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Wirtschaft

Die Abwertung des koreanischen Won

#Thema der Woche l 2019-05-27

© YONHAP News

Die Sorgen über einen drastischen Anstieg des Won-Dollar-Wechselkurses nehmen zu. Der Wert des südkoreanischen Won fiel im Vergleich zu anderen wichtigen Währungen auf den niedrigsten Stand seit 19 Monaten. Zusammen mit dem Rückgang des Wirtschaftswachstums im ersten Quartal gilt das als Alarmsignal. Zum Thema sagt der Ökonom Kim Jeong-sik von der Yonsei-Universität: 


Die Abwertung des koreanischen Won gegenüber dem Dollar hat positive und negative Aspekte. Für die koreanischen Exporteure könnte sich das als gut erweisen, weil ihre Produkte in den Auslandsmärkten über eine größere Wettbewerbsfähigkeit verfügen und es hilft, dass die Ausfuhren steigen. Auf der anderen Seite macht der Wertrückgang der Landeswährung die Importe teurer, und er könnte zu höheren Preisen einschließlich der Gaspreise führen. Eine moderate Abwertung des Won ist akzeptierbar, doch eine größere Schwächung könnte Spekulationen auslösen, dass der Won weiter fällt, und es ausländische Investoren dazu bewegen, die lokalen Börsen aus Angst vor Währungsverlusten zu verlassen. Ein rascher Abfluss ausländischen Kapitals könnte wiederum zu einem Rückgang der Währungsreserven führen. 


Anfang des Jahres bewegte sich die koreanische Landeswährung zwischen 1110 und 1120 Won pro Dollar. Doch ab Mitte April wurde der Won stärker als erwartet abgewertet. Am 9. Mai wurde die Schwelle von 1180 Won überschritten. Zuletzt war das am 16. Januar 2017 der Fall. Am 15. Mai stieg der Kurs auf 1190 Won pro Dollar. Das heißt, ein steigender Won-Dollar-Kurs bedeutet eine Schwächung des Won-Werts. Die unablässige Abwertung deutet auf eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Bedingungen hin: 


Im Inland gibt es zunehmende Sorgen über einen wirtschaftlichen Abschwung, was mit Sicherheit die lokalen Unternehmen treffen wird, die bereits schlechtere Zahlen vorweisen. Besorgnisse wegen rückläufiger Firmengewinne könnten ausländische Investoren dazu bewegen, ihr Geld aus dem hiesigen Markt abzuziehen, was zur Schwächung des Won beitragen würde. Extern hat der Handelsstreit zwischen den USA und China die koreanischen Exporte geschwächt. Der Handelsprotektionismus der beiden größten Volkswirtschaften könnte die wirtschaftliche Verlangsamung verschärfen und einen Crash des Aktienmarkts auslösen. 


Auch saisonale Gründe sind für die Won-Schwäche verantwortlich. Im April und Mai schütten die größeren koreanischen Unternehmen in der Regel ihre Dividenden an die Anteilseigner aus. Doch ausländische Investoren wollen den Großteil der in Won ausgezahlten Dividenden in Dollar umtauschen. Das Ergebnis ist eine überhitzte Nachfrage nach der US-Währung:


Obwohl der koreanische Won zuletzt abwertete, gibt es genügend Raum für eine Aufwertung. Koreas Währungsreserven zum Beispiel belaufen sich auf über 400 Milliarden Dollar, und es gibt seit langer Zeit einen Handelsüberschuss. Der Anteil des Leistungsbilanzüberschusses am Bruttoinlandsprodukt lag 2016 bei 7 Prozent, er wird in diesem Jahr vermutlich 4 Prozent erreichen, was immer noch als hoch gilt. Der große Überschuss deutet an, dass die internationale Kreditglaubwürdigkeit Koreas weiter hoch ist.   


Korea verfügte mit Stand vom Ende April über die neuntgrößten Währungsreserven, und das Handelsplus lag im vergangenen Monat bei 4,12 Milliarden Dollar. Korea verzeichnete den 87. Monat in Folge einen Überschuss. Die Währungsswap-Geschäfte mit einigen Ländern, darunter China und die Schweiz, stärken das finanzielle Sicherheitsnetz. Darüber hinaus befindet sich die Kreditausfallprämie auf einem niedrigen Niveau. Doch die Won-Abwertung könnte ein Zeichen für eine Schwächung der wirtschaftlichen Fundamente sein: 


Es gibt verschieden Gründe für eine Abwärtskorrektur der Prognosen für Koreas Wirtschaftswachstum. Der eskalierende Handelskonflikt zwischen den USA und China schadet den Exporten Koreas. Im Inland hat die Regierung den Mindestlohn angehoben und die Arbeitsstunden reduziert, um die Lebensumstände der Lohnabhängigen zu verbessern. Doch durch diese Maßnahmen erhöhte sich die Kostenlast für Unternehmen, die Arbeitsplätze sowie auch die Investitionen abbauen könnten. 


Die OECD, das Koreanische Entwicklungsinstitut sowie das Koreanische Institut für Finanzen haben alle ihre Wachstumsprognosen für Korea in diesem Jahr von 2,6 Prozent auf 2,4 Prozent nach unten korrigiert. Die Abwertung des Won ist das Ergebnis langsamerer Exporte, zurückgehender Investitionen und schlechterer Wirtschaftsindikatoren in den ersten drei Monaten dieses Jahres: 


Die koreanische Währung hat sich vorerst bei 1190 Won stabilisiert. Doch die Zukunft des Devisenmarkts hängt von der Entwicklung des Handelsstreits zwischen den USA und China ab. Sollte es beiden Ländern beim G20-Gipfel Ende Juni in Japan gelingen, einen Kompromiss zu erzielen, würde dies die Unsicherheit wegen der Weltwirtschaft reduzieren, und der Devisenmarkt in Korea würde seine Stabilität zurückgewinnen.  


Doch ob sich die USA und China einigen können, bleibt ungewiss. Die koreanische Regierung muss sich auf alle möglichen Szenarien vorbereiten und Maßnahmen gegen potenzielle Marktturbulenzen ausarbeiten.

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