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Gesellschaft

Lim Su-jin, künstlerische Leiterin des Sanwoolim-Theaters

2016-11-01

Das war Lim Su-jin, Theaterintendantin von Sanwoolim, mit ihrer Begrüßung zur Veranstaltung „Warten auf“ am vergangenen 20. Oktober. Anlass war der Umbau Sanwoolims von kleiner Theaterbühne zur großen Spielstätte für Aufführungen verschiedenster Art. Hier die Leiterin Lim Su-jin.

Wir haben einen angenehmen Raum geschaffen, wo die Künstler und Musiker nah mit den Zuschauern interagieren können. Die Künstler erzählen über ihre Werke und die Musiker über ihre Stücke. Und das immer vor jeweils 50 Zuschauern.

Die Galerie für Kunst und Handwerk auf der zweiten Etage ist nicht nur eine Kunstgalerie, sondern auch ein Austauschort für Künstler und Besucher. So sind an den Wänden und in den Regalen Bilder, Keramiken und Handwerksarbeiten zu sehen, im Hintergrund spielt Konzertmusik. Auf diese Weise vermischen sich verschiedene Kunstformen zu einem einzigartigen Kulturerlebnis.

Auf der Veranstaltung am 20. Oktober bildeten Geigen und Celli den musikalischen Rahmen für eine Keramikausstellung. Zwischendurch sprachen die Künstler zum Publikum, um ihnen tiefere Einblicke in die Kunst und Kultur zu gewähren.

Das Theater Sanwoolim wurde 1985 eröffnet und nahm als experimentelles Theater 31 Jahre lang eine führende Rolle ein. Nach seinem Umbau zu einer multikulturellen Spielstätte sind die Erwartungen groß.


Frau 1: Seit der Uni besuche ich schon das Sanwoolim-Theater. Das alte Sanwoolim hatte eine große Bedeutung und der Umbau wird diese nur vergrößern. Ich habe das neue Theater heute gesehen und es war wunderbar. Ich bin dankbar, dass es das Sanwoolim noch gibt.
Frau 2: Es war fantastisch. Ich kann Musik, Theater und Kunst an einem Ort erleben. Besucher können so verschiedene Kunstformen gleichzeitig kennenlernen. Dieser Ort wird eine bedeutende Rolle spielen.


Die Theaterintendantin Lim Su-jin hat den Umbau initiiert. Sie ist die älteste Tocher des Theatergründers Lim Young-woong. Als sie vor vier Jahren die Leitung übernahm, entschied sie sich für diesen kühnen Schritt. Sie gilt als Schutzpatronin der koreanischen Kunst und Kultur, weshalb auch die koreanische Kulturszene ihre Schritte genaustens beobachtet.

Sanwoolim wurde 1969 vom hoch angesehenen Theaterregisseur Lim Young-woong gegründet. Es ist die einzige Schauspieltruppe in Korea mit einem eigenen Theater. Lim hatte sein eigenes Haus 1985 abreißen lassen, um an der Stelle ein Theater für Sanwoolim zu errichten. Hier noch einmal Lim Su-jin.

Sanwoolim war mein Zuhause. Sogar als es noch kein Theater war, gingen Schauspieler und Leute von der Bühnenproduktion ein und aus. Als das Theater stand, dachte ich, mein Vater bleibt nun zu Hause, um seine Stücke aufzuführen. Viele Schauspieler wurden meine Freunde und wir lernten viel über die Bühnenproduktion. Deren Traum war, eines Tages Schauspieler oder Regisseur zu werden.

Die erste Aufführung von Sanwoolim war Samuel Becketts „Warten auf Godot.” In diesem bahnbrechenden Stück warten die Hauptfiguren Wladimir und Estragon auf eine Person namens Godot. Dabei unterhalten sie sich zweieinhalb Stunden. So lange dauert nämlich das Stück. In Korea wurde es zum ersten Mal 1969 von Sanwoolim aufgeführt. Seitdem wurde es in den letzten 46 Jahren fast 30-mal von dem heute 80-jährigen Lim Young-woon auf die Bühne gebracht. Ein Kommentar der Theaterkritikerin Lee Eun-kyung.

Lim Young-woongs „Warten auf Godot“ nimmt in der koreanischen Theatergeschichte einen wichtigen Platz ein. Denn das Stück hat das absurde Theater salonfähig gemacht. Die koreanische Theaterwelt der 1960er Jahre war fasziniert vom absurden Theater, doch das Publikum war an das realistische Drama gewöhnt. Doch mit Lims „Warten auf Godot“ zerbröckelten alle negativen Vorurteile. Die Leute erkannten, dass das absurde Drama weder unverständlich noch langweilig war, sondern lustig, aufschlussreich und sogar plausibel aus koreanischer Perspektive.

Sanwoolim war wichtig für die moderne koreanische Theatergeschichte. Denn es produzierte viele ausländische und experimentelle Stücke, welche die koreanische Theaterwelt stimulierten. Davon ließ es auch nicht ab, als das Theaterinteresse sank und das Sanwoolim finanzielle Einbußen erlitt. Hier erneut die Theaterkritikerin Lee Eun-kyung

Ich denke, eine wichtige Leistung von Sanwoolim war die Entdeckung von neuen talentierten Regisseuren und Dramatikern, deren vielversprechende Werke viel Beachtung bei Kritikern und Publikum fanden. Im Vergleich zu den westlichen Ländern gibt es in Korea kaum traditionelle Theaterbühnen. Im Viertel Daehangno stehen allein 200 kleine Theater, doch die meisten schließen nach nur einem Jahr oder zwei. Selbst das Theater Samilro Changgo musste nach 40 Jahren schließen. Angesichts dieser Lage gleicht es einem Wunder, dass sich das Sanwoolim mit seinen klassischen Stücken mehr als 30 Jahre halten konnte.

Doch nach zwei finanziellen Krisen sah es schlecht um die Zukunft von Sanwoolim aus. Da kehrte Lim Su-jin aus den USA zurück. Ihr Bruder Lim Su-hyun hatte zu jener Zeit die künstlerische Leitung inne, aber es fiel ihm schwer, das Theater zusammenzuhalten.

Nach 20 Jahren im Ausland kehrte ich 2011 nach Korea zurück. Ich musste diesen Job annehmen. Ich wollte es anfangs nicht, da das nicht mein Fachgebiet war. Ich wusste ja nicht, wie es hinter der Bühne ablief. Ich war mit Schauspielern befreundet, aber ich wusste nicht, wie viele Leute man braucht oder wie hart die Arbeit ist. Mir wurde aber bald klar, dass ich das Erbe meiner Eltern weiterführen und meinen Beitrag zur Kultur leisten wollte.

Ihre erste Handlung war der Umbau des Theaters. Alte Sitze wurden ausgetauscht und Bühne sowie Garderobe renoviert. Dabei stieß sie auf einen Lagerraum mit alten Manuskripten, Eintrittskarten, Postern und Requisiten aus vergangenen Tagen des Sanwoolim-Theaters.

In einem Lagerraum entdeckte ich eine Unmenge an Materialien. Mein Vater hatte nie etwas weggeworfen und stets alles notiert. Nur anhand der Notizen wusste ein Regieassistent, was zu tun war. Ich fand sogar Poster aus dem ersten Jahr. Es war so viel Material. Am Ende schenkte ich alles dem Arko Arts Achive zum 30. Jubliäum von Sanwoolim im letzten Jahr.



Eine weitere Erneuerung war die Adaption von klassischer Literatur für das Theater. Damit startete Lim Su-jin ihre Reihe klassischer Theaterstücke.

Viele halten klassische Werke für langweilig und unverständlich. Mit ihrer Adaption für die Bühne wollte ich das aber ändern. Junge Regisseure und Schauspieler bringen jährlich etwa vier oder fünf Produktionen auf die Bühne. Unser Ziel ist eine Serie mit 100 Stücken. Bis jetzt sind es 20.

Jedes Jahr beginnt mit einem klassischen Stück und endet mit einem klassischen Musikkonzert. Bei einem Brief-Konzert werden, wie der Name bereits verrät, live Musik gespielt und Briefe des jeweiligen Künstlers vorgelesen.

Das Konzert findet immer im Dezember statt. Im ersten Jahr ging es um Beethoven, dann Schumann, Schubert und im Jahr darauf Mozart. Ein Bühnenautor schreibt ein Stück basierend auf den Briefen des Komponisten und während der Aufführung werden seine Werke gespielt. Da das Theater klein ist, kann das Publikum die Musiker sogar atmen hören. So kann man mit der Musik fast auf Tuchfühlung gehen.

Lim Su-jin gründete zusätzlich die Sanwoolim Academy, um Leuten die Künste, vor allem aber das Theater, nahezubringen. Sanwoolim lässt Träume von Schauspielerei oder Regieführung wahr werden.

Der erste Kurs der Sanwoolim Academy fand im Juni statt. Das Stück war Yoon Dae-sungs „Traveling Together“. Da es von älteren Personen handelt, nahmen wir nur Personen über 55 auf. Der Kurs war sehr populär, am Ende hatten wir 15 Teilnehmer. Sie hatten viel Spaß und boten eine großartige Show. Eine unvergessliche Erfahrung für sie und für uns.

Letztes Jahr war das 30. Jubiläum von Sanwoolim und inspirierte Lim Su-jin zu einer weiteren Erneuerung. In der Vergangenheit wurden im Sanwoolim bereits moderner Tanz, traditionelle koreanische Musik und klassische Musik aufgeführt. Und so entschied sie, das Theater in eine multikulturelle Spielstätte zu verwandeln. Passenderweise zogen zum dem Zeitpunkt die Mieter aus dem zweiten Stock aus, wodurch Lim mehr Raum zur Verfügung stand. Lims Freunde rieten ihr davon ab, doch sie entschied sich für die Investition in das Theater und eröffnete die Galerie und Kunstwerkstatt „Sanwoolim Art and Craft“.

Hier stellen Künstler und Kunsthandwerker ihre Stücke aus und verkaufen sie auch. Im hinteren Teil befindet sich eine Werkstatt, wo die Kurse stattfinden. Die Besucher sehen, wie arbeitsintensiv der Schaffensprozess ist und lernen so, die Arbeit der Künstler besser zu schätzen. Unser Ziel ist es, über die Künste Freude am Leben zu schenken.

Sanwoolim wurde als multikulturelle Spielstätte wiedergeboren. Und so wie es damals als Theater eine Brücke zwischen Bühne und Publikum geschlagen hat, so wird das Theater Sanwoolim hoffentlich auch in Zukunft das Leben der Bürger weiterhin mit Kunst und Kultur bereichern.

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