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Gesellschaft

Die Web-Romanautorin Yun Yi-su von „Liebe unter dem Mondschein“

2016-12-20

Die auf dem gleichnamigen Web-Roman basierende romantische Historienserie „Liebe unter dem Mondschein“ von KBS wurde von August bis Oktober im Fernsehen ausgestrahlt. Dabei handelt es sich um eine Jugendromanze im 19. Jahrhundert zur Zeit der Joseon-Dynastie zwischen einem Kronprinzen und einem als Hofdiener verkleideten Mädchen. Gleich ab der ersten Folge avancierte diese Fernsehserie zum Publikumsliebling.

Die Serie spielt zu Zeiten des 23. Herrschers der Joseon-Dynastie, des Königs Sunjo. Hauptfiguren sind der Sohn des Königs, Kronprinz Hyomyeong, und eine fiktive Frauenfigur namens Hong Ra-on, die Tochter eines Rebellen. Neben der Romanze zeigt die Serie den Machtkampf zwischen dem König und der Verwandtschaft der Königin, dem Andong-Kim-Clan. Mit einer gelungenen Mischung aus Historie und Romanze hielt die Fernsehserie ihre Zuschauer bis zur 18. und letzten Folge in Bann. Die erfolgreiche Serie basiert auf dem gleichnamigen Web-Roman.

Der Roman wurde abschnittsweise online auf der koreanischen Portalseite Naver vom Herbst 2013 bis zum Winter des darauffolgenden Jahres veröffentlicht. Über 50 Millionen Klicks konnte der Web-Roman verbuchen und es dauerte nicht lang, bis der Roman für das Fernsehen adaptiert wurde, mit vielen denkwürdigen Szenen und Zitaten.

So versucht in einer Szene Kim Yun-seong, ein junger Mann aus gutem Hause und der Dritte in der Dreiecksbeziehung, die weibliche Hauptfigur an einen anderen Ort zu führen. Das lässt der Kronprinz jedoch nicht zu, indem er schnell nach der Hand des Mädchens greift und sagt: „Das kann ich nicht erlauben. Diese Person gehört zu mir.“ Diese Sätze ließen die Herzen vieler Frauen höher schlagen. Entsprungen sind sie der Vorstellungskraft der Autorin Yun Yi-su. Wie kam sie zum Schreiben?

Bereits als Kind verschlang Yun jedes Buch in ihrer Reichweite. Wenn sie mit einem Buch durch war, stellte sie sich vor, wie die Geschichte weitergehen könnte und verfasste eine neue Handlung. Ihre Geschichten fanden unter ihren Freunden große Zustimmung. Doch ihre Eltern waren strikt gegen Yuns Wunsch, kreatives Schreiben zu studieren. Und so studierte Yun etwas anderes, das Schreiben aber hat sie nie aufgegeben.



Um Filmregisseurin zu werden, schrieb ich meine eigenen Drehbücher. Die sendete ich gleich zum Studiumanfang an verschiedene Produktionsfirmen. Ich nahm auch an Drehbuchwettbewerben teil und arbeitete an kleinen Filmprojekten. Auf Anraten meiner Mutter legte ich dann eine Beamtenprüfung ab und war eine Zeit lang im öffentlichen Dienst beschäftigt. Aber ich hatte das Gefühl, zu ersticken. Es war, als drücke mir eine unsichtbare Hand den Hals zu. Ich war sehr unglücklich. Ich dachte, ich sterbe, wenn ich so weiterleben muss.

Alles um sie herum ödete sie an. Daher begann sie, in die Ferne zu blicken.

Zu der Zeit war ich fasziniert von britischen Filmen. Großbritannien war für mich das Land der Gentlemen. Alle gingen miteinander so höflich und taktvoll um. Ich beschloss, dorthin zu fahren. Ich wollte auf der Straße die Leute beobachten. Ich würde mir eine Person herauspicken, um ihr zu folgen. Ich wollte erfahren, wie die Person sich verhält und was sie denkt. Ein Mann fragte mich sogar nach einem Date. Das Beobachten von Leuten machte Spaß. Und es war umsonst.

1997 reiste Yun nach Europa. Sie besuchte Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Sie studierte und jobbte. Die meiste Zeit verbrachte sie aber mit dem Beobachten unterschiedlichster Leute, die wiederum ihre Fantasie anregten. Doch das Leben im Ausland war auch einsam.

Ich hatte Heimweh. Deshalb begann ich zu schreiben. Immer wenn ich mich extrem einsam fühlte, schrieb ich. Damals war ich noch jung und träumte von Romantik und Liebe. Meine Liebesgeschichten veröffentlichte ich in Episoden im Internet. Darauf gab es positive Kommentare wie „Das ist gut“ oder „Kopf hoch”. Jeder Kommentar war Balsam für mein Herz.

Durch das Internet verwirklichte Yun ihren Traum. Sie konnte ihre Geschichten veröffentlichen und sogar mit ihren Lesern kommunizieren. Dieser Austausch beflügelte um ein Weiteres ihre romantische Vorstellungskraft.

Ich ließ meiner Fantasie freien Lauf. Ich stellte mir eine bestimmte Person vor und fragte mich, wie sie auf mich reagieren würde. Dann kam ich zum Schluss, dass eine gescheiterte Liebe vielleicht die bessere sei. Ich hielt meine Liebe absichtlich geheim. Ich hatte mir alles so wunderbar ausgemalt, aber vielleicht würde die Realität ganz anders aussehen. Davor hatte ich Angst. Letztendlich war ich nicht allzu verletzt, als meine unerwiderte heimliche Liebe zu Ende ging.

Yun arbeitete am Tag und schrieb romantische Geschichten, wenn sie Zeit dafür fand. Sie verliebte sich und trennte sich. 10 Jahre lebte sie so im Ausland, bevor sie nach Korea zurückkehrte.

Yuns erster historischer Liebesroman „Seolhwa“ wurde 2006 veröffentlicht. Er handelt von der Prinzessin Uisun, die mit dem chinesischen Prinzen Rui der Qing-Dynastie verheiratet gewesen sein soll. 2011 begann sich Yun für den Kronprinzen Hyomyeong zu interessieren, der später die Hauptfigur in „Liebe unter dem Mondschein“ werden sollte.

Anfangs interessierte ich mich für König Heonjeong. Man sagt, er habe sehr gut ausgesehen. Ich besuchte oft den Palast Changdeokgung. Eines Tages erzählte mir ein Reiseführer, der König habe die Nakseonjae-Halle im Palast errichtet. Während meiner Recherche über den König fand ich heraus, dass sein Vater sogar noch attraktiver gewesen sein soll. Er starb aber in jungen Jahren. Ich stellte mir vor, wie sich die Geschichte der Joseon-Dynastie und von Korea verändert hätte, wenn er nicht gestorben wäre. Ich war traurig für den jungen Mann, der starb, bevor er seine Träume verwirklichen konnte. Ich begann als Trost für ihn eine Geschichte zu schreiben.

Inspiriert von der Erklärung des Palastführers stöberte Yun in Büchern und im Internet, um mehr über König Sunjo und dessen Sohn zu erfahren. Kronprinz Hyomyeong kam am 9. August 1809 als erster Sohn von König Sunjo auf die Welt. Der schlechte Gesundheitszustand von König Sunjo führte dazu, dass der Kronprinz mit 18 Jahren stellvertretend für seinen Vater die Regierung übernehmen musste. In seiner neuen Position versuchte er, die Machtpolitik einzudämmen und die königliche Autorität wiederherzustellen. Unglücklicherweise starb er an gesundheitlichen Problemen mit nur 21 Jahren. Yun hofft, sie hat den Prinzen korrekt und angemessen wiedergegeben.

Ich wollte nicht nur die Romanze des Prinzen zeigen, sondern auch sein Versuch, der Machtpolitik etwas entgegenzusetzen. Ich habe ihn als einen Prinzen dargestellt, der strenge Regeln aufstellte und den Andong-Kim-Clan unter Druck setzte, die die königliche Autorität herausforderten. Eine Bankettszene zeigt, wie der Prinz in seiner ersten offiziellen Funktion den Premierminister dazu bringt, ihm Treue zu schwören.

Zwei Jahre dauerte es, bis Yun ausreichend mit Informationen versorgt war, um die Haupthandlung zu entwerfen. 2013 reichte sie ihre Geschichte bei dem Web-Roman-Team von Naver ein. Die Geschichte wurde einstimming angenommen. Hören wir die Team-Managerin Park So-yi.

Wird eine Geschichte eingereicht, kommen wir zusammen und entscheiden, ob wir sie annehmen oder nicht. Bei der Geschichte von Yun entschieden wir uns einstimmig dafür. Das kommt selten vor. Web-Romane bestehen am besten aus kurzen Sätzen, da sie im Internet oder auf Handy-Plattformen veröffentlicht werden. Yuns Roman erfüllte unsere Bedingungen und hatte dazu noch einen literarischen Anspruch. Wir erkannten das Potential ihrer Geschichte für den Erfolg von Web-Romanen.

Gleich im ersten Monat der Veröffentlichung erreichte Yuns Web-Roman eine hohe Leserquote. Im vierten Monat erhielt der Roman die meisten Seitenaufrufe und konnte danach kontinuierlich seine Spitzenposition behaupten. Die gelungene Mischung aus Geschichte und Fiktion schien viele Leser anzusprechen. Hier noch einmal Park So-yi.

Yuns größte Stärke ist ihre Sensibilität. Einen historischen Liebesroman zu schreiben, ist nicht einfach. Denn man schreibt fiktive Geschichten über Menschen, die es tatsächlich gegeben hat. Yuns Erzählung basiert auf gründlicher Recherche und Analyse. Es kann schnell langweilig werden, wenn die historischen Figuren nur beschrieben werden. Aber sie schafft es, Historisches mit Fiktivem attraktiv zu verbinden. Jede Folge ist reich an subtilen Empfindugen und Details. Yuns Roman trifft den Nerv der Leser.

Im Frühling 2015 veröffentlichte Yun ihren neuen Web-Roman „Mirage“. Der Roman handelt von Yi Hyang, dem ersten Sohn von König Sejong und späteren König Munjong. Er war der fünfte König der Joseon-Dynastie. Munjong ist zwar als schwacher König bekannt, aber tatsächlich war er ein großartiger Anführer. Einige sagen sogar, die Hälfte von König Sejongs Errungenschaften sollte eigentlich Munjong zugesprochen werden. Yun begann sich für diesen unterschätzten König zu interessieren.

In den Annalen von König Munjong sowie in anderen Dokumenten wird sein Erscheinungsbild beschrieben. Einer Darstellung zufolge soll selbst der wilde König Sejo es nicht gewagt haben, seinen Kopf vor seinem älteren Bruder Munjong zu erheben. Munjong wurde als charismatischer Anführer mit dichtem Bart beschrieben. Das hat mich verwundert. Oft wird König Munjong nämlich als zerbrechliche und kraftlose Person dargestellt. Ich begann zu recherchieren und fand heraus, dass er sich für den Wohlstand und die Verteidigung des Landes stark eingesetzt hatte. Wie sein Vater König Sejong hinterließ auch er zahlreiche bemerkenswerte Errungenschaften. Bedauerlicherweise saß Munjeong aber nur kurz auf dem Thron und seine Erfolge gerieten in Vergessenheit.

Viele ihrer Romane spielen vor einem historischen Hintergrund mit tragischen historischen Hauptfiguren. Doch in ihren Geschichten finden sie ein glückliches Ende.

Personen, die jung starben oder es in ihrem Leben nicht leicht hatten, so wie der unglückliche Prinz, ziehen mich an. Wenigstens in meinen Geschichten erfahren sie etwas Glück. Auch möchte ich meine Leser glücklich machen. Die historischen Personen erlebten viele Schwierigkeiten und kamen auf tragische Weise ums Leben, aber das klammere ich in meinen Geschichten aus. Ich konzentriere mich auf das Gute. Ich weiß, was Einsamkeit bedeutet. Wenn man allein ist, wünscht man sich Halt und Geborgenheit. Das versuche ich den Lesern mit meinen Geschichten zu geben.

In ihren Romanen verwandelt sie tragische Geschichte um zu einer glücklichen Erzählung. Leser erfreuen sich an der frohen Fantasie und schauen gleichzeitig auf die Geschichte der tragischen historischen Figuren zurück. Mit ihren Romanen macht Yun die Geschichte greifbar und weckt damit das Interesse ihrer Leserschaft für die Geschichte. Gleichzeitig erfüllt sie das menschliche Bedürfnis nach Liebe und Wärme, indem sie die Geschichte neu interpretiert, sodass die tragischen historischen Figuren wenigstens in ihren Romanen glücklich bis ans Ende ihrer Tage leben.

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