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Lifestyle

Daeboreum – Bräuche zum 15. Tag des ersten Mondmonats

#Sie fragen, wir antworten l 2008-02-22

Hörerecke

Daeboreum – Bräuche zum 15. Tag des ersten Mondmonats
FRAGE: Wolf Dietmar Bals aus Bochum fragt: Am 15. Januar nach dem Mondkalender wird in Korea das Lichtfest Daeboreum begangen, oder vielleicht doch nicht mehr? Was ist an diesem Tag Usus?

ANTWORT: Der 15. Tag des ersten Mondmonats fällt 2008 auf den 21. Februar nach Sonnenkalender. Es ist der erste Vollmond des neuen Jahres. Und da ist eine Menge Usus, ich habe der Neugier halber mal fast alles zusammengestellt, was an diesem Tag so alles los ist. Die meisten Bräuche sind nämlich auch heute noch lebendig, werden zum Teil aber im Rahmen von Festivals begangen, die nicht zuletzt auch touristischen Charakter haben. Grob kann man eine Einteilung machen in 1. traditionelle Gerichte des Tages; 2. Bitten um Schutz für das neue Jahr, Bewahrung vor Krankheit und eine gute Ernte; 3. Bräuche, die Aufschluss darüber geben sollen, was einen im neuen Jahr erwartet; und 4. volkstümliche Spiele, bei denen es zum Teil auch wieder um Schutz und Glück fürs neue Jahr geht.

Beginnen wir mit den traditionellen Gerichten. Allgemein verbreitet ist noch Bureum, das Essen von verschiedenen hartschaligen Nüssen wie Walnüsse, Erdnüsse, aber auch Pinienkerne, Kastanien und getrockneten Jujuben. Nach dem Aufstehen am Tag des ersten Vollmondes war es früher üblich, die Nüsse mit den Zähnen zu knacken, was für die Zähne gut sein sollte. Das Essen der Nüsse an sich soll das ganze Jahr über vor Hautkrankheiten bewahren, vor allem, wenn man dabei murmelte: Bewahre mich vor Furunkeln und Schwären in den kommenden zwölf Monaten.

Eine Schale Reiswein, getrunken am Morgen dieses Tages, sensibilisiert den Menschen für gute Nachrichten, indem das Gehör geschärft wird. Guebalgi-sul wird dieser Wein zum Ohrenauswaschen genannt.

Traditionell ist auch das Servieren von Ogokbap, Fünfgetreidereis. Zusammen gekocht werden klebriger Reis, Hirse, Sojabohnen, Gerste und rote Bohnen, manchmal nimmt man auch schwarze Bohnen oder gibt getrocknete Jujuben hinzu. Der Zusatz von anderen Getreidearten im weitesten Sinne soll vor Krankheiten und Unglück im neuen Jahr schützen. Viele Bauern füttern aus diesem Grunde auch ihre Kühe und andere Nutztiere mit Ogokbap. Der Reis wurde früher auch an die Nachbarn verschenkt und mit geröstetem Seetang eingewickelt gegessen. Der in Seetang eingewickelte Reis erinnerte dann an die traditionellen Glückstäschchen, die zu Neujahr verschenkt werden. Auch Pinienkerne oder Bohnen werden an diesem Tag geröstet. Daneben wird noch Yakbap zubereitet, wortwörtlich Medizin-Reis. Klebriger Reis wird mit Jujuben, Kastanien und Pinienkörnern gekocht, mit Reiswein, Zucker und Sojasoße gemischt und anschließend noch einmal gedämpft.

An diesem Tag ist es auch üblich, verschiedene getrocknete Gemüse als Beilage zuzubereiten wie getrockneten Adlerfarn, Pilze, Zucchini, Bohnen, Auberginen und Rettichblätter. Sie werden in Wasser eingeweicht, gewaschen, ausgedrückt und in der Pfanne mit verschiedenen Gewürzen gebraten. Nach altem Volksglauben soll man der Hitze im Sommer gut widerstehen können, wenn man die Gemüse zusammen mit dem Fünfgetreidereis oder dem Medizin-Reis isst. Diese kulinarischen Traditionen sind zusammen mit anderen Volksspielen beim diesjährigen Daeboreum Festival in Incheon Attraktionen.

Bei denen es den Hunden hoffentlich gut geht. Denn früher wurden in den Landgemeinden die Hunde am 15. des ersten Mondmonats nicht gefüttert. Einen Hund an dem Tag zu füttern, bedeutete, dass es eine Fliegen- oder Moskitoplage geben würde und der Hund entsprechend abmagern wird.

Kommen wir zu Bitte und Schutz: Familien, die es sich leisten können, halten auch heute noch Antaeg-je ab, eine schamanistische Exorzismuszeremonie, die am Abend des 15. des ersten Mondmonats beginnt. Die Mudang, die Schamanin, bittet um Glück für die ganze Familie und wehrt böse Geister ab bzw. beschwichtigt sie. Dabei werden zahlreiche Opfergaben dargebracht.

In Zusammenhang mit der Landwirtschaft und der Bitte um eine gute Ernte steht am 15. Tag des ersten Mondmonats Juebulnori an, das Rattenfeuerspiel, mit dem Ratten und Ungeziefer auf den Reisfeldern durch Feuer verbrannt werden, darüber hatten wir in der Hörerecke am 26. Januar berichtet.

Auf der Insel Jejudo wird vor diesem Hintergrund seit 1997 jedes Jahr das Jeongwol Daeboreum Feuerfestival abgehalten, das größte Daeboreum Festival des Landes. Hier gibt es Fackelparaden, Feuerwerke, Lasershows usw. die die Vulkaninsel in der Vollmondnacht in Flammen aufgehen zu lassen scheinen.

Am Abend dieses ersten Vollmondtags des neuen Mondjahres fertigen die Bauern einen mit Getreide geschmückten Reisstrohpfosten an, den sie zusammen mit einem Holzpfosten in der Nähe ihres Hauses aufstellen und mit Baumwollbändern schmücken. Byeo-gari-dae nennt sich dieser Brauch, mit dem die Bauern ihrer Hoffnung Ausdruck verleihen, dass die Ernte so gut werden soll wie der Pfosten hoch. Am ersten Tag des zweiten Mondmonats nehmen die Bauern die Getreidekörner ab, stecken sie in Säcke und singen dabei: Tausend Säcke Reis, tausend Säcke Bohnen usw.

In diesen Kontext der Bitte um eine gute Ernte und zudem um Schutz fürs ganze Dorf gehört auch Tabsin-je, die Errichtung eines Turmes aus Steinen vor dem Dorfeingang, einer Art Schutzgottheit, die an diesem Tag mit Gesang und Tanz verehrt wird. Zu gleichem Zweck wurden geschnitzte oder gemeißelte Figuren am Dorfeingang aufgestellt, denen man zeremonielle Opfer darbrachte. Viele Gemeinden halten zudem auch heute noch ab Tagesanbruch des 15. Tages des ersten Mondmonats Bittfeste für die jeweilige Schutzgottheit des Dorfes ab. Und die Bewohner von Dörfern am Meer oder Fluss hielten ein Ritual für die Wassergötter ab, das vor Überschwemmungen bewahren sollte.

An diesem Tag gibt es auch eine Reihe von Bräuchen, aus denen man das Schicksal des kommenden Jahres abzulesen können glaubt. Am Morgen des 15. zählen die Bauern z.B., wie oft der Hahn kräht. Kräht er mehr als zehn Mal, soll die Ernte gut werden.

Um Aufschluss darüber zu bekommen, was die einzelnen Monate des Jahres bringen, werden 12 Bohnen mit dem Zeichen für den jeweiligen Monat in einem Hirsestengel zusammengebunden und in einen Brunnen gehängt. Je nachdem, wie stark die Bohnen am anderen Tag geschwollen sind, lässt sich ablesen, ob der jeweilige Monat nass oder trocken werden wird. Aufschluss über das Wetter und die Ernteaussichten soll auch die Länge des Schattens geben, den ein aufrecht in den Boden gerammter Stab wirft, wenn der Vollmond hoch am Himmel steht.

Vor Sonnenaufgang hieß es dann, einen Ast von der Ostseite eines Pfirsichbaumes abschneiden und einem Hund um den Hals binden. Für den Ochsen flocht man ein entsprechendes Halsband aus Reisstroh und sagte: Mögest du vor Hitzeschlag bewahrt werden. Dann gingen die Bauern durchs Dorf und riefen ihre Freunde mit Namen. Wenn einer antwortete, galt es schnell zu sagen: Du kaufst meinen Hitzeschlag in diesem Jahr. Mit diesem Deoui-palgi, dem Verkaufen der Hitze, konnte man sich vor der Hitze des Jahres und vor Hitzeschlag schützen.

Im Bereich der folkoristischen Spiele und Gebräuche ist für diesen Tag vor allem das Drachensteigenlassen zu nennen, das bereits am ersten Tag des Mondmonats beginnt. Dahinter steht der Gedanke, dass man mit dem Drachen all sein Pech und Unglück in den Himmel steigen lassen und damit loswerden kann. Deshalb lässt man den Drachen am 15. des ersten Mondmonats so hoch wie möglich steigen und schneidet dann die Schnur durch. Außerdem soll man sich auf diese Weise von schon vorhandenen oder drohenden Krankheiten befreien können. Am den Ufern des Han-Flusses werden um diese Zeit Drachenwettbewerbe abgehalten.

In den Regionen Chuncheon, Gapyeong und Andong, aber auch anderswo, werden aus Baumstämmen und Seilen dreieckige Gerüste auf Rädern konstruiert, die von mehrerern Männern eines Dorfes bewegt und gestützt werden. Mit diesen Konstruktionen, auf denen jeweils ein Mann steht, treten die Mannschaften von zwei Dörfern zum Sure-ssam, zum Radkampf, an. Dem Dorf der Siegermannschaft winkt eine gute Ernte. Dieser Brauch ist auch heute noch bei Festivals zu sehen, ebenso Nonggi-maji, die Versammlung von traditionellen Bauern-Bands mit ihren jeweiligen Bannern als Abzeichen. Die Bands grüßen einander, wobei das Alter Vorrang hat, und geben verschiedene Vorführungen.

Wolf Dietmar Bals sprach vom Lichtfest Daeboreum. Daeboreum meint nur den Vollmond. Allerdings gibt es an diesem Tag einige Bräuche, die mit Licht und Feuer zu tun haben. Zu nennen ist z.B. Dal-maji, die Begrüßung des Mondes. Die Bauern gehen mit brennenden Fackeln auf die Hügel und begrüßen so den Mond, was ein herrliches Spektakel darstellt und Bestandteil von Daeboreum-Festivals ist. Ist der aufgehende Vollmond rot, steht eine Dürre bevor. Ist er weißlich, ist mit Überschwemmungen zu rechnen. Ist der Mond gegen Norden geneigt, bedeutet das eine gute Ernte für die Gebirgsgegenden. Ist er gegen Süden geneigt, haben die Küstengebiete ein gutes Jahr.

Auch heute noch gelegentlich zu sehen ist Hwaedbul-ssaum, oder Fackelkampf. Am Abend des 15. versammelten sich die Dorfleute auf einem Hügel. Junge Männer und Jungen eines Dorfes traten mit Fackeln gegeneinander an, wobei jeweils so viele Fackeln vorbereitet wurde, wie es Familienmitglieder gab. Vor Mondaufgang gehen die beiden Mannschaften in Position und reizen einander. Wenn schließlich der Gong zum Kampfbeginn ertönt, gehen die Fackelträger aufeinander los und schlagen mit den brennenden Fackeln aus Stroh oder Unkraut aufeinander ein, bis alle Fackeln verbrannt sind. Verletzungen gibt es selten, mal verbrannte Haare oder Kleider.

Beliebt ist Tauziehen. Die Bewohner eines Dorfes oder manchmal eines Städtchens werden in zwei Mannschaften geteilt, von denen jede ihr eigenes Tau herstellt, von dem jeweils wieder kleinere Seile rechts und links abgehen, damit auch wirklich alle beim Tauziehen mitmachen können. Die beiden Taue, ein Yin- und ein Yang-Tau, werden miteinander verbunden und dann wird von beiden Seiten über eine Grenzlinie, an der ein Schiedsrichter steht, gezogen. Von Sieg oder Niederlage hängen Glück und Ernte des Jahres ab. Auch das Tauziehen ist Bestandteil vieler folkloristischer Festivals.

Häufiger zu sehen ist auch Saja noreum, der Löwentanz. Zwei Männer im Löwenkostüm gehen zusammen mit einer Bauernband singend und tanzend von Haus zu Haus und bitten um Gaben in Form von Geld oder Getreide. Die Spenden kommen dann der Allgemeinheit zu. Ursprünglich sollten damit böse Geister vertrieben werden.

Dari Balgi ist gehört ebenfalls zum 15. des ersten Mondmonats. Wer in der Nacht über eine Brücke geht, soll frei von Fußbeschwerden bleiben. Und wer gar zwölf Brücken überquert, bleibt ein Jahr von Pech verschont. Ein Brauch, dem auch heute noch manch einer spaßeshalber nachgeht.

In Zusammenhang damit gibt es noch die folkloristische Tradition des Nod-dari balgi, die v.a. bei Festivals in der Andong Region im Südosten Koreas zu sehen ist. Dreißig oder vierzig junge Frauen stellen sich in bunten Hanbok-Trachten in eine Reihe und bücken sich, so dass ihre Rücken eine menschliche Brücke bilden. Über die marschiert dann eine andere junge Frau, die rechts und links von Helferinnen gehalten wird. Jeder Schritt wird mit einer Liedzeile begleitet, die aus Frage und Antwort besteht. Dabei geht es um den Traumprinzen: Was für Kleidung trägt er? Weiße Seide, fein gestickt. Was für einen Gürtel trägt er? Den eines Beamten. usw.

Zu erwähnen ist vielleicht noch, dass einige der Traditionen zum ersten Vollmondtag des Jahres zu Wichtigen Immateriellen Kulturgütern bestimmt wurden. So z.B. der Löwenmaskentanz von Bukcheong, der Immaterielles Kulturgut Nr. 15 ist, oder das Suyeong-Maskentanz-Drama, Immaterielles Kulturgut Nr. 43. Beim ersten geht es vor allem um dynamischen Tanz im Löwenkostüm, beim zweiten um Gesellschaftssatire und Kritik an gesellschaftlichen Übeln.

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