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Lifestyle

Zum Seladon-Porzellan

#Sie fragen, wir antworten l 2016-09-24

Hörerecke

Q:In einer Zeitung lasen wir über das Ganjin Seladon Festival, in dessen Mittelpunkt das jadegründe Seladon-Porzellan stehen. Könnten Sie etwas Näheres über dieses Porzellan berichten?

A:Das jadegrüne Seladon-Porzellan aus Korea ist mittlerweile weltweit berühmt. Auch in renommierten großen Museen der Welt wie z.B. dem Metropolitan in New York gehören Seladon-Stücke zu den ständigen Ausstellungen. Interessant ist, woher die Bezeichnung „Seladon (Celadon)“ kommt. Eine Erklärung lautet, dass der Name auf die pastorale Komödie L'Astrée zurückzuführen ist, die zwischen 1607 und 1627 von Honoré d'Urfé veröffentlicht wurde. Es ist eine Liebesgeschichte zwischen der Schäferin Astrée, der Heldin der Geschichte, und ihrem Geliebten, dem Schäfer Céladon (Seladon), der in einen jadegrünen Schäfermantel gekleidet gewesen sein soll. Diesen Graugrünton hat man dann mit den jadegrünen Porzellanstücken aus China, die zu der Zeit in Frankreich beliebt waren, in Verbindung gebracht.

Während des Goryeo-Reichs (918 – 1392) war Seladon, auf koreanisch Cheong-ja, die Haupt-Porzellanart, die auf der Koreanischen Halbinsel gefertigt wurde. Cheong-ja bedeutet wörtlich „grünes bzw. blaues“ Porzellan. Wie beliebt das Porzellan v.a. bei der Adelsschicht der Zeit war, lässt sich schon daran ablesen, dass es landesweit etwa 270 Seladon-Brennöfen in Korea gab, 240 davon alleine in der Provinz Jeolla-do, die damit als Hochburg der Seladon-Produktion gelten kann. Die frühesten Seladon-Stücke sind auf die Wende zwischen dem 9. und 10. Jh zu datieren.

Seladon-Keramik hat typischerweise einen grau-grünen Farbton, der sich zum einen auf die Besonderheiten des Rohmaterials zurückführen lässt: Der verwendete Ton enthielt nämlich Eisen und die Glasur enthielt Eisenoxid, Manganoxid und Quarzpartikel. Zum anderen war aber auch das Brennverfahren wichtig. Die Seladone wurden nämlich in besonders konstruierten Brennöfen gebrannt, die Brenntemperatur lag bei etwa 1150ºC oder leicht darunter und beim Brennen wurde zu einem bestimmten Zeitpunkt die Sauerstoffzufuhr dramatisch reduziert.

Goryeo-Seladone können völlig undekoriert oder aber bemalt sein, so gibt es viele Stücke mit Kupferrotbemalung und sogar mit Goldbemalung. Während bis zur Mitte des 12. Jhdts noch eine deutliche Anlehnung an chinesische Herstellungstechniken, Gefäßformen und Dekormotive zu erkennen ist, erschienen dann gegen Mitte des 12. Jhs distinktiv koreanische Seladone. Waren die Seladone bis dahin nur bemalt gewesen, so entwickelten die Koreaner zu der Zeit die sog. „Sanggam-Technik“, die für die Keramikentwicklung insgesamt von großer Bedeutung und z.B. in China kaum zu finden ist. Bei dieser Technik wird der Dekor in den unglasierten, lederharten Ton eingraviert oder eingeschnitten und mit weißem und schwarzem Schlicker eingelegt. Vor dem Glasieren wird die Oberfläche mit einem Tuch gesäubert. Die bevorzugten Motive sind dabei Lotus- und Päonienblüten mit fortlaufenden Blätterranken. Weiterhin Drachen, Chrysanthemen, fliegende Kraniche zwischen Wolken oder schwimmende Enten unter einer Trauerweide.

Eine weitere Besonderheit des koreanischen Seladon ist die sog. „Yeok-Sanggam-Technik“, wörtlich eine „umgekehrte Einlage-Technik“. Bei dieser Technik wird anstelle des Dekors der Untergrund weggekratzt und in weißen Schlicker eingelegt, sodass die Teile, die stehen geblieben sind, als dunkler Dekor vor dem hellen Untergrund erscheinen.

Unter den Seladon-Stücken finden sich häufig dekorative Räuchergefäße mit Deckel in Tiergestalt, blüten- oder blätterfömige Schalen, Weinkannen in Form von Langhalsweinkannen oder in Kalebassenform, Kosmetikölflaschen, Vorratskrüge und natürlich die für koreanisches Seladon charakteristischen Maebyeong-Vasen, also Vasen mit einem bauchigen Oberteil und einem deutlich schlankeren Fuß. Manchmal hatten diese Vasen einen Deckel. Beliebter Dekor waren bei diesen Vasen Kraniche und Wolken, oder Kraniche und Weinranken mit Trauben.

Zusammenfassend lässt sich die Entwicklungsgeschichte der Goryeo-Keramik sich grob in drei zeitliche Phasen teilen: 1.) Übernahme der Seladon-Herstellungstechniken aus China vom 10. bis 11. Jh. 2.) Koreanisierung der Herstellungstechniken und Erreichen eines künstlerischen Höhepunkts mit der Sanggam-Technik vom 12. Jh. bis zur ersten Hälfte des 13. Jhs. 3.) Qualitative Degeneration der Seladone ab der 2. Hälfte des 13. und im 14. Jh.
In der dritten Phase verschlechterte sich die Qualität der Glasur und des Tons, der Dekor wurde vereinfacht oder stilisiert und war insgesamt grober in der Ausführung. Der Niedergang des Seladon zu dieser Zeit steht im Zusammenhang mit den durch die Mongolen-Invasion von 1231 hervorgerufenen Unruhen in der koreanischen Gesellschaft der Zeit.

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