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Lifestyle

Bernstein in Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2016-09-03

Hörerecke

Q:Ein beliebtes Hobby der Deutschen am Strand von Nord- und Ostsee ist das Sammeln von Bernstein, sowie von Steinen, die ein durchgehendes Loch haben. Die Löcher entstehen durch Auswaschungen von Sand und Wellen. Man nennt sie „Hühnergötter“. Sie sollen dem Finder Glück bringen. Frage: Kennt man Bernstein und die Hühnergötter auch in Korea?

A:Natürlich kennt man beide. Die Hühnergötter-Steine haben in Korea allerdings keine besondere Bedeutung oder Wert, wohl aber der Bernstein. In Korea und auch im benachbarten China, mit dem Korea einen kulturhistorischen Hintergrund teilt, gehört Bernstein seit alters her zu den geschätzten Edelsteinen. Das hat u.a. mit der Farbe zu tun: Gelb wird in Nordostasien unter dem kulturellen Einfluss des alten China generell mit Wohlstand assoziiert, hier besteht ja auch eine Verbindung zur Farbe des seit jeher in wohl allen Kulturen der Welt begehrten Goldes.
Bernstein, auf Koreanisch „hobak“ (호박), ist eigentlich kein echter Edelstein, sondern fossilisiertes Harz von alten immergrünen Bäumen. Der älteste bislang entdeckte Bernstein soll sogar an die 320 Mio. Jahre alt sein. Altem Bernstein wird eine besondere heilende und schützende Energie nachgesagt. Die jüngeren Steine sind unter 100.000 Jahre alt. Da es sehr lange dauert, bis Harz zu Bernstein fossilisiert, gelten die ältesten und reinsten Stücke als besonders wertvoll. Ein Reiz des Bernsteins ist also die alte Energie, die ihm innewohnt. Bernstein gilt auch als Stein der Sonne. Bernstein in satten, warmen goldenen Gelb-, Orange- oder Braun-Tönen ist besonders beliebt. Von besonderem Wert sind die Steine, die man bei der Verarbeitung zu Schmuck nicht farbbehandelt hat. Im Übrigen gibt es auch blauen, roten oder grünen Bernstein. Hochqualitativer Bernstein kommt meist aus den baltischen Ländern, in Litauen gibt es z.B. auch ein Bernsteinmuseum. Weitere wichtige Herkunftsländer sind die Dominikanische Republik, Großbritannien, Polen, Russland, Italien und Deutschland.

In den Kulturen Nordostasiens gilt Bernstein als die „Seele des Tigers“ und wird entsprechend als Stein des Mutes geschätzt. In alter Zeit nahmen Reisende in Asien bei langen Reisen einen Bernstein als eine Art schützendes Amulett mit. In der Joseon-Zeit waren in Korea im 15. und 16. Jh bei den Herren Hutschnüre aus Bernsteinperlen so beliebt, dass sogar niedrige Beamte und reiche Kaufleute sie trugen. Der Bernstein war allerdings Importgut, so dass er als Luxusware angesehen wurde. 1522 wurde ein Dekret erlassen, nach dem nur noch die Beamten obersten Ranges solche Hutschnüre tragen durften. Bis heute ist in Korea Bernstein beliebt als Schmuckstein für Ringe, für die Norigae-Schmuckanhänger am Oberteil der koreanischen Tracht Hanbok, für Halsketten sowie buddhistische Gebetsketten und Armbänder. Er steht für langes Leben, da er das Immunsystem stärken und eine Geist und Seele beruhigende Energie ausstrahlen soll.

In Europa und auch im Nahen Osten wurde Bernstein viele Jahrhunderte lang als Heilmittel bei Rheuma und Magenschmerzen eingesetzt. Nicht die einzige Quelle, aber die Hauptquelle war dabei das Harz des Kiefernbaumes. Bleibt das Kiefernharz über Millionen von Jahren in der Erde, verhärtet es sich durch den Feuchtigkeitsverlust und die chemische Kettenstruktur verändert sich. Aber nicht nur im Nahen Osten und Europa wurde Bernstein für medizinische Zwecke verwendet, sondern auch in der traditionellen chinesischen und darauf aufbauenden traditionellen koreanischen Medizin. Dafür wird der Bernstein gemahlen und mit Wasser oder einem Heilkräutertrunk vermischt eingenommen. Oder es wird zusammen mit anderen Zutaten zu Pillenform verarbeitet.

Im alten China heißt es: Wenn ein Tiger stirbt, fährt seine Seele in die Erde und wird zu Stein. Mit dem Stein ist hier der Bernstein gemeint. In der Traditionellen Chinesischen Medizin finden die medizinischen Eigenschaften des Bernsteins in vielen Schriften Erwähnung und auch im koreanischen Dongeui Bogam (동의보감), dem 1613 von dem koreanischen Hofmedicus Heo Jun (1539 – 1615) verfassten Standardwerk über die Östliche Medizin wird Bernstein thematisiert. Wird dieser Stein als Pulver eingenommen, hat er laut der traditionellen östlichen Medizin folgende Wirkungen: Beruhigung des Geistes und Stabilisierung der Emotionen sowie Abschwächung von Angstgefühlen und Linderung von Krämpfen und Kopfschmerzen. Bernsteinpulver wird entsprechend eingesetzt bei Herzrasen, Amnesie, Schlaflosigkeit und Epilepsie. Besonders in der Behandlung von Epilepsie bei Kindern und Jugendlichen findet es in Kombination mit anderen medizinischen Bestandteilen, die entweder auch zu Pulver zermahlen oder zu einem Heiltrunk destilliert werden, Einsatz. Bernstein findet zudem in Kombination mit anderen Kräutern Verwendung bei Harnproblemen, Nieren- und Blasensteinen, Gelbsucht, Beschwerden im Unterbauch- und Genitalbereich, Monatsbeschwerden, Herzkrankheiten bzw. allen Krankheiten, in denen Blutzirkulation und Blutdicke eine Rolle spielt. In Salbenform hilft es bei Schwellungen, Furunkeln und Rheuma.
Also quasi ein Stein für alle Fälle. In der westlichen Astrologie gilt Bernstein übrigens als Stein der Tierkreiszeichens Krebs, das ja in der nördlichen Hemisphäre in die wärmste und sonnigste Zeit des Jahres fällt.


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