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Lifestyle

Koreanische Verkehrsregeln

#Sie fragen, wir antworten l 2008-02-26

Hörerecke

Koreanische Verkehrsregeln
FRAGE: Matthias Weckner aus Berlin fragt: Was sind die Unterschiede in den Verkehrsregeln zwischen Deutschland und Korea? Ich bin zwar schon mehrfach in Korea Auto gefahren, es scheint mir aber besser, etwas Bescheid zu wissen. An roten Ampeln scheint man rechts abbiegen zu dürfen, allerdings ist das wohl eher geduldet als wirklich erlaubt. Vorfahrtsregeln sind bei kleineren Kreuzungen ziemlich unklar - rechts vor links scheint in Korea nicht gültig zu sein. Was gibt es sonst noch für Unterschiede? Geschwindigkeitsbegrenzungen, Höhe der Strafen, Gurtpflicht, Kindersitz-Regeln usw.
ANTWORT: Im Großen und Ganzen ähneln sich die Verkehrsregeln und Vorschriften in Korea und Deutschland. Zu Ihren konkreten Fragen: Nach der koreanischen Straßenverkehrsordnung ist es an roten Ampeln erlaubt, rechts abzubiegen. Bei kleineren Kreuzungen ohne Ausschilderung der Vorfahrt gilt: Personen, die geradeaus fahren oder rechts abbiegen wollen, haben Vorfahrt. Dies gilt jedoch nicht, wenn ein Linksabbieger bereits so weit in die Kreuzung hineingefahren ist, dass es Probleme geben könnte. Es heißt also Aufpassen.

Zur Geschwindigkeit: Auf Straßen mit nur einer Fahrspur in eine Richtung gilt Tempo 60 km/h, falls nicht anders ausgeschildert. So gilt z.B. in Wohnbereichen oder Schulbereichen Tempo 30 oder 20 km/h. Auf Straßen mit zwei und mehr Fahrspuren in jede Fahrtrichtung gilt Tempo 80. Auf den koreanischen Autobahnen gelten je nach Autobahn und Strecke entweder 100 oder 110 km/h. Geschwindigkeitsüberschreitungen werden generell erst ab 20km/h zuviel geahndet.

Auf der Autobahn gilt allgemeine Anschnallpflicht für Passagiere hinten und vorne. In der Stadt beschränkt sich die Anschnallpflicht auf die Personen in den Vordersitzen. Seit 1997 gilt zwar, dass Kinder auch auf den hinteren Sitzen angeschnallt sein sollen, das nimmt aber meiner Erfahrung nach kaum jemand ernst. Und erst seit 2006 gilt für Kinder unter sechs Jahren Kindersitzpflicht. Werden die Sicherheitsregeln für Kinder nicht beachtet und kommt es bei einem Unfall, den man nicht selbst verschuldet hat, zu Verletzungen des Kindes, sind 20% der Schuld zu übernehmen.

Kommen wir zu einigen Strafen. Ein Hinweis vorab: Ein Euro sind derzeit knapp 1.400 Won. Besonders scharf wird in Korea geahndet, wenn man auf den Seitenstreifen der Autobahn fährt oder widerrechtlich die Busspur benutzt. Dann winken Fahrern von Personenkraftwagen 30.000 Won Bußgeld und 30 Punkte in der Strafkartei. Ebenfalls 30 Strafpunkte stehen auf Überfahren der durchgezogenen Mittellinie und Nichtbeachtung von Durchfahrt oder Einfahrt verboten. Das Strafgeld liegt in diesem Falle für PKWs bei 40.000 Won. Hart geht man auch mit 30 Strafpunkten und 30.000 Won Strafe vor, wenn man seinen Führerschein nicht dabeihat und vorzeigen kann.

Das sind die strafpunktmäßig am stärksten geahndeten Fälle. 15 Strafpunkte und jeweils 60.000 Won stehen auf Nichtbeachtung von Ampeln, auf Nichteinhaltung des Sicherheitsabstandes zum Vordermann, auf Überschreitung der Geschwindigkeitsbegrenzung um 20 km/h und auf Nichtbeachtung der Fußgängerrechte an Zebrastreifen. 10 Strafpunkte und 40.000 Won Bußgeld gibt es für Vergehen wie sicherheitsgefährdendes Fahrverhalten oder Nichtbeachtung der Regelungen in Zusammenhang mit Schulbussen, Verletzung des Sicherheitsabstandes auf Autobahnen usw. Für Unterschreiten der Mindestgeschwindigkeit bzw. auf Verkehrsbehinderung durch zu langsames Fahren gibt es zwar 20.000 Strafe, aber keine Punkte. Das Gleiche gilt für Missachtung der Vorfahrtsregelung oder defensives Fahrverhalten, dass ein Einfädeln anderer Verkehrsteilnehmer blockiert oder Sichtgefährdung durch zu dunklen Sonnenschutz an den Fenstern oder übermäßig getönte Fenster. Vergleichsweise heftig, aber ohne Punkte geahndet wird mit 60.000 Won auch noch Wechsel der Fahrtrichtung durch Umdrehen an Stellen, an denen der so genannte U-Turn nicht erlaubt ist. Ausgeschilderte U-Turns gibt es hier in Seoul sehr viele. 50.000 Won Strafe erwarten einen bereits auch, wenn man seine Kraftfahrzeugpapiere nicht dabeihat. Auf Verletzung der Anschnallpflicht stehen 30.000 Won Busgeld.

Soweit der Auszug aus dem koreanischen Verkehrsstrafkatalog. Zu erwähnen sind vielleicht noch die Regelungen für Alkohol am Steuer. 0,05 bis 0,10% Alkoholgehalt im Blut führen zu 700.000 Won Strafe, umgerechnet 500 Euro, und 100 Strafpunkten. Bei 0,10 bis 0,15% stehen eine Million Won Strafe an, etwas über 700 Euro.
Für 0,21 bis 0,25% Alkoholgehalt im Blut hat man mit zwei Millionen Won oder 1.400 Euro zu rechnen, und bei über 0,3% mit drei Millionen Won oder 2.100 Euro Strafe. Wird man innerhalb von fünf Jahren drei Mal oder häufiger mit 0,36% Alkohol im Blut erwischt, verliert man darüber hinaus auch noch für ein Jahr den Führerschein. Im Wiederholungsfalle sogar für anderthalb bis zwei Jahre. Da Alkohol am Steuer in Korea immer noch zur häufigsten Ursache von Verkehrsunfällen gehört, nimmt man in den letzten Jahren die Kontrollen ziemlich ernst, v.a. bestimmten Feiertagen.
Übrigens wird im Moment eine mehrmonatige Kampagne zur Hebung der Verkehrskultur durchgeführt. Das heißt, es wird vermehrt gecheckt auf häufige Verkehrssünden wie überhöhte Geschwindigkeit, aggressives Fahrverhalten wie in die Fahrspur reindrängeln, Missachtung der Rechte der Fußgänger, Fahren ohne Gurt usw. Die Bevölkerung wird um Mithilfe gebeten und soll Verkehrssünder melden. Auch soll in den kommenden Jahren die Zahl der Verkehrsüberwachungskameras um ein Mehrfaches erhöht werden.

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