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Lifestyle

Wissenswertes über das Lunar-Neujahrsfest Seollal

#Sie fragen, wir antworten l 2016-02-06

Hörerecke

Q:Berichten Sie doch bitte etwas näher über das Seollal-Neujahrsfest.

A:Seollal, das Neujahrsfest nach Mondkalender, wird wie auch das Erntedankfest Chuseok mit drei Feiertagen hintereinander gefeiert. Allein schon die Anzahl der Feiertage gibt Aufschluss über die Bedeutung dieses Festtags. 1895, als sich das damalige Königreich Joseon (1392-1910), das als „Einsiedler-Reich“ bekannt war, unter dem Druck der westlichen Mächte öffnen musste, wurde zwar der Gregorianische Sonnenkalender eingeführt, die wichtigen Fest- und Feiertage wie Erntedank und Neujahr richten sich aber bis heute immer noch nach dem Mondkalender und sind damit im Sonnenkalender beweglich. Neujahr nach Mondkalender fällt gewöhnlich auf den zweiten Neumondtag nach der Wintersonnenwende, was bedeutet, dass der Jahresanfang nach Mondkalender meist zwischen dem 21. Januar und dem 19. Februar nach Sonnenkalender liegt. Das neue Mondjahr beginnt 2016 am Montag, dem 8. Februar, also am Rosenmontag, und endet am 27. Januar 2017.

Ist im Westen Weihnachten einer der größten Anlässe zum Geschenke-machen, so ist in allen Ländern, in denen Lunar-Neujahr gefeiert wird, dieser Festtag ein großer Anlass zum Schenken. Das gilt nicht nur im Familienkreis und da v.a. den Eltern gegenüber, sondern allen gegenüber, denen man irgendwie Respekt und Dank entgegenbringen sollte bzw. deren Gunst man sich erhalten möchte. Dazu gehören neben den Eltern, Großeltern, Onkel und Tanten v.a. die ehemaligen Lehrer und Professoren, die wichtigen Geschäftspartner, aber auch Personen, denen man einfach einmal Danke sagen möchte, aus welchen Gründen auch immer. Die Woche vor Seollal-Neujahr herrscht entsprechend Hochbetrieb auf Koreas Märkten, in den Onlineshops und Kaufhäusern. Überall werden besondere, dekorative Geschenkpakete angeboten, wobei die besonders beliebt sind, die man auch für die Ahnentafel verwenden kann. Dazu gehören Fisch und Fleisch, das traditionelle koreanische Gebäck Hangwa, getrocknete Persimonen, Obst wie Äpfel und Birnen oder Honigmelonen, aber auch Pinienkerne, Honig, Ginseng und alle Sorten von Gesundheits- oder Schönheitsprodukten, darunter Nahrungsergänzungsmittel wie Vitamin- oder Eisenpräparate. Gern geschenkt werden auch Geschenkgutscheine der Kaufhäuser und – hauptsächlich im Familienkreis - Geld. Die Etikette verlangt jedoch, dass die Banknoten neu sind. Die Banken stellen sich auch an den Automaten entsprechend auf den erhöhten Bedarf ein.

Nicht zu vergessen Alkohol jeder Kostenklasse. Früher hat man hauptsächlich Reiswein geschenkt, der auch für die Ahnenverehrungszeremonie gebraucht wird, oder andere traditionelle Weine und Schnäpse berühmter Herstellung. Daneben schenkt man aber auch v.a. bei den Herren beliebte westliche Alkoholika wie Whiskey und Cognac, das waren und sind z.T. immer noch Statussymbole. Heutzutage beliebt ist Rot- oder Weißwein, aber auch edle Kaffees oder Tees.

Neben Geschenken sollte man sich auch rechtzeitig um Zug- oder Busfahrkarten kümmern, denn Seollal ist ein typisches Familienfest, an dem man seinen Heimatort und die Verwandten dort besucht. Wer mit dem Wagen fährt und keine Nachtfahrt unternehmen will, sollte schon sehr früh losfahren, um nicht in Staus zu geraten. Die Staus zu Seollal und auch zum Erntedankfest Chuseok waren in der Vergangenheit regelrecht legendär.

Früher gabe es den Brauch, in der Nacht auf den Neujahrstag bis zum ersten Krähen des Hahns wach zu bleiben und so das alte Jahr zu verabschieden. Den Kindern erzählte man, dass ihre Augenbrauen weiß werden würden, wenn sie in dieser Nacht schliefen. Eine Tradition, nach der wohl heute kein Hahn mehr kräht, zumal man am Seollal-Morgen früh aufzustehen hat. Die Vorbereitungen für die Ahnenfeier beginnen oft schon um fünf, halb sechs in der Frühe. Früher hat man sich am Neujahrsmorgen zu Hause auch besonders gründlich gewaschen, um das neue Jahr wirklich sauber zu beginnen, und dann das Set neuer Kleider anzuziehen, das es am Neujahrsmorgen v.a. für die Kinder gab. Heute gibt es oft nur noch Socken als symbolisches Geschenk. Und heute ist in den Badehäusern und Saunen am letzten Tag des Jahres Hochbetrieb, denn dahin zieht es v.a. die Frauen nach dem stundenlangen Vorbereiten der Speisen für den Ahnentisch und die Männer nach dem Besuch der Gräber.

Und während früher die traditionelle koreanische Tracht Hanbok an Seollal ein Muss war, wird sie heute, wenn überhaupt, nur noch zur Ahnenverehrungszeremonie getragen. Ausgenommen sind die Kinder - besonders die kleinen Mädchen stolzieren nach wie vor gerne darin herum und drehen sich im Kreise -, aber auch frisch verheiratete Paare beim obligatorischen Neujahrsbesuch der Eltern bzw. Schwiegereltern. Auch Senioren und Traditionalisten kleiden sich noch gern in den Hanbok.

Der Neujahrsmorgen beginnt mit der Ahnenverehrungszeremonie. Den Ahnen, also den verstorbenen Eltern, Großeltern und Urgroßeltern - normalerweise geht man 3 Generationen zurück - werden wie zum Chuseok-Erntedankfest Opfergaben dargebracht. Am Neujahrstag sind dabei typische Speisen Reiskuchensuppe, gekochte Rindfleischscheiben und Reis- oder Persimonenpunsch zum Nachtisch. Wie bei anderen Ahnenverehrungszeremonien gibt es darüber hinaus aber auch noch marinierte Rinderrippen, verschiedene Sorten gedünsteten Fisch, Eier, Gemüse in den Farben weiß, grün und braun, mehrere Kimchisorten, kleine Pfannkuchen mit Gemüse oder Meeresfrüchten, und die sehr arbeitsaufwändigen Jeon – das sind dünne Scheiben von Fleisch, Fisch, Leber sowie Fleisch-Pilz-Spieße oder Gemüse-Fisch-Spieße, alles jeweils im Eimantel gebraten. Ebenfalls auf den Ahnentisch kommen Kastanien, Jujuben und verschiedene Obstsorten, traditionelles koreanisches Gebäck und Reiskuchen usw.

Bei der Ahnenverehrungszeremonie bringen die männlichen Familienmitglieder jedem Ahnen nach einem bestimmten Ritus über Räucherstäbchen gereinigten Reiswein und Opferspeisen dar und vollziehen Kotaus mit Stirnaufschlag. In fortschrittlicheren Familien werden heutzutage auch die Frauen in dieses Ritual miteinbezogen. Dieses Ritual ist Respektsausdruck, Dank und Bitte an die Ahnen, die Familie auch im neuen Jahr zu schützen. Danach werden die Opferspeisen der Ahnentafel zum Frühstück serviert. Wenn man eine Schüssel Reiskuchensuppe, die traditionelle Nuejahrsspeise, gegessen hat, bedeutet das, dass man ein Jahr älter geworden ist, selbst wenn man erst einen Tag vor Seollal geboren wurde, so dass aus einem zwei Tage alten Baby gleich ein Jahr altes Kind wird.

Nach dem Frühstück verbeugen sich die Kinder vor den Eltern und Großeltern. Die Eltern sprechen ihre guten Wünsche und Hoffnungen fürs neue Jahr aus. Dieser Neujahrsgruß ist bei den Kindern und Jugendlichen sehr beliebt, weil es Sebae-ton gibt, Neujahrsgeld als Geschenk.
Traditionelle Spiele zu Seollal, die heute auch noch auf dem Lande oder in Freilichtmuseen gespielt werden bzw. zu sehen sind, sind Yutnori, eine Art koreanisches Mensch-ärgere-dich-nicht, Tauziehen, Drachensteigenlassen oder Wippen auf der traditionellen Wippe.

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