Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Lifestyle

Zum Film Meine Brüder und Schwestern im Norden

#Sie fragen, wir antworten l 2016-07-23

Hörerecke

Q:In Bezug auf den Film Meine Brüder und Schwestern im Norden machte die Regisseurin Cho Sung-Hyung folgende Aussage: „In den 70er Jahren wurde in den Schulen Südkoreas gelehrt, die Nordkoreaner hätten eine rote Hautfarbe und Hörner auf dem Kopf“. Sie sagte, so habe sie sich immer den Teufel vorgestellt. Unsere Frage: Ist das wirklich so gewesen? Ist der Umgang der beiden koreanischen Staaten miteinander immer so absurd?


A:Man kann schon sagen, dass der Umgang beider koreanischer Staaten zum Teil so absurd war und auch heute noch bis zum gewissen Grade in einzelnen Fällen so ist. In südkoreanischen Schulen wurde sicherlich nicht offiziell nach dem Schulcurriculum gelehrt, dass die Nordkoreaner rote Haut hätten und Hörner auf dem Kopf. Dass im Unterricht vor einigen Jahrzehnten aber vielleicht schon mal solche Bemerkungen gefallen sind und sich dann gerade wegen ihrer Schreckwirkung in den Köpfen der Kinder festsetzten, ist sicherlich nicht auszuschließen. Kinder lassen sich da ja auch leicht beeindrucken. Auch ist es sicherlich denkbar, dass man die Nordkoreaner halb im Spaß so bezeichnete. Und als Ppalkkaengi (Roter) wurde und wird zum Teil auch heute noch in der Hitze der Debatte leicht jemand von Angehörigen des konservativen Lagers abgestempelt. Im Übrigen dürfte der Propagandakampf zwischen den Ländern des ehemaligen Ostblocks und denen des Westblocks wohl nirgendwo auf der Welt besonders zimperlich gewesen sein.

In südkoreanischen Kinderbüchern, hier v.a. wohl auch in Comics, wurde der 2011 verstorbene nordkoreanische Diktator Kim Jong-il schon mal als roter Teufel mit Hörnern dargestellt, d.h. das Bild an sich ist wohl mehr oder weniger latent in Südkorea zu finden. Andererseits beschimpfte im Februar 2016 der derzeitige nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un die südkoreanische Präsidentin Park Geun-Hye als „verrückte Alte bzw. verrückte alte Hexe“, was auch nicht gerade feiner diplomatischer Ton ist, gespannte Beziehungen hin oder her. Es stellt sich da auch die Frage, wie verzerrt Südkorea in nordkoreanischen Schulen dargestellt wird.

2015 gab es in Südkorea eine große Kontroverse über die ab März 2017 neu einzuführenden und vom Erziehungsministerium zu authorisierenden Geschichtsbücher für Oberschulen. Alle Seiten waren sich einig, dass junge Südkoreaner etwas über die Geschehnisse und Lage in Nordkorea erfahren sollten, aber wie sollte das Leben in Nordkorea dargestellt werden? Krass gefragt: Sollte man die nordkoreanische Bevölkerung eher als Feinde oder als Opfer des Systems darstellen? Die Konservativen behaupteten, dass die von liberaleren Historikern geschriebenen Geschichtsschulbücher die dunklen Seiten der Diktatur zu stark ignorierten, die Liberalen warfen den Konservativen vor, den Norden einseitig dämonisieren zu wollen. Kernstreitpunkt war hier v.a. auch die nordkoreanische Staatsideologie Juche, die völlige Autarkie predigt. Das bloße, theoretische Konzept von absoluter Eigenständigkeit eines Staates und Volkes an sich ist für junge Menschen sicherlich überall auf der Welt verführerisch, aber Nordkorea ist natürlich alles andere als autark, ebenso Südkorea.

Zweiter Streitpunkt war die Frage, wer für die Invasion Nordkoreas in Südkorea im Juni 1950 verantwortlich war, beide Seiten oder nur der Norden. Das sind bis heute sehr heikle und kontrovers diskutierte Themen. Doch mit solchen Fragen steht Südkorea nicht allein da. In den USA gibt es z.B. bis heute eine Debatte, wie der Vietnamkrieg im Geschichtsunterricht dargestellt werden sollte. Alle Darstellungen dürften sich der Wahrheit immer nur bis zu einem gewissen Grade nähern, bzw. es gibt so etwas wie verschiedene Wahrheiten je nach Zugehörigkeit zu einem bestimmten Lager, sei es politisch oder auch religiös.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >