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Lifestyle

Der Gapsin-Putsch und das vorläufige Ende der ersten modernen koreanischen Post

#Sie fragen, wir antworten l 2016-11-26

Hörerecke

Q: In Teil 1 und 2 hatten wir über die Hintergründe der Einrichtung der ersten Post in Korea berichtet, die ein Aushängeschild der Fortschrittlichmachung des Landes sein sollte. Dieser Versuch, ein modernes Postwesen in Korea zu etablieren, scheiterte jedoch tragisch. Am Abend des 4. Dezember 1884 wurde im Postamt in Seoul ein Festbankett anlässlich der erfolgreichen Einrichtung des koreanischen Postwesens begangen. Ironischerweise war es gerade dieses Festbankett, das die koreanische Post und auch andere frühere Errungenschaften der Modernisierung in Korea zum Verhängnis werden sollte. Was geschah an diesem schicksalhaften 4. Dezember 1884?

A: Unter den Gästen des Festbanketts waren Mitglieder des diplomatischen Corps und hochrangige koreanische Hofbeamte, darunter auch der Deutsche Paul Georg von Moellendorff, dem das Zollamt unterstand. Allerdings war sich kaum einer der westlichen Gäste bewusst, dass das Bankett für einen Staatsstreich genutzt werden sollte, in Korea als „Gapsin Jeongbyeon“ bekannt. Es ging dabei darum, den pro-chinesischen Königshof, der vom koreanischen Min-Clan beherrscht wurde, zu beseitigen und durch einen progressiveren, den Japanern wohlgesonnen Hof zu ersetzen. Anführer der Verschwörer war just der Gastgeber des Banketts, der Oberpostmeister Hong Yong-sik; daneben Pak Yong-hyo, der für die Durchführung der Putsch-Operation zuständig war, und Kim Ok-kuin, der Kontaktmann zwischen den Verschwörern und der japanischen Legation. Von der pro-chinesischen Seite waren drei konservative koreanische Minister anwesend: Prinz Min Yong-ik, der „Vorsteher“ des pro-chinesischen Min-Clans, Yi Cha-yon und General Han Kyu-sik. Kurz vor 22.00 Uhr wurde ein kleines Gebäude neben dem Postamt in Brand gesetzt, nachdem man Prinz Min in einen Hinterhalt gelockt hatte. Gegen Mitternacht hatten die Verschwörer sich die vorläufige Kontrolle über die koreanische Regierung gesichert.

Das alles passierte am 4. Dezember 1884. Trotz der allgemeinen Tumulte und der Aufregung in den Straßen Seouls lief die Arbeit im Postamt in Seoul noch bis zum Nachmittag des 6. Dezember normal. Die zunehmende Zahl chinesischer Soldaten in den Straßen Seouls und die Gerüchte über Kämpfe im Königspalast führten dann aber dazu, dass die koreanischen und japanischen Postangestellten das Postgebäude verließen. In den darauf folgenden Tagen wurde das gesamte Postgebäude vom erbosten koreanischen Mob geplündert und bis auf die Haupthalle der Post wurde das ganze Gebäude niedergebrannt. Der Gapsin-Putsch dauerte nur drei Tage, aber viele der Konservativen und ihrer Gegner, der reformistisch Gesinnten, starben bei den Kämpfen oder wurden danach hingerichtet. Unter den Toten war auch Hong Yong-sik, der das koreanische Postwesen aufgebaut hatte und die Putschisten anführte. Durch den Putsch wurde nicht nur der erste moderne Postdienst Koreas zerstört, sondern auch der erste moderne Zeitungsverlag Koreas, der mit der Hanseong Sunbo die erste Zeitung herausgebracht hatte, weiterhin die drei modernen Fotostudios der Zeit. Post, Zeitung und Fotostudios wurden entweder als Ausgeburten der westlichen Modernisierung verdammt oder aber als pro-japanische Einrichtungen verteufelt.

Dem einen sein Leid ist dem anderen sein Freud – so war es auch beim Gapsin-Putsch, denn davon profitierte der amerikanische Marineoffizier George C. Foulk, der der US-Legation in Seoul angehörte. Weiterhin profitierten Briefmarkensammler in aller Welt. Denn als Korea seine erste Briefmarke herausbrachte, interessierten sich Briefmarkensammler rund um den Globus für diese künstlerisch gestalteten Marken. Von den aus Japan georderten ersten koreanischen Briefmarken waren bis zur Eröffnung der koreanischen Post ja nur 15.000 geliefert worden. Davon wurden aber in den paar Tagen, die die koreanische Post existierte, nur an die 500 Exemplare verkauft und gebraucht. Was geschah mit den restlichen Marken, die unerwartet besonderen Sammlerwert im Westen erhalten hatten? Erfahren Sie mehr darüber in der kommenden Ausgabe der Hörerecke.

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