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Lifestyle

Koreanische Raketenabwehrsysteme

#Sie fragen, wir antworten l 2016-08-20

Hörerecke

Q:In den Nachrichten war wieder einmal von dem neu zu errichtenden Raketenabwehrsystem THAAD die Rede. Das hat mich doch sehr verwundert, denn angesichts der Bedrohung durch nordkoreanische Raketen hatte ich eigentlich erwartet, dass ein solches Raketenabwehrsystem schon längst besteht. Oder ist dieses etwa veraltet und noch nicht gegen die Raketen der neuen Generation gewappnet?

A:Korea hat in den letzten Jahren die Entwicklung eines eigenen Raketenabwehrsystems namens Korea Air and Missile Defense, kurz KAMD, vorangetrieben. Zudem bestanden in den letzten Jahren auch Pläne für eine engere, direkte Zusammenarbeit in der Verteidigung mit Japan gerade auch mit Blick auf das nordkoreanische Atomprogramm. Hier ging es allerdings v.a. um den direkten Informationsaustausch. Die nach wie vor bestehenden Konflikte zwischen Japan und Korea verhinderten dann aber Vereinbarungen über eine solche direkte Kooperation. Vor diesem Hintergrund sah sich Seoul dann gezwungen, eine mehrschichtige Verteidigungsstrategie gegen einen möglichen nordkoreanischen Angriff, speziell auch einen Angriff mit Atomwaffen, zu verfolgen, um den bestehenden Schutzschild zu stärken. Hier geht es v.a. darum, in welcher Distanz und welcher Höhe nordkoreanische Geschosse entdeckt, abgefangen und zerstört werden können. Das amerikanische THAAD-System ist für Kurz- und Mittelstreckenraketen in bestimmten Höhen ausgelegt und würde das koreanische seit 2006 stufenweise ausgebaute KAMD-Patriot-Raketen-Abwehrsystem ergänzen. Darüber hinaus wäre es auch eine Ergänzung des von Seoul geplanten, eigenständig entwickelten L-SAM-Systems, das allerfrühestens 2023 zur Verfügung stehen könnte, was aber auch noch sehr unsicher ist, da dieses System im Gegensatz zu THAAD noch nicht ausgeplant und einsatzbereit ist. L-SAM steht für Long Range Surface to Air Missiles, also Boden-Luft-Langstreckenraketen, und würde nordkoreanische ballistische Geschosse in einer Flughöhe von 40km und darüber abfangen können, es wäre mit THAAD kompatibel und würde damit der Forderung nach einer mehrschichtigen Raketenabwehr entsprechen.

Das Korea Air and Missile Defense, kurz KAMD, ist hingegen ein Verteidigungssystem, das sich strukturell und geographisch von THAAD unterscheidet. KAMD basiert auf Patriot-Raketen des Typs PAC-2 und PAC-3 sowie Langstrecken Boden-Luft-Raketen (L-SAM) und Mittelstrecken- Boden-Luft-Raketen (M-SAM). Für KAMD würde auch das amerikanische Satelliten-Frühwarnsystem genutzt, ansonsten ist KAMD unabhängig von den amerikanischen Raketenabwehrsystemen. Bei der Kombination all dieser Systeme geht es darum, auf Basis eines effektiven Frühwarnsystems eine sog. Kill Chain aufzubauen, um nordkoreanische Angriffe, v.a. auch etwaige Atomangriffe, gezielt abzuwehren.

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