1925 eingerichtet, also während der japanischen Kolonialzeit (1910-1925). Ihr Sitz war natürlich die Hauptstadt, die während dieser Zeit Gyeongseong hieß. Aus der „Gyeongseong Berufsfeuerwehr“ ging dann die heutige koreanische Berufsfeuerwehr hervor.

Eine Freiwillige Feuerwehr, wenn auch nicht in der heutigen, organisierten Form, hat es in allen Ländern der Welt schon immer gegeben, in Europa geht sie bis auf die Römerzeit zurück. Dahinter stand nicht zuletzt die Einsicht, dass die Obrigkeit bei Feuer nicht immer schnell genug reagieren und vor Ort sein kann, was dann zur Gründung von Freiwilligen Feuerwehren führte, v.a. natürlich in großen Städten, wo die Brandgefahr aufgrund des gedrängteren Zusammenlebens entsprechend höher war. In Europa existieren solche Freiwilligen Feuerwehren seit dem 18. Jh. Als erste Berufsfeuerwehr in Europa gilt übrigens die der Stadt Wien, die bereits 1686 gegründet wurde.

Auch in Korea war die Entwicklung ähnlich. Bevor es überhaupt so etwas wie eine Berufsfeuerwehr gab, organisierten sich die Menschen selbst. Für Korea lässt sich sagen, dass historische Dokumente belegen, dass im Januar 1437 Aktivitäten zum Selbstschutz im Brandfalle auf Forderung des Gouverneurs der Gyeongsang-Provinz erlaubt wurden und damit eine Systematisierung solcher Aktivitäten im Sinne einer Freiwilligen Feuerwehr begonnen haben dürfte. Der Grund bedarf keiner besonderen Erklärung: Schutz von Menschenleben und Eigentum.

Kurz zur Organisation der modernen Freiwilligen Feuerwehr in Korea: Während in Deutschland in der Regel erst für Ortschaften mit über 100.000 Einwohnern eine Berufsfeuerwehr verpflichtend einzurichten ist, deckt die Berufsfeuerwehr in Korea alle Ortschaften unabhängig von der Anzahl der Einwohner ab, wobei die Berufsfeuerwehr von der Freiwilligen Feuerwehr, die der Berufsfeuerwehr untersteht, tatkräftig unterstützt werden muss. Die koreanische Berufsfeuerwehr ist dafür zuständig, den Freiwilligen Feuerwehrleuten Grund- und Fortbildung anzubieten. Ein Freiwilliger Feuerwehrleiter und sein Stellvertreter werden dabei auf Empfehlung des zuständigen Berufsfeuerwehrleiters vom Gouverneur der jeweiligen Provinz ernannt.

Grundsätzlich kann sich jeder gesunde Erwachsene unabhängig vom Geschlecht zur Freiwilligen Feuerwehr melden. Nach dem Stand vom 31. Dezember 2015 gibt es in Korea landesweit 94.216 freiwillige Feuerwehrleute, wobei die Männer mit rund 55.000 stärker vertreten sind. Zum Vergleich: Nach dem Stand vom 31. Dezember 2015 gab es in Korea 41.337 Berufsfeuerwehrleute, darunter 3.122 Frauen. Die Zahlen belegen schon, dass die Berufsfeuerwehr auf die Unterstützung der Freiwilligen Feuerwehr angewiesen ist. Die Freiwillige Feuerwehr spielt dabei in Korea wie wohl auch anderswo insbesondere in kleineren Gemeinden, in denen es nur wenige oder gar keine Berufsfeuerwehrleute gibt, eine wichtige Rolle.

Zuletzt hatten wir bei der Beantwortung der Hörerfragen zu Frauen bei der Polizei und Frauen beim Militär gesehen, dass derzeit Frauen in Korea in diesen Bereichen karrieremäßig alle Türen offen stehen, auch wenn sie es in der Realität vor Ort manchmal noch immer schwerer haben dürften als Männer. Bei der Berufsfeuerwehr verhält es sich ähnlich. Frauen arbeiten dort erst seit Ende der 1970er Jahre. Gab es zunächst noch nach Geschlechtern getrennte Zulassungsprüfungen, sodass Männer gegen Männer und Frauen gegen Frauen zu konkurrieren hatten und dann nach einem speziellen Schlüssel zugelassen wurden, treten heutzutage die Bewerber unabhängig vom Geschlecht im freien Wettbewerb gegeneinander an, d.h. die anfängliche Diskriminierung wurde aufgehoben.

In Korea gibt es übrigens keine Jugendfeuerwehr, also keine Jugendabteilung in einer Freiwilligen Feuerwehr. In Deutschland wurde die erste Jugendfeuerwehr 1882 in Oevenum auf der Insel Föhr gegründet, sie dürfte die älteste in Europa sein. Das Eintrittsalter liegt in Deutschland und Österreich bei 10, regional manchmal bei 12 Jahren. Die Jugendfeuerwehr dient v.a. der Rekrutierung des Nachwuchses für die Berufsfeuerwehr.

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