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Lifestyle

Frauen bei der Polizei

#Sie fragen, wir antworten l 2015-12-05

Hörerecke


Q:Gibt es Frauen bei der Polizei in Korea?


A:Ja. Grundsätzlich und vorab kann man sagen: Die Geschichte der Polizistinnen ist auch die Geschichte der zunehmenden Gleichstellung der Frau in Korea. 1945, als Korea von der japanischen Kolonialherrschaft befreit wurde, wurde auch die koreanische Polizei ins Leben gerufen. Seit dem 30. Juni 1946 steht der Polizeidienst auch Frauen offen, also nur ein Jahr nach der Gründung. 1946 wurden denn auch 80 Frauen eingestellt. Zum Vergleich: 1903 wurde Henriette Arendt in Stuttgart als erste Polizistin Deutschlands eingestellt, also 43 Jahre früher.

Die ersten koreanischen Polizistinnen waren denn auch noch „Büroblumen“, sprich zuständig für Kinder, Senioren und Verwaltung, und auch für Kaffeekochen und Lächeln. Das blieb auch die nächsten 30 Jahre lang noch so. Beispiel für die Diskriminierung: Kim Kang-ja war der erste weibliche Superintendent Koreas, das ist Rangstufe 6 von insgesamt 11 Rangstufen und entspricht der Position eines Abteilungsleiters einer Polizeistation. 1989 bewarb sie sich um einen Posten in einer Ermittlungsabteilung der Kriminalpolizei und wurde aufgrund ihres Geschlechts abgelehnt. Man empfahl ihr die Abteilung für Bürgerbeschwerden.

Das von der Nationalen Koreanischen Polizeibehörde 1990 herausgegebene Weißbuch der Polizei belegt dann auch deutlich die damals noch herrschende Diskriminierung. Nur fünf Frauen arbeiteten vor 25 Jahren in einer Abteilung für Verbrechensvorbeugung, magere 0,75%. Im Dezernat für Gewaltverbrechen war keine einzige Frau zu finden, dafür aber 32% Frauen in der Abteilung für Bürgerbeschwerden, 19% in den Verwaltungsabteilungen und 16% in den Abteilungen für Information. Diese Einschränkung auf bestimmte Arbeitsbereiche hatte auch zur Folge, dass Frauen kaum Karriere bei der Polizei machen konnten.

Seit den 1990er Jahren, als die Zahl der Polizistinnen in Korea bei mageren 1,9% der gesamten Polizei lag, hat sich aber einiges getan. Zum einen wurde eine Frauenquote eingeführt, mit dem Ziel, den Anteil der Frauen bei der Polizei bis 2014 auf rund 10% zu heben, das ist in etwa das Niveau der USA. Noch vor 15, 20 Jahren bewarben sich für den Beruf der Polizistin hauptsächlich Oberschulabsolventinnen. Das ist heute längst nicht mehr so. Heute haben fast alle einen zweijährigen Fachhochschul- oder einen vierjährigen B-A.-Abschluss. Das ist ein allgemeiner Trend in den meisten Berufsbereichen in Korea, d.h. für ein und dieselbe Position werden immer höhere Abschlüsse verlangt. Zum anderen hängt es aber auch damit zusammen, dass Frauen in Korea heute auch in anspruchsvolleren Bereichen des Poliziedienstes wie Gewaltverbrechensaufklärung und -bekämpfung oder Spuren- und Tatortsicherung eingesetzt werden. Selbst Bereiche wie Terrorismusbekämpfung und Elite-Sondereinsatzeinheiten stehen Frauen heutzutage offen und sie werden unter gleichen Bedingungen wie die Männer ausgebildet, d.h. auch an der Waffe. Bei Demonstrationen werden Frauen zum Teil an vorderster Front eingesetzt und zwar mit dem Ziel, Gewalttätigkeiten erst gar nicht aufkommen zu lassen.

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