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Lifestyle

Koreanische Dekormotive und ihre Symbolik

#Sie fragen, wir antworten l 2016-10-22

Hörerecke

Q:Die Antwort auf die Frage nach dem koreanischen Seladon-Porzellan war sehr interessant. Dabei wurden auch einige Dekors genannt. Ich habe bei meinem Koreabesuch damals ja auch einige häufige Motive wie Lostusblüten, Enten usw. gesehen. Könnten Sie etwas mehr über koreanische Motive und ihre Bedeutung als Dekor oder auch als Motiv in der Malerei berichten?

A:Die meisten Dekormotive haben eine symbolische. Die Muster bzw. Motive wie Pflanzen, Tiere usw. finden sich nicht nur auf Seladon-Porzellan, sondern auch in traditionellen Malereien wie Hängebilder, Malereien und Schnitzereien auf Möbeln oder Stickereien auf Kleidung, Kissen, Möbel usw. Die Kreismuster, die oft auf Seladon-Porzellan zu sehen sind, stehen z.B. für die Sonne und die Verehrung der Sonne als Lebensspenderin. Häufige Motive sind auch Blumen, Pflanzen und Bäume. Einige Beispiele dafür: Lotusdekor repräsentiert u.a. die Barmherzigkeit Buddhas und steht auch für Reinheit und eine reine Lebensführung, da der Lotus im schlammigen Wasser voller Schönheit erblüht. Lotusblüten sind daher nicht nur in buddhistischen Tempeln zu finden, sondern auch auf Porzellan, Kleidung, auf Möbeln, Wandschirmen und Sitzkissen.

Die Päonie, also die Pfingstrose, symbolisiert Reichtum, langes Leben und Ehre. Wird sie mit einer Rose kombiniert, steht dahinter der Wunsch nach ewiger jugendlicher Frische.

Die Kiefer wird mit Königtum und Treue bzw. Loyalität verbunden. Die Assoziation mit Loyalität ergibt sich einserseits wegen des robusten Stammes der Kiefer, andererseits aber auch, weil die Kiefer immergrün ist und damit für Beständigkeit steht.

Bei den Tiermotiven stehen Kraniche für ewigen Ruhm und Reichtum, Glück und langes Leben. Sie werden häufig kombiniert mit Früchten wie Pfirsich und Granatapfel, die Glück, langes Leben und reiche Nachkommenschaft symbolisieren. Der Kranich symbolisierte früher darüber hinaus aber auch den Wunsch für Erfolg bei der Hofbeamtenprüfung, die dann ja auch das Sprungbrett für Ruhm und Reichtum war. Heutzutage noch verschenkt man Oregami-Kraniche, also aus Papier gefaltete Kraniche, wenn man jemandem Glück wünscht, z.B. bei der Suneung-Hochschulreifeprüfung. Und da wir gerade dabei sind: Auch Enten zusammen mit Schilfrohr standen für den Wunsch nach Erfolg bei der Beamtenprüfung im alten Korea bzw. bei Prüfungen allgemein. Ein Entenpaar steht für Eheglück. Geschnitzte Holzenten sind daher bis heute auch ein beliebtes Hochzeitsgeschenk. Mittlerweile gibt es welche, deren Kopf man verdrehen kann. Solche Enten sind dann ein Stimmungsbarometer. Ist der Kopf des Weibchens z.B. zur Seite gedreht, bedeutet das, dass die Ehefrau wegen etwas sauer oder nach einem Streit noch immer sauer ist und das Ehegespons sich lieber erst mal auf Samtpfoten bewegen sollte. So ein Brautentenpaar ist also recht pranktisch.

Die Elster gilt in Korea seit jeher als Vogel, der gute Nachrichten bringt und damit Freude versinnbildlicht. Ein beliebtes Motiv auf Malereien sind daher Elstern und Kiefernbaum, die v.a. Glück fürs neue Jahr bringen sollen. Mit Kiefernbäumen werden auch oft Katzen kombiniert, das ist ein beliebtes Motiv auf koreanischen Hängerollen, das den Wunsch nach Gesundheit und Glück symbolisiert, v.a. zum 70. Geburtstag. Der mit der Katze verwandte Tiger steht für Kraft und Schutz.

Nicht zu vergessen ist der Drache, v.a. der fünfzehige Drache, der mit Herrschermacht assoziiert wird. Auf Königsroben ist entsprechend oft ein Drache zu sehen, das Motiv war in der Regel dem Herrscher vorbehalten. Generell sind Drachenmotive in ganz Ostasien häufig zu finden, der Drache ist eins der am stärksten verehrten Tiere.

Die Fledermaus hatten wir ja schon mal erwähnt. Sie steht auch für die Göttin des Glücks, ein Fledermauspaar entsprechend für viel Glück. Eine Fledermaus und zwei Pfirsiche bedeuten doppeltes Glück und langes Leben. Fünf Fledermäuse symbolisieren fünffaches Glück, nämlich: langes Leben, Reichtum, Frieden, Liebe und Tugend. Fledermausmotive finden sich nicht nur in der koreanischen Architektur und auf Möbelstücken in Form von Scharnieren, sondern auch auf Kleiderstoffen. Assoziationen zwischen Fledermäusen und Dracula sind in Korea traditionell völlig unbekannt.

Ein häufiges Motiv in ganz Ostasien ist der Bonghwang, der chinesische Wundervogel, von dem in vielen chinesischen Legenden berichtet wird. Es ist ein mit dem Phönix vergleichbarer, unsterblicher Vogel. „Bong“ heißt der männliche Vogel, „Hwang“ der weibliche. Die beiden Vögel werden meist zusammen dargestellt und stehen für eine glückliche Ehe, normalerweise verbunden mit dem Wunsch nach reicher Nachkommenschaft. Dieses Motiv taucht entsprechend häufig auf bei allen traditionellen Geschenken für Hochzeiten, z.B. auf Stickereien.

Nicht vergessen darf man die Sagunja, die sog. Vier Gentlemen, eins der beliebtesten Malerei-Motive der konfuzianischen Gelehrten, die gleichzeitig die Würde und Aufrichtigkeit der Gelehrten zum Ausdruck bringen. Gemeint sind Pflaume bzw. Pflaumenblüte und Pflaumenbaum, Orchidee, Chrysantheme und Bambus. Diese vier Pflanzen stehen auch für die vier Jahreszeiten.
Die Pflaume steht für den Frühling, denn die Pflaumenblüten gelten als Frühlingsboten. Daneben stehen Pflaumenbäume aber auch für den aufrechten Geist der konfuzianischen Gelehrten, die sich für Gerechtigkeit, Moral und Ehre einsetzten.
Die Orchidee repräsentiert den Sommer und verbreitet ihren Duft tief in den Bergtälern so wie die konfuzianischen Gelehrten ihre Weisheit und Tugend verbreiteten.
Die Chrysantheme wiederum repräsentiert den Herbst. Sie ist zudem ein Symbol der Integrität, Ehrlichkeit und Prinzipienhaftigkeit der konfuzianischen Gelehrten angesichts von Korruption und Sittenverfall in der Welt. Im größeren Kontext repräsentiert sie auch Keuschheit und Widerstehen von Versuchungen aller Art.
Der Bambus, der vierte Gentleman, repräsentiert den Winter. Der Bambus mag noch so sehr vom Wind gebeutelt werden, sein Stamm bricht nicht und er verliert auch nicht seine grünen Blätter. Damit ist er ein weiteres Symbol für die Aufrichtigkeit der konfuzianischen Gelehrten.

Neben den Sagunja, den Vier Gentlemen, sind auch Sib-jang-saeng überall zu finden, wörtlich: Die zehn Motive der Unsterblichkeit. Die großen Faltwände hinter dem Thron des koreanischen Königs waren z.B. mit den zehn Motiven der Unsterblichkeit geschmückt, auch auf Wandgemälden sind diese Motive oft zu finden. Diese Motive sind im einzelnen: Schildkröte, Kiefer, Bambus, Reh und/oder Hirsch, Kranich, Felsen, Wasser, Wolken, Sonne und das Kraut der Unsterblichkeit.

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