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Lifestyle

Allergien in Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2017-11-04

Hörerecke

Q:Der Fernsehsender NHK World hat eine kleine Serie, die Somewhere Street. In dieser Serie werden Straßen der Welt vorgestellt, so auch eine in Seoul. In dieser Straße gibt es eine Tortenbäckerei. Die Torten waren wunderschön bunt und verziert mit Blumen, Regenschirmen, Spielzeug aller Sorten, und wie gesagt, bunt wie aus Neonfarben gefertigt. Für mich als Farbstoff-Allergiker unmöglich essbar. Frage: Wie viele Allergiker gibt es in Korea? Wird man registriert?

A: Wie viele Allergiker es in Korea gibt, ist schwer zu sagen, jedenfalls finden sich in den Statistiken des Koreanischen Statistikamtes keine Angaben darüber. Überhaupt sind Lebensmittelallergien in Korea erst eine vergleichsweise jüngere Erscheinung bzw. werden sie noch nicht so lange systematisch untersucht wie in den fortgeschritteneren Industrieländern, deren modernes öffentliches Gesundheitswesen um einige Jahrzehnte älter ist als das koreanische.
Was nun Lebensmittelallergien betrifft, so ist grundsätzlich anzumerken, dass es noch bis in die 1980, 1990er Jahre hinein in Korea kaum westliches Junk food oder Produkte mit künstlichen Farbstoffen gab. Die koreanischen Reiskuchen erhalten ihre Farbe bis heute in der Regel auf natürliche Weise durch Zusatz von Beerenextrakten oder Kräutern. Und der koreanische Lebensmittelmarkt wurde erst um die Millenniumwende im Zuge von Marktöffnung und Freihandelsabkommen breiter geöffnet. Ein weiterer Faktor ist, dass sich die Luftverschmutzung selbst in Großstädten wie Seoul lange Zeit noch in Grenzen hielt. Langer Rede kurzer Sinn: Die Zunahme von Allergien allgemein wurde erst mit fortschreitender Industrialisierung, Umweltbelastung, Öffnung des Landes und steigendem Wohlstand zunehmend zum Problem.
Belegt wird das z.B. auch durch die Zunahme von Allergien aller Art bei Kindern. Das ist eine Erscheinung der letzten 20, 30 Jahre, die wohl auch mit der Verwestlichung der Lebens- und Essgewohnheiten und der erhöhten Umweltbelastung zu tun hat, die auch in einer Verbindung mit der Abnahme der natürlichen Immunabwehr des Körpers stehen dürfte. Repräsentativ dafür steht eine tendentielle Zunahme von Atopie-Erkrankungen v.a. bei Kindern, ein Thema, das in den letzten Jahren häufiger in der koreanischen Presse thematisiert wurde. Als Hauptursachen für Lebensmittelallergien werden in Korea übrigens Erdnüsse, Hühnereier, Kuhmilch und Buchweizen genannt. Auch Baumnüsse und Schalentiere werden in Untersuchungen bei Kindern im Alter von 6 bis 16 Jahre gelistet.

Ein Überblick ist nicht so einfach, generell scheint es im Bereich der Lebensmittelallergien in Korea noch nicht so viele Untersuchungen wie in westlichen Ländern zu geben, eben auch, weil die Entwicklung zum Industrieland in Korea um einige Jahrzehnte zeitversetzt später erfolgte. Entsprechend langsamer entwickelten sich moderne Allergien und auch das moderne Gesundheitswesen.
Je nach Alter und Geschlecht der Probanden ist die Reihenfolge der Lebensmittelallergie-Ursachen in den einzelnen Studien, die im Netz zu finden sind, etwas unterschiedlich. Eine Studie mit 95 Erwachsenen listet z.B. Garnelen und Krebsallergien, also Krustentier-Allergien an erster Stelle. Anaphylaktischer Schock durch Unverträglichkeit eines Nahrungsmittels wird in Korea v.a. durch Meeresfrüchte und Getreide ausgelöst. Orale Allergien gehen meist auf Obst-Unverträglichkeit zurück, unter der insbesondere koreanische Männer leiden sollen.

Ein weiteres ernsthaftes Problem im Zusammenhang mit Entwicklung und superschneller Industrialisierung ist die Zunahme von Asthmakranken in Korea. Bei Asthma spielt natürlich v.a. auch in den Großstädten die Luftverschmutzung, Feinstaub und v.a. der Gelbe Sand, der insbesondere im Frühling aus China auf die Koreanische Halbinsel bläst, eine zunehmende Rolle. Von März bis Mai steigt entsprechend die Zahl der Asthmapatienten. Studien zeigen zudem, dass Asthma, bedingt durch Arbeiten mit Färbelaugen oder Metallen ebenfalls ein Problem stellt.
Auch allergische Rhinitis, sprich, Heuschnupfen, verursacht zunehmend Probleme und Kosten. D.h. immunologische und allergischen Krankheiten sind in Korea auf dem Vormarsch. Führend in der Forschung in diesem Bereich ist übrigens die Koreanische Akademie für Asthma, Allergien und Klinische Immunologie (KAAACI), die 1972 gegründet wurde und besonders im Bereich asthmatischer Erkrankungen und allergischer Rhinitis aktiv ist, und das auch international.

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