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Gesellschaft

Die Fusion-Band Jambinai

2016-01-05

Vergangenes Jahr feierten Koreas Indie-Bands den 20. Jahrestag ihrer Gründung. Sie sind nun reif dafür, aus dem Untergrund herauszutreten und der Allgemeinheit ihre erstaunlichen Fähigkeiten und ihren erfrischenden Zugang zur Musik zu zeigen. Eine Gruppe, die sich dabei mit besonderem Talent auszeichnete, ist die traditionelle koreanische und moderne Rockband Jambinai. Ihre drei Musiker haben eine Ausbildung in Gugak, der traditionellen koreanischen Musik. Jambinai wurde als erste Gugak-Band mit dem Korean Music Award geehrt und trat als erste koreanische Musikgruppe beim legendären Glastonbury Festival in England auf. Im Jahr 2014 machte Jambinai eine Tournee durch Europa und spielte 56 Konzerte in 38 Städten in 14 Ländern, darunter Deutschland, Dänemark, die Niederlande, Belgien, Italien und Spanien. Der künstlerische Genius von Jambinai war von der ausländischen Musikszene längst anerkannt worden, die Band erhielt Einladungern zu den angesehensten Musikfestivals auf der ganzen Welt. Schauen wir uns diese faszinierende Band einmal genauer an.

Jambinai wurde von drei Freunden gegründet: Lee Il-woo, Sim Eun-yong und Kim Bo-mi, die 2009 ihren Abschluss an der Schule für traditionelle koreanische Kunst an der staatlichen Universität der Künste gemacht haben. Lee spielt Piri, das ist ein Blasinstrument ähnlich einer Oboe, Shim spielt Geomungo, ein zitherähnliches Streichinstrument, und Kim spielt ein zweisaitiges Haegeum. Bei ihren Auftritten haben diese traditionellen Musiker immer die Interaktion mit den Zuhörern gesucht. Lee Il-woo erklärt es uns.



Viele traditionelle Musiker haben das Gefühl, dass das Publikum bei Gugak-Auftritten sehr begrenzt ist, meist besteht es nur aus Gugak-Professoren, Freunden und Familienmitgliedern. Daher suchten wir eine musikalische Begegnung mit dem normalen Publikum. Als wir uns nach dem Uni-Abschluss trafen, haben wir beschlossen, eine Gruppe zu bilden, die auf Kommunikation mit der allgemeinen Öffentlichkeit abzielt.

Lees Freunde Sim Eun-yong und Kim Bo-mi nahmen den Vorschlag sofort auf. Doch es dauerte eine lange Zeit, bis sie die richtige Musik für nur drei Gugak-Instrumente fanden, die die Leute fesseln würde. Hier ist erneut Lee Il-woo.

Die Leute haben sich an die Techniken und Melodien der westlichen Instrumente gewöhnt, aber Gugak-Instrumente sind ihrer Struktur nach ganz anders. Es war daher ziemlich schwer, neue Melodien zu erschaffen und gleichzeitig die Eigenheiten der Instrumente zu erhalten. Ein weiteres Problem war, dass die Gugak-Instrumente normalerweise von der Lautstärke der westlichen Instrumente übertroffen werden. Wir mussten auch hier einen Ausweg finden.

Die drei Musiker verbrachten viele Stunden zusammen, um Lösungen für die Probleme zu finden und kamen schließlich zu der Erkenntnis, dass sie mit nur drei Instrumenten die musikalischen Grenzen nicht überwinden konnten. So lernten sie, weitere Instrumente spielen: Lee lernte Gitarre, Taepyeongso und Saenghwang; Kim Xylophon und Triangel und Sim Keyboard und Xylophon. Nach sechs Monaten ernteten sie endlich die ersten Früchte ihrer harten Arbeit und nannten das Stück „Naburak“.

Angeführt von einem markanten Riff auf dem Geomungo wird das gefühlvolle 10-Minuten-Stück melodisch von Gitarre und Haegeum getragen. Der Veröffentlichung des Debutstücks „Naburak“ folgte eine Reihe von neuen Kompositionen. Dann erhielt Lee eine Anfrage für ein erstes Jambinai-Konzert. Das Trio begann das Jahr 2010 mit seinem ersten öffentlichen Auftritt, doch weder der Konzertveranstalter noch die Band wussten genau, worauf sie sich dabei einlassen würden. Hier ist Herr Kim Hyung-gun, der Geschäftsführer von The Tell Tale Heart, Jambinais Agentur und Veranstalter ihres ersten Konzerts.

Das erste Stück im Repertoire war ein ruhiges zehnminütiges Stück mit dem Titel „Von Fingerspitze zu Fingerspitze“. In der ersten Minute dachte ich, das Publikum würde es langweilig finden, aber ich sah, dass 120 Leute im Publikum mit der Musik wirklich mitgingen. Jambinais Musik hat eine Kraft, die Aufmerksamkeit der Leute ganz auf die Vorführung zu ziehen.



Als das erste Stück beendet war und Jambinai das zweite Stück, „Naburak“, anfangen wollte, war das Publikum bereits gewonnen. Hier ist der Popmusik-Kritiker Seojeong Mingap.

Jambinais Musik ist sehr kraftvoll. Die Elemente des Hardcore-Rock wurden ohne Einbußen von Rhythmus oder Atmosphäre des Gugak in die Kompositionen integriert. Es ist verblüffend, wie sie all die verschiedenen musikalischen Elemente zusammenbringen.

Jambinais erstes Konzert in der Öffentlichkeit war ein großer Erfolg. Sieben Monate später veröffentlichte das Trio ein Mini-Album. Im Jahr 2012 wurde das Musikvideo zu „Time of Extinction“ produziert und wurde auf YouTube ein Risenerfolg, was dem Trio ganz neue Möglichkeiten eröffnete. Hier ist erneut Jambinais Bandmanager Kim Hyung-gun.

Das Musikvideo wurde auf YouTube ein viraler Hit und erhielt sofort Zehntausende von Klicks. Einer der Zuschauer war Jerome Williams von der niederländischen Unterhaltungsfirma Earth Beat. Er beauftragte seine Kontaktleute in Korea, ein Treffen mit Jambinai zu vereinbaren, und so trafen wir uns zum ersten Mal.

Was war das besondere an Jambinai, das Jerome Williams Aufmerksamkeit unter tausenden von Musikvideos auf YouTube fesselte? Hier seine Antwort:

Sie sind sehr, sehr gute Musiker – unglaublich gut in der Art, wie sie ihre Instrumente beherrschen. Die Art, wie sie Musik schreiben, ist in einer Weise neu, die ich noch nicht gehört habe. Ich meine, die Songs an sich sind sehr gut, sehr schön. Durch das Hinzufügen der traditionellen koreanischen Instrumente werden sie noch besser gemacht. Das macht sie absolut einzigartig.



Jerome Williams verschaffte Jambinai eine Einladung zum World Village Festival in Finnland im Mai 2013. Das World Village Festival ist ein jährliches Musikfest, das den Beginn der Musik-Festival-Saison in Finnland einleitet. Kim Bo-mi von Jambinai erinnert sich daran, wie aufgeregt und nervös sie sich auf dem Weg nach Finnland gefühlt hatte.

Ich war besorgt, ob wir das finnische Publikum nur mit unserer Musik erreichen konnten. Aber eine Aufzeichnung unseres Auftritts zeigt, wie das Publikum die Köpfe im Rhythmus mitschwang. Ich hatte mich vor unserem Konzert in Finnland etwas verletzt, aber während der Aufführung vergaß ich meine Verletzung total, weil ich so von der Atmosphäre gefangen war. Unser letztes Stück war „Connection“, ein sehr ruhiges und gefühlvolles Stück. Aber die Zuschauer klatschten in die Hände wie bei einer religiösen Veranstaltung. In dem Moment wusste ich, dass wir den Erwartungen gerecht werden konnten.

Die Musik von Jambinai ist normalerweise nicht von der Art, dass sie zum Klatschen oder Jubeln einlädt, doch tausende von Menschen beim World Village Festival taten zu den Beats genau dies. Hier ist Lee Il-woos Erinnerung an das Erlebnis.

Die CDs, die wir mitgebracht hatten, waren alle nach ein paar Minuten ausverkauft. Festival-Mitarbeiter, die vorher nicht so freundlich gewesen waren, wurden plötzlich richtig nett. Ehrlich gesagt waren wir zuerst besorgt, aber als die Show zu Ende war, waren wir erleichtert und viel selbstbewusster. Der Auftritt stärkte unseren Glauben an uns und unsere Musik.



Jambinai war den europäischen Musikproduzenten, die am World Village Festival 2013 teilnahmen, sicherlich bereits aufgefallen, aber die Band wollte sehen, wie sie bei anderen Musikfestivals aufgenommen wird. Daher beschloss sie, im Oktober 2013 auf der World Music Expo (WOMEX), der weltgrößten Musikmesse der Weltmusik, in Cardiff in Wales aufzutreten.

Voller Aufregung und Anspannung begann Jambinai seinen Auftritt mit dem Musikvideo-Hit „Time of Extinction“. Dieses dynamische Stück mit dem wuchtigen Anschlag des Geomungo und dem durchdringenden Solo des Haegeum unterlegt mit lauten Heavy Metal-Klängen könnte hier etwas deplatziert geklungen haben. Was hielten internationale Musikkritiker von der ungewöhnlichen Kombination von unbekannten Gugak-Instrumenten und Heavy Metal? Hier ist erneut Lee Il-woo von Jambinai.

Wir wurden davor gewarnt, dass die Leute aus der Musikbranche beim WOMEX die Show einfach in der Mitte verlassen würden, wenn sie die Musik nicht mochten. Als unser Auftritt zu Ende war, erzählte uns ein Helfer, der am Ausgang stand, dass bei uns niemand vor dem Ende gegangen sei. Wir wurden nach dem Auftritt im WOMEX mit Anfragen überflutet.

Mit der beim WOMEX gewonnenen breiten Anerkennung trat Jambinai bei mehreren renommierten Festivals auf: beim World of Music, Arts and Dance (WOMAD); beim Roskilde-Festival in Dänemark, einem der größten Musikfestivals in Europa; und beim South by Southwest, dem größten Veranstaltungsort für Musik, Film und interaktive Medien in Nordamerika. Die Mitglieder von Jambinai bezeichnen ihren Auftritt beim Roskilde-Festival als ihren bisherigen Höhepunkt. Sim Eun-yong und Kim Bo-mi können sich noch lebhaft daran erinnern, wie sie Teil dieses Riesenereignisses mit seinen 120.000 Zuschauern und den Rolling Stones auf der Hauptbühne waren.

Sim: Tausende von Menschen schrieen und jubelten von Anfang an. Dann wurde mir klar, dass sie über uns und unsere Musik wirklich Bescheid wussten. Diese Erkenntnis löste bei mir beim Spielen eine Gänsehaut aus.

Kim: Es erinnerte mich daran, dass ich so hart auf diesen Moment hingearbeitet hatte. Alles war perfekt. Uns wurde gesagt, dass viele Menschen auf unser Konzert gewartet hatten, aber wieder gehen mussten, weil es keine Sitzplätze mehr gab.


Nur ein Jahr nach dem Konzert in Finnland wurde Jambinai zu einer der gefragtesten Band in der europäischen Rockmusikszene. Das zweite Studioalbum des Trios wird zum ersten Mal für asiatische Künstler von Bella Union, einer weltweit anerkannten britischen Plattenfirma, veröffentlicht, und das Jambinai-Album wird im späten Frühjahr 2016 weltweit erhältlich sein. Der Musikkritiker Seojeong Mingap erzählt uns, wie Jambinai es geschafft hat, das europäische Publikum noch vor den einheimischen koreanischen Musikliebhabern zu begeistern.

Gugak ist keine Mainstream-Musik. In Korea zieht das Spielen von Rockmusik mit koreanischen Instrumenten keine große Aufmerksamkeit auf sich, aber in Übersee hat die Kombination von unbekannten Instrumenten und vertrauten Klängen des Rock eine große Anziehungskraft. Jambinais Musik ist eine interessante Kombination aus Bekanntem und Unbekanntem, weshalb die Band so beliebt in Übersee ist.

Inmitten der rasenden Klänge von Heavy Metal fügt die Melodie des Haegeum eine Schicht aus Beseeltheit hinzu, und die zurückhaltenden Anschläge des Geomungo liefern eine leistungsstarke Resonanz. Es gibt keine vergleichbare Musik auf der Welt. Es ist eine absolute Harmonie, geboren aus Disharmonie. Genau wie das Wort „Jambinai“ zuvor nicht in der Welt existierte, schafft die Band Musik, die sonst nirgends auf der Welt zu finden ist. Anstatt den musikalischen Trends von anderen zu folgen, sind sie bestrebt, einen neuen musikalischen Weg zu gehen. Aus diesem Grund freuen wir uns auf ihren nächsten Auftritt.

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