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Geschichte

Hong Sun-eon: Ein Dolmetscher und Diplomat im Joseon-Reich

2012-06-14

<b>Hong Sun-eon</b>: Ein Dolmetscher und Diplomat im Joseon-Reich
Ein Dolmetscher macht Geschichte

Die Gesellschaft des Joseon-Reiches war eine scharf unterteilte Standesgesellschaft, an deren Spitze die Schicht der Yangban stand. Doch auch in dieser Gesellschaft gab es Menschen, die aufgrund ihrer herausragenden Fähigkeiten in Führungspositionen aufstiegen. Einer von ihnen war der Dolmetscher Hong Sun-eon. Dolmetscher gehörten in der Joseon-Ära zur Schicht der Jungin, die zwischen den herrschenden Yangban und dem gemeinen Volk standen. Sie waren so zwar in ihren Möglichkeiten beschränkt, übernahmen aber nicht nur die Rolle des Dolmetschers, sondern fungierten auch als Diplomaten, als Schleuse für fremde kulturelle Einflüsse und als grenzenüberschreitende Händler. So hinterließen sie ihre Spuren in der Geschichte.


Eine Begegnung mit Folgen

Hong Sun-eon wurde 1530 als Sohn des Dolmetschers Hong Gyeom geboren. Er war zwar nur der Sohn einer Nebenfrau, zeigte aber von frühem Alter Potential und große Ambitionen. Bereits jung meisterte er die chinesische Sprache und wurde schließlich Dolmetscher. Bei einer Mission ins China der Ming-Dynastie machte er eine Begegnung, die weitreichende Folgen haben sollte.

In einem Bordell in Peking traf er eine Frau, die ihren verstorbenen Eltern aus Geldmangel kein Begräbnis ausrichten konnte und deshalb in dem Etablissement arbeitete. Hong hatte Mitleid mit ihr und gab ihr eine große Summe aus den Staatsgeldern, die er mit sich führte. Die Frau war von seiner Großzügigkeit überwältigt und fragte nach seinem Namen. Zunächst wollte Hong ihn ihr nicht sagen, aber nachdem die Frau darauf bestand, dass sie dann das Geld nicht annehmen könnte, nannte er ihr zumindest seinen Familiennamen. Seine Begleiter lachten ihn wegen seiner Naivität aus.

Nach seiner Rückkehr nach Joseon konnte Hong das Geld, das er der Frau gegeben hatte, nicht ersetzen und musste mehrere Jahre im Gefängnis verbringen. Erst als ein schwelender diplomatischer Konflikt zwischen Joseon und China an die Oberfläche kam, sollte sein Leben erneut eine Wende nehmen.


Die Richtigstellung der Geschichte

In wichtigen chinesischen Geschichtsbüchern wurde der Gründer der Joseon-Dynastie Yi Seong-gye damals als Sohn von Yi In-im, einem hohen Hofbeamten des Goryeo-Reiches, dargestellt. Joseon hatte China wiederholt zur Richtigstellung aufgefordert, doch China wollte den Aufforderungen nicht folgen. 200 Jahre lang blieb dieser Konflikt ungelöst, bis der 14. König Joseons, König Seonjo, keine Geduld mehr hatte. Er setzte den Dolmetschern ein Ultimatum und drohte ihnen mit Strafe, wenn sie das Problem nicht lösten. Nach längeren Überlegungen beschlossen die Dolmetscher, Hong Sun-eons Schulden zu bezahlen, ihn zum obersten Dolmetscher zu ernennen und mit der Lösung des diplomatischen Streites zu beauftragen.

Es war eine gefährliche Mission, zu der sich Hong 1588 mit dem Gelehrten Hwang Jeong-uk nach Peking aufmachte. Wenn er sie nicht erfüllte, drohte ihm der Tod. Doch in Peking traf er auf eine unerwartete Bekannte. Die Frau, der er bei seiner ersten Reise Geld gegeben hatte, war in der Zwischenzeit zur Gattin des hochrangigen Beamten Shi Xing aufgestiegen. Als Dankesbeweis für seine frühere Hilfe überzeugte sie ihren Mann, die Abstammung Yi Seong-gyes in den chinesischen Büchern richtigzustellen. So wurde ein 200 Jahre währender Konflikt beendet, und Hong erhielt von Shi Xings Frau auch noch Seidenstoffe, die mit Stickereien verziert waren, in denen ihre Danbarkeit zum Ausdruck gebracht wurde.


Hilfe von China im Imjin-Krieg

Nachdem Hong Sun-eon so seine Mission erfüllt hatte, wurde ihm der höchste Titel verliehen, den ein Dolmetscher im Joseon-Reich je erlangt hatte. Als dann 1592 die Japaner in Joseon einfielen und der erste der Imjin-Kriege ausbrach, wurde Hong erneut nach China entsandt: er sollte dort um militärische Unterstützung zu bitten. Shi Xing, der von Hongs großem Herz und seiner Selbstlosigkeit sehr beeindruckt war, machte sich für diesen stark und überzeugte den zögerlichen chinesischen Hof davon, 50.000 Soldaten nach Joseon zu entsenden.

Hong diente bei dem Feldzug dem General Li Rusong als Dolmetscher und Berater. Er erklärte ihm die Situation in Joseon und den Stand der Auseinandersetzungen und trug so dazu bei, dass Pjöngjang zurückerobert werden konnte. Dieser Erfolg wendete das Blatt in den Imjin-Kriegen zugunsten von Joseon, und mit diesem historischen Sieg ging Hongs Geschichte in dutzende historische Geschichtsbücher ein.

1598 verstarb Hong Sun-eon im Alter von 67 Jahren. Durch seine Verdienste für Korea ist er jedoch auch heute, nach mehreren Jahrhunderten, noch nicht vergessen.

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