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Kultur

Multikulturalismus in Kunst und Kultur : Thematisierung der gesellschaftlichen Vielfalt

2013-01-22



Derzeit wird auf der Seouler Theatermeile Daehangno das Musical „Wandeuki“ aufgeführt, das vom Erwachsenwerden eines Jungen aus schwierigen Verhältnissen erzählt. Seine Mutter ist eine Einwanderin aus den Philippinen, und ihr Flehen, ihren Sohn doch einfach nur das machen zu lassen, was er möchte und am besten kann, lässt kaum einen Zuschauer unberührt. Mit einem ähnlichen Thema beschäftigt sich auch der Film „Mein kleiner Held“ des Regisseurs Kim Seong-hun, der am 9. Januar in den Kinos angelaufen ist.

In dem Film wird der großspurige, aber eher drittklassige Musikregisseur Yu Il-han bei einem Castingprojekt Mentor des Jungen Yeong-gwang, dessen Mutter ebenfalls aus den Philippen stammt. Der Film erregte bereits im Vorfeld Aufmerksamkeit, denn die Rolle des Jungen wurde tatsächlich mit einem Schauspieler besetzt, dessen Vater aus Sri Lanka stammt. Inzwischen sind aber Charaktere und Schauspieler mit Migrationshintergrund in der koreanischen Filmszene kein Einzelfall mehr.

Der Film „Bandhobi“ aus dem Jahr 2009, dessen Titel aus dem Bengalischen stammt und soviel bedeutet wie „Ein guter Freund“, zeigt anhand der Bekanntschaft des ausländischen Arbeiters Karim und der koreanischen Oberschülerin Min-seo die Realität der Gastarbeiter in Korea und die Einstellung der koreanischen Gesellschaft zu Themen wie Ausländern, Multikulturalismus und Integration. Der Filmkritiker Oh Dong-jin.

Vor dem Film „Bandhobi“ wurden Arbeiter aus Südostasien immer nur als Menschen gezeigt, die Koreanern unterlegen sind, weniger gebildet oder ärmer sind. „Bandhobi“ zeigte sie erstmals als gleichberechtigte Personen. Der Film propagierte, dass man die Menschen nicht nach ihrem Bildungsniveau oder ihren finanziellen Möglichkeiten beurteilen sollte und es keine Skala für den Wert eines Menschen gibt, sondern dass Gastarbeiter mit Koreanern auf einer Ebene stehen.

Der Film „Banga? Banga!“ des Regisseurs Yuk Sang-ho, der 2010 in die Kinos kam, zeigte die Freuden und Leiden von ausländischen Arbeitern in der koreanischen Gesellschaft mal nicht auf ernste oder traurige Art und Weise, sondern mit viel Humor. Damit ließ er die Distanz zwischen dem koreanischen Publikum und ausländischen Arbeitern schmelzen.

Während sich diese beiden Filme mit Gastarbeitern beschäftigten, ging es in „Papa“ vom Regisseur Han Ji-seung, der im vergangenen Jahr lief, um das Thema Familie. Der Film handelt von einem koreanischen Talentmanager, der sich illegal in den USA aufhält und durch eine Scheinheirat plötzlich gesetzlicher Vormund von sechs Kindern ist. Die Mitglieder dieser Familie haben alle unterschiedliche Nationalitäten, sehen unterschiedlich aus und sprechen unterschiedliche Sprachen, aber nach und nach raufen sie sich zusammen. Der Film zeigt, dass Familien ganz unterschiedlich aussehen können. Hier noch einmal der Kritiker Oh Dong-jin.



Der Film „Papa“ zeichnet ein neues Idealbild einer Familie. Er will mit der Illusion brechen, dass Korea eine ethnisch homogene Gesellschaft ist, und will zeigen, dass Blutsverwandschaft, ethnische Abstammung oder so etwas wie der Besuch der gleichen Schulen letzlich unbedeutend sind. Auf den ersten Blick handelt es sich um eine Familienkomödie, aber sie enthält den Traum des Regisseurs von der Geburt eines neuen Familientypus. Der Regisseur will die Menschen dazu bringen, den multikulturellen Aspekt der koreanischen Gesellschaft zu akzeptieren, sich von Vorurteilen und falschen Ideologien zu befreien und es als etwas Normales anzusehen, wenn ein Mitglied der Familie zum Beispiel schwarze Haut hat.

Dass Themen wie Gastarbeiter und multikulturelle Familien immer mehr Eingang in die koreanische Kultur finden, liegt daran, dass solche Menschen inzwischen ein fester Bestandteil der koreanischen Gesellschaft geworden sind. Herr Oh.

Solche Menschen tauchen nun auch in Korea als Charaktere in Filmen auf, weil sie auch in der Realität in die Mitte der Gesellschaft vorrücken. Bei „Wandeuki“ ist zum Beispiel die Mutter Philippinerin. In Korea ist gerade die Beziehung zwischen Mutter und Sohn ein sehr emotionales und wichtiges Verhältnis, und in dem Musical wird die Beziehung zwischen der philippinischen Mutter und ihrem in Korea geborenen Sohn sehr tiefgehend nachgezeichnet. Die Probleme von multikulturellen Familien sind inzwischen ein wichtiges Thema für die gesamte Gesellschaft geworden.

Menschen wie die Charaktere Wan-deuk oder Karim sind heute auch in Korea nicht mehr einfach nur Fremde, sondern Mitglieder der Gesellschaft. Professor Park Chang-won vom Forschungsinstitut für Multikulturalismus an der Ewha -Frauenuniversität.

Laut den Zahlen des Amtes für Statistik leben jetzt mehr als 1,26 Millionen Ausländer in Korea, Touristen und kurzfristige Besucher nicht mitgerechnet. Südkoreas Bevölkerung hat im letzten Jahr die 50-Millionen-Grenze überschritten, damit sind das 2,5 Prozent der Gesamtbevölkerung. Das heißt, von 100 Personen in Korea sind zwei bis drei Ausländer. Je nachdem, wen man in die Zahlen mit einschließt, können sie etwas unterschiedlich ausfallen, aber wenn man sich einfach nur die Zahl der Ausländer und ihrer Kinder anschaut, die sich langfristig in Korea aufhalten, dann sind das mehr als 1,26 Millionen.

Nach Zahlen des südkoreanischen Statistikamtes werden heute 5 % der Neugeborenen in Korea in eine multikulturelle Familie hineingeboren. 2050 hätten damit 10 % der südkoreanischen Bevölkerung einen Migrationshintergrund. In einem Punkt unterscheidet sich Korea in seiner Entwicklung aber von anderen Ländern. Professor Park.



Der Multikulturalismus in Korea unterscheidet sich von dem, was in den USA, Westeuropa, China, oder Australien passiert ist. Hier in Korea kommen die meisten Menschen mit Migrationshintergrund über binationale Eheschließungen hinzu. In Korea werden im Jahr ungefähr 300.000 Ehen geschlossen, bei 30.000 davon haben die Partner heute unterschiedliche Nationalitäten. Das heißt, von zehn Koreanern heiratet heute einer einen Ausländer. 10 % der Kinder werden damit in multikulturelle Familien hineingeboren, und wenn diese dann wieder einen Ausländer heiraten, wird die Zahl der multikulturellen Familien noch deutlich ansteigen.

Während dem Anpassungsprozess an die neuen Gesellschaftsmitglieder, den die koreanische Gesellschaft derzeit durchmacht, ist es vor allem die zweite Generation, die leidet. Dieser Thematik hat sich das Musical „Wandeuki“ angenommen.

Wan-deuk ist der Sohn eines koreanischen Vaters und einer philippinischen Mutter. Nachdem die Mutter den Vater verlassen hat, zieht dieser Wan-deuk alleine in einer kleinen, ärmlichen Wohnung auf. Sein anderes Aussehen und die Armut der Familie machen es dem Jungen schwer, Anschluss zu finden, und nach und nach stauen sich Wut und Zorn auf die Welt in ihm an. Dann tritt sein neuer Klassenlehrer, der den Spitznamen Ttongju trägt, in sein Leben.

Der Lehrer lässt nicht locker und versucht immer wieder, Kontakt zu dem schwierigen Jungen aufzunehmen – so hartnäckig, dass der genervte Wan-deuk sogar einmal für den Tod des Lehrers betet. Doch mit der Zeit schafft es Ttongju, Wan-deuk in die Gesellschaft hineinzuziehen und ihm Hoffnung für die Zukunft zu geben. Der Zorn des Jungen findet schließlich im Kickboxen ein Ventil, und er träumt sogar von einer Karriere als Sportler.

Am Schluss kann Wan-deuk auch Verständnis für seine Mutter und ihre Schwierigkeiten in der koreanischen Gesellschaft aufbringen, und es kommt zu einer Wiedervereinigung von Mutter und Sohn.

Die Geschichte von Wan-deuk erblickte zuerst als Buch das Licht der Welt, dann als Film, und jetzt als Musical. Viele der Zuschauer begreifen danach, dass die Frage, wie Menschen wie Wan-deuk in der koreanischen Gesellschaft leben können, auch sie betrifft.

Das Musical hat mir für vieles die Augen geöffnet. Wenn ich in Zukunft solche Menschen sehe, möchte ich mich mehr bemühen und mehr Interesse zeigen. Die Geschichte hat mich sehr gerührt.



In dem Film „Mein kleiner Held“ wird die Hauptrolle von einem Jungen gespielt, dessen Mutter Koreanerin ist, dessen Vater aber aus Sri Lanka stammt.

Der Junge Yeong-gwang ist ein großes Gesangstalent und träumt von einer Laufbahn in der Musicalwelt, doch sein exotisches Aussehens droht zum Hindernis zu werden. Er bewirbt sich bei einem Casting für eine Musicalrolle und wird dort mit dem Musikregisseur Yu Il-han gepaart, der zunächst nicht glaubt, dass ein Ausländer eine Chance hat. Doch Yeong-gwang gewinnt das Casting und macht das Unmögliche möglich. Die Geschichte des Jungen hinterlässt vor allem bei Kindern in seinem Alter Eindruck.

Kinder aus multikulturellen Familien sind ja auch koreanischer Abstammung und damit Koreaner. Sie sehen zwar auf den ersten Blick anders aus, aber sie sind auch Koreaner, und daher darf man sie nicht anders behandeln. Der Film hat Spaß gemacht. In der Schule haben wir auch schon über das Thema gesprochen, aber wenn man mehr solcher Filme sieht, kann man solche Gedanken glaube ich mehr verinnerlichen.

Die Veränderungen der koreanischen Gesellschaft werden wohl auch in Zukunft dafür sorgen, dass die multikulturelle Thematik eine Hauptrolle in Kunst und Kultur spielt. Warum dies so wichtig ist, fasst zum Schluss noch einmal Professor Park Chang-won für uns zusammen.

Solche Filme erweitern den Horizont von Menschen bis in die untersten Schichten der Gesellschaft. Wenn immer wieder solche Geschichten gedreht werden und sie immer wieder betonen, dass man miteinander leben muss und das auch gut funktionieren kann, dann ist das von großer Bedeutung. Die Koreaner müssen erkennen, dass sie mit Menschen aus anderen Kulturen koexistieren und kooperieren müssen, wenn sich die koreanische Gesellschaft auch in Zukunft ausgewogen und harmonisch entwickeln soll.

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