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Kultur

Palastkonzerte in Seoul: Traditionelle Musik im perfekten Ambiente

2013-06-11



Aus dem Gebäude Jipokjae, das sich im Innersten des Gyeongbok-Palastes befindet, klingt das gemeinsame Spiel von traditionellen koreanischen Saiteninstrumenten. Das Jipokjae diente früher König Gojong als Bibliothek und als Veranstaltungsort für Bankette und Empfänge von ausländischen Delegationen. Heute kann hier jeder, der möchte, Konzerte mit traditioneller koreanischer Musik erleben, und das Publikum zeigt sich begeistert.

Es hat mir gut gefallen, vor allem die Zither Gayageum. Ich muss wieder in die USA zurück, aber ich möchte später gerne noch einmal hierherkommen.

Solche Konzerte finden nicht nur im Gyeongbok-Palast, Seouls größtem Palast, statt, sondern auch im Schrein Jongmyo sowie den Palästen Changdeokgung und Deoksugung, und das bereits im vierten Jahr. 2013 dauern die Konzerte vom 4. Mai bis zum 13. Oktober. Frau Kim Seong-min von der Stiftung zur Förderung der traditionellen darstellenden Künste.

Die Palastkonzerte finden seit vier Jahren statt. Jeder Palast hat seinen eigenen Charme, und die Musik wird passend dazu ausgewählt. Die Konzertreihen werden seit 2010 vom Ministerium für Kultur, Sport und Tourismus veranstaltet und sollen zur Förderung des Tourismus dienen. Jedes Jahr gibt es 50 Veranstaltungen. Ursprünglich wurde im Gyeongbok-Palast nur Palastmusik aufgeführt, passend zum Veranstaltungsort, aber dieses Jahr haben wir das Programm etwas erweitert. Die Palastmusik steht zwar immer noch im Mittelpunkt, aber wir haben sie mit einigen beliebten Stücken aus der Musik des Volkes gespickt.

Der Gyeongbok-Palast ist der älteste und größte der Seouler Paläste und wurde direkt nach Gründung des Königreiches Joseon im Jahr 1395 errichtet. Sein Name bedeutet soviel wie "ein Palast, dem großes Glück vergönnt ist". Er wurde ihm von dem Gelehrten Jeong Do-jeon verliehen, der bei der Gründung des neuen Reiches eine entscheidende Rolle spielte. Wie es sich für den ehemaligen Hauptsitz der Könige von Joseon gehört, wird bei den Konzerten hier hauptsächlich Palastmusik aufgeführt, wie man sie früher bei Hofe genoss.

Zu Beginn des Konzertes hält eine ganz in Gelb gekleidete Hofkapelle Einzug. Im Takt der Trommelschläge betreten die Musiker einer nach dem anderen das Palastgebäude.

Das Stück, das die Kapelle spielt, wird Daechwita genannt. Es begleitete während der Joseon-Dynastie offizielle Prozessionen der Regierungsbeamten, und wird ausschließlich mit Blas- und Schlaginstrumenten gespielt. Anschließend beginnt das eigentliche Konzert, und zwar mit einer Musik- und Tanzaufführung namens Seonyurak.

Dieses Stück hat seinen Ursprung in den Vergnügungsfahrten, die die Oberschicht in Joseon gern mit Booten unternahm, und wurde früher häufig aufgeführt. Es ist für seine prunkvolle Musik und Choreographie bekannt. Professor Choi Jong-min von der Dongguk-Universität, der Moderator des Palastkonzertes im Gyeongbok-Palast.

Das Stück Seonyurak ist sehr schön anzuschauen. Eine Gruppe von Tänzerinnen in prachtvollen Kleidern tanzt um ein Boot herum. Das Boot wurde so schön gestaltet, dass es selbst im Kreise von Königen, hochrangigen Beamten, ausländischen Gästen, Musikern und Tänzerinnen alle Blicke automatisch auf sich ziehen würde. Bei Seonyurak werden eine ganze Reihe von Tänzen aufgeführt, und auch heute sind sie noch wunderbar anzusehen.

Als nächstes hat eine Samulnori-Truppe ihren Auftritt. Sie spielen mit den Trommeln Buk und Janggu und den Gongs Kkwaenggwari und Jing auf.

Samulnori beruht auf den Rhythmen der Bauernmusik, aber diesmal wurde es zusätzlich mit einem anderen Trommeltanz, dem sogenannten Jindo Bukchum, verbunden. Dieser Trommeltanz von der Insel Jindo wird für gewöhnlich von einem einzelnen Künstler aufgeführt, aber hier wird er als Gruppentanz gezeigt. Da das Konzert draußen stattfindet, kommt der Tanz dadurch noch besser zur Geltung. Der Jindo Bukchum geht auf einen Künstler von der Insel Jindo, Park Byeong-cheon zurück, der ihn zur Musik der Insel tanzte und dabei seine Kunst voll zur Geltung bringen konnte. Er ist sehr beeindruckend. Der Tänzer bindet sich die große Buk-Trommel seitlich vor den Körper und schlägt sie mit Trommelschlägeln von beiden Seiten. Die Schläge werden dabei mit weit ausholenden Tanzbewegungen verbunden, was sehr reizvoll aussieht. Der Rhythmus der Buk-Trommel fügt sich in die begleitende Bauernmusik ein und verleiht ihr zusätzliche Akzente.

Die Trommler, die mit wirbelnden Armen auf ihren Buk-Trommeln spielen, und die Samulnori-Truppe mit ihrer mitreissenden Bauernmusik zeigen eine Perkussionsperformance vom Feinsten.

Bei dieser Aufführung hatte ich wirklich das Gefühl, als wäre ich selbst zum König geworden, es war mal etwas ganz anderes. Da es als Konzert bezeichnet wurde, dachte ich, es würde nur etwas für die Ohren geben. Aber mit den Tanzeinlagen war es auch ein wahrer Augenschmaus.

Die Konzerte im Gyeongbok-Palast legen den Schwerpunkt also auf die Palastmusik. Im benachbarten Changdeok-Palast wird es dagegen zwangloser, und die Musik der Gelehrten des Joseon-Reiches, der sogenannten Seonbi, steht im Mittelpunkt. Frau Kim Seong-min.

Das Programm beginnt um neun Uhr morgens. Zunächst spazieren die Teilnehmer durch den Geheimen Garten des Changdeok-Palastes und hören dabei geisteswissenschaftliche Ausführungen und traditionelle Musikaufführungen. Zu diesem Programmpunkt werden nur 40 Teilnehmer zugelassen, es ist also eine sehr exklusive Veranstaltung. Außerdem wird hier ohne Verstärker gespielt, man kann die Musik in ihrer Reinform erleben. Um elf Uhr gibt es dann in dem Gebäude Nakseonjae ein Konzert mit Storytelling, bei dem Geschichten von großen Liebespaaren, Rivalen oder politischen Fehden aus der Joseon-Ära erzählt und mit der passenden Musik unterlegt werden. Im Changdeok-Palast liegt der Schwerpunkt also auf einer Kombination von Literatur und Geschichte mit der Musik, die die Gelehrten bei ihren Vergnügungen genossen.

Für das allgemeine Publikum öffnet der Changdeok-Palast seine Tore erst um neun Uhr dreißig. Die Teilnehmer des Palastkonzertes dürfen schon eine halbe Stunde früher rein und können dann, wie die früheren Könige, durch einen menschenleeren Palastgarten spazieren und exklusive Aufführungen von traditioneller Musik genießen. An den verschiedenen Stationen des Spazierganges erfahren die Teilnehmer mehr über die Könige des Joseon-Reiches und können verschiedene Musik- und Tanzgenre erleben.

Am Pavillon Jondeokjeong, der am Teich des Geheimen Gartens, dem Jondeokji, liegt, wird zum Beispiel ein Stück auf der großen Bambusflöte Daegeum dargeboten.

Dann geht es weiter zum Gebäude Nakseonjae, welches der 24. König der Joseon-Dynastie, Heonjong, für seine Konkubine Gyeong-bin baute. Der bescheidene Bau ist das Symbol ihrer Liebesgeschichte, hat aber auch noch in anderer Hinsicht historische Bedeutung. Denn hier starb der letzte Kronprinz Koreas, Prinz Yeongchin, 1964 nach seiner Rückkehr aus Japan. An diesem Ort kommen die Teilnehmer des Palastkonzertes in den Genuss einer Geschichtsstunde, gelesen vom Schauspieler Jeong Dong-hwan.

Zwei der größten Rivalen unserer Geschichte waren die beiden Köpfe hinter der Gründung des Königreiches Joseon, Yi Bang-eon und Jeong Do-jeon. Koreaner werden ihnen auch schon oft in Fernsehserien begegnet sein. Ihre Geschichte ist heute unser Thema.

Im Schrein Jongmyo befinden sich die Ahnentafeln der Könige und Königinnen der Joseon-Dynastie. Bei den Konzerten hier wird die sogenannte Jongmyo Jeryeak präsentiert. Herr Shim Jae-heung von der Stiftung zur Förderung der traditionellen darstellenden Künste.

Die Jongmyo Jeryeak ist eine Begleitmusik für die Ahnenverehrungszeremonien, die jedes Jahr im Jongmyo-Schrein stattfinden. Sie ist ziemlich lang und für Laien schwer verständlich. Wir haben sie daher für die Konzerte aufbereitet. Es werden nur die wichtigsten Teile gespielt, und zwischendurch gibt es kurze Erläuterungen. Bei dieser Musik geht es vor allem darum, um Frieden und Wohlstand für Land und Volk zu bitten. Im Mittelpunkt dieses Konzertes steht also eine Musik des Friedens, die Himmel und Erde verbindet.

Wenn das Konzert beginnt, betreten als König und seine Untertanen verkleidete Schauspieler den Hof, um die Ahnenriten zu vollziehen.

Die 22 Stücke der Jongmyo Jeryeak sind ausnahmslos langsam und getragen - und können damit leicht langweilig werden. Für die Palastkonzerte wurde die ursprüngliche Dauer von zwei Stunden daher auf 40 Minuten gekürzt. Der Höhepunkt kommt zum Schluss und heißt Jeonpyehuimun.

Der Schrein Jongmyo und die Musik der Ahnenriten stehen beide auf der Liste des Weltkulturerbes der UNESCO. Bei den Palastkonzerten kann man diese schwer zugängliche Musik nun am Originalort erleben, und zwar in einer Form, in der auch das allgemeine Publikum ihren Wert erkennen kann.

Lange Jahre waren die Seouler Paläste nur für Besichtigungen geöffnet - doch diese Zeiten sind nun vorbei. Dank Veranstaltungen wie den Palastkonzerten erwachen die alten Hofanlagen wieder zum Leben. Das besondere Ambiente sorgt im Gegenzug dafür, dass das Publikum die traditionelle Musik in einer ursprünglicheren Form erleben kann, als das in modernen Konzerthallen möglich ist. Mit diesem Konzept sind die Palastkonzerte nun schon in ihrem vierten Jahr erfolgreich und bieten Seouler Anwohnern wie Touristen willkommene Pausen vom hektischen Stadtleben.

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