Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Lifestyle

Fische aus dem Han-Fluss

#Sie fragen, wir antworten l 2015-07-04

Hörerecke

Q:Am 23. Juni brachten Sie in der Sendereihe "Im Spiegel der Zeit" einen interessanten Bericht über das Entwicklungsprojekt zum Han-Fluss in den 1980er Jahren. Ein Interviewpartner erinnerte sich an die Fischer, die früher ihre Fische im Han-Fluss in Seoul fingen. Dann gab es aber wegen der Wasserverschmutzung Tausende von toten Fischen, wie sich ein anderer Gesprächspartner erinnerte. Wie sieht das heute aus? Gibt es nach der Sanierung und der Verbesserung der Wasserqualität im Fluss wieder Fische, die nicht nur gefangen, sondern auch verzehrt werden können? Eventuell sogar Gaststätten oder Fischmärkte, die den Fisch aus dem Han-Fluss anbieten?

A:In den letzten drei Jahrzehnten hat sich der Han-Fluss und die Flusslandschaft sehr zum Positiven verändert. Ab 1968 wurde im Rahmen des ersten Hangang-Entwicklungsprojekts der Fluss ausgebaggert und der Sand für die Entwicklung der heutigen Südstadt-Gebiete Apgujeong und Yeouido verwendet, wobei Yeouido, wo sich KBS befindet, streng genommen eine Insel im Han-Fluss ist. Jedenfalls verschwanden damit die weißen Sandbanken am Fluss und die Verschmutzung nahm rasant zu, die Natur wurde zerstört.

Als 1986 der zweite Hangang-Entwicklungsplan abgeschlossen wurde, hatte man überall Kläranlagen eingerichtet und den Überflutungsschutz soweit verbessert, dass sich die Natur zu erholen begann. Weitere Schritte folgten 2000 mit dem Grundplan für das Neue Seoul und 2006 mit dem Hangang Renaissance-Projekt. Im Rahmen dieser Projekte wurden die Beton-Uferbefestigungen beseitigt und durch Grünanlagen ersetzt. Überall entlang des Flusses entstanden Öko- und Erholungsparks, also echte grüne Lungen in der Stadt.

Im August 2014 brachte die Tageszeitung Donga Ilbo einen langen Artikel zur Geschichte des Han-Flusses und seiner Renaturierung. Darin wurde auch die Frage gestellt, bis zu welchem Grade sich die Ökologie des Flusses erholt hat. Berichtet wurde über ein Angel-Erlebnis-Event in einer der von der Stadt Seoul ausgewiesenen Angelzonen entlang des Flusses. An diesen Stellen ist das Angeln grundsätzlich erlaubt, wobei allerdings bestimmte Auflagen in Bezug auf die Art der verwendeten Köder oder die erlaubte Anzahl der Angeln pro Angler gelten, da sollten sich Angelfreunde also kundig machen. Bei diesem Event bestaunten die Kinder dann eine Dicklippige Meeräsche und einen ordentlichen Grundelfisch frisch aus dem Han-Fluss. Der Eventleiter meinte scherzend zu den staunenden Besuchern: Der Han-Fluss besteht halb aus Wasser und halb aus Fischen. Gefangen wurden die Fische mit Kiemenringelwürmern, die eigentlich fürs Fischen im Meer verwendet werden. Der Grund dafür ist, dass bei Flut das Wasser aus dem Westmeer bis etwa zur Dongho-Brücke in Seoul hineinströmt, also bis gut in die Stadtmitte. Deshalb kann man im Han-Fluss in Seoul nicht nur Süßwasserfische wie Karpfen, Karauschen und Aale fangen, sondern auch Grundelfische und Tiefsee-Kardinalbarsche aus dem Westmeer.

Der Han-Fluss ist reich an Fischarten. Nach einer 2014 von der Stadtregierung an fünf Orten in Seoul durchgeführten Untersuchung leben im Han-Fluss wenigstens 38 verschiedene Fischsorten. Am weitesten verbreitet sind eine asiatische Karpfenart, Welse, in Asien heimische Stachelwelse, eine in Asien heimische Bitterlingart und Karauschen.

Die Frage ist nun, ob es unbedenklich ist, die im Han-Fluss gefangenen Fische zu essen. Um es vorwegzunehmen: Nach den Schadstoff-Messwerten können Fische aus dem Han-Fluss ohne Bedenken verzehrt werden, so das Ergebnis einer Untersuchung, die das Forschungsinstitut für Gesundheit und Umwelt im März 2014 an Fischen vorgenommen hat, die an verschiedenen Stellen in Seoul im Han-Fluss gefangen wurden. Danach war Kadmium nicht nachzuweisen, die Bleibelastung lag mit 0,02mg pro Kilo unter dem Grenzwert von 2,0mg/kg; die Quecksilberbelastung, für die ein Grenzwert von 0,5mg/kg gilt, wurde mit max. 0,18mg/kg ebenfalls unterschritten.

Nichtsdestoweniger sind viele von solchen Testergebnissen nicht unbedingt beruhigt, zumal man gerade vor Einsetzen der Regenzeit öfters tote Fische am Ufer des Han-Flusses sieht und leider auch immer wieder achtlos ins Wasser geworfenen Müll wie Plastiktüten oder Speiseeisverpackungen. Entsprechend werfen die meisten Angler ihren Fang auch wieder ins Wasser. Andere nehmen ihn mit nach Hause, wo sie ihn einige Zeit in sauberem Wasser halten, bevor er in den Kochtopf kommt. Besonders beliebt ist dabei Aal, der nach der traditionellen koreanischen Medizin und dem Volksglauben stärkend wirken soll, insbesondere in Bezug auf die Manneskraft. Aber auch Karpfen und Karauschen werden oft nicht wieder ins Wasser zurückgeworfen, da auch ihnen heilende und stärkende Wirkung nachgesagt wird, zum einen in Bezug auf Unfruchtbarkeit der Frau, zum anderen in Bezug auf das Wohlbefinden von älteren Menschen.

Fische, die im Han gefangen werden, werden in der Regel noch mal eine gewisse Zeit in speziellen sauberen Reservoirs gehalten, bevor sie auf Fischmärkten oder in Restaurants angeboten werden, obwohl man theoretisch natürlich beim Kauf nie sicher sein kann, auch wenn laut Forschungsergebnissen Fische aus dem Han-Fluss unbedenklich sein sollen. Vor einigen Jahren ging auch durch die Presse, dass in der Nacht Fischer vor der Vogelschutzinsel Bam-seom illegal mit Netzen fischten und den Fang dann an die Händler auf dem nahen Fischgroßhandelsmarkt verkauften. Die Polizei versuchte, dagegen vorzugehen, was aber v.a. wegen mangelnder Belegschaft ein längerer Kampf gewesen zu sein scheint.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >