Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Lifestyle

Obdachlosigkeit in Korea

#Sie fragen, wir antworten l 2016-02-13

Hörerecke

Q:Gibt es bei euch in Korea bzw. in der Hauptstadt Seoul auch Menschen die auf der Straße schlafen, also Obdachlose, die absolut nichts mehr haben, wie sie hier in Deutschland vor den Hauptbahnhöfen zu sehen sind? Wie hilft man ihnen?

A:Wie wohl die meisten großen Städte der Welt, so sieht sich auch die Stadt Seoul mit dem Problem steigender Obdachlosigkeit konfrontiert, was besonders in wirtschaftlich schlechten Zeiten und in der kalten Jahreszeit deutlich wird. Nach aktuellen Angaben der Stadtregierung Seoul sollen sich zurzeit 3.347 Personen in den Obdachlosenzentren, die es an verschiedenen Orten in Seoul v.a. nördlich des Han-Flusses gibt, aufhalten; rund 370 Personen sollen auf der Straße leben, rund die Hälfte davon in der Nähe des Seouler Hauptbahnhofs. Die Obdachlosen, die noch bis so vor vier Jahren rund um die Uhr Unterschlupf und Schutz vor Kälte und Schnee im Hauptbahnhof gefunden hatten, wurden dann 2011 vom staatlichen Bahn-Betreiber Korail völlig aus den Bahnhofsgebäuden und vom Gelände verdrängt. Im Gebäude selbst sieht man keine Obdachlosen mehr und auch der Platz davor wird entsprechend obdachenlosenfrei gehalten.

Hauptaufenthaltsräume für die Obdachlosen sind hier in Seoul neben der Gegend um den Hauptbahnhof herum die Gebiete um die Bahnhofs- bzw. U-Bahnhof-Stationen Yeongdeungpo und Euljiro. Bedenkt man, dass die Kernstadt Seoul etwas über 10 Mio. Einwohner hat, dann sind die genannten, offiziellen Obdachlosenzahlen von knapp 4.000 eigentlich recht niedrig, die tatsächlichen Zahlen dürften etwas über den offiziellen Angaben liegen. Sowieso ist eine Erfassung schwierig. Etwas Aufsehen erregte es, als letztes Jahr bekannt wurde, dass unter den Obdachlosen auch wenigstens 14 Nicht-Koreaner waren, genaue Zahlen sind auch hier schwer zu erfassen. Jedenfalls kamen die meisten dieser ausländischen Obdachlosen aus China, aber auch Personen aus Taiwan, Kasachstan, Australien und Ägypten sollen darunter gewesen sein.

Es gibt eine ganze Reihe von sozialen oder kirchlichen Organisationen und Verbänden, die sich der Obdachlosen annehmen. Sie finanzieren sich meist aus Spenden und sind auf die Mitarbeit von Freiwilligen angewiesen. Mit diesen Spenden werden die Freiwilligen mit Essenspaketen, Decken, Kleidung, Schuhen, an denen es anscheinend immer besonders mangeld, oder auch grundlegenden Medikamenten versorgt. Auch Suppenküchen werden von Freiwilligen betrieben.

Neben diesen wohltätigen Organisation ist auch die Straßenzeitung bzw. Zeitschrift Big issue Korea zu nennen. Big Issue - übersetzt etwa „Das große Thema“ - ist eine international bekannte und erfolgreiche britische Straßenzeitung, die 1991 ins Leben gerufen wurde. Sie wird von professionellen Journalisten geschrieben und meist von obdachlosen, oder ehemals obdachlosen Menschen verkauft. Die Einnahmen gehen an die eingetragene Wohltätigkeitsorganisation „Big Issue Foundation“. Die Zeitschrift finanziert sich durch Werbung und Verkaufserlöse, etwas über die Hälfte des Preises geht an die Obdachlosen-Unterstützung.
Big issue Korea gibt es seit 2010. Eine der von Big issue Korea finanzierten Aktivitäten ist Straßenfußball. Die Gesunde Fußballmannschaft der Obdachlosen bringt den Obdachlosen die oft dringend benötigte Bewegung. Sie fördert so einen gesünderen Lebensstil und hebt das Image der Obdachlosen in der Gesellschaft und auch das Selbstwertgefühl der Menschen ohne Dach über dem Kopf.

Und eine weitere Aktivität ist Ballett. der Koreaner James Jeon ist Leiter des 1995 gegründeten Seoul Ballet Theater, der wohl immer noch einzigen privaten Balletttruppe in Korea, die auch ihre eigenen Stücke und nicht nur Klassiker auf die Bühne bringt. Der Ballerino James Jeon, heute Mitte 50, schaffte es in jungen Jahren an die prestigereiche Juillard-Schule im New Yorker Manhattan und tanzte auf internationalen Bühnen. Die von James Jeon unterrichteten Obdachlosen sind voll des Lobes und der Dankbarkeit, da James Jeon ihnen ein neues Selbstwertgefühl und einen gewissen Stolz auf sich selbst gegeben hat.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >