Zum Menü Zum Inhalt
Go Top

Kultur

Das Ballettfestival Korea: Klassischer Tanz für die breite Öffentlichkeit

2013-07-02



An einem lauen Sommerabend erklingt auf der Freilichtbühne im Seoul Arts Center der Walzer "Frühlingsstimmen" von Johann Strauss Junior. Als die Balletttänzer und -tänzerinnen ihre Darbietung zu den letzten Takten beenden, braust der Applaus der Zuschauer auf. Die Begeisterung der Zuschauer war wohl auch den Erläuterungen zu verdanken, die dem Publikum an diesem Tag zu einem besseren Verständnis der Aufführung verhalfen.

Ich finde Ballettaufführungen schwer zu verstehen, weswegen ich sie mir sonst selten angeschaut habe. Ich habe höchstens mal etwas darüber gelesen oder mir Beiträge im Fernsehen angeschaut. Aber mit den Erklärungen hat es mir viel besser gefallen, ich konnte den Reiz des Tanzes diesmal wirklich nachvollziehen.

Diese Vorführung zeigt, was die Organisatoren des Ballettfestivals Korea erreichen wollen: den klassischen Tanz im Inland einem breiteren Publikum näher zu bringen.

Das Ballettfestival Korea, das am 1. Juni eröffnet wurde, findet dieses Jahr zum dritten Mal statt. Es will mit Vorurteilen aufräumen, dass Ballett eine teure Kunst für die Oberschicht und schwer verständlich ist, und das Genre einem breiteren Publikum eröffnen. Die Leiterin des Organisationskomitees, Kim In-suk.

Das koreanische Ballett tanzt heute international in der ersten Riege mit, und auch sein Publikum wird immer größer. Es gibt viele Ballettliebhaber, immer mehr Kinder lernen in Korea Ballett, und die Kunstform ist inzwischen viel näher am Leben der Menschen dran. Der Ruf des koreanischen Balletts hat sich sehr verbessert, und viele normale Menschen wollen mehr über den Tanz erfahren und ihn auf der Bühne erleben. Um dieses Bedürfnis zu stillen und an das Publikum heranzutreten, haben wir daher dieses Festival eingeführt. Es soll helfen, das Repertoire vielfältiger zu gestalten und das koreanische Ballett international bekannter zu machen.



Das Ballettfestival, das noch bis zum 13. Juli dauert, bietet insgesamt 35 Vorführungen von 18 verschiedenen Kompanien. In den ersten beiden Jahren dauerte das Festival nur zwei Wochen, doch dieses Jahr wurde der Zeitraum auf eineinhalb Monate verlängert. Dies belegt, dass sich das Ballett in Korea einem immer größeren Interesse erfreut. Frau Kim.

Im Vergleich zu den Vorjahren nehmen wesentlich mehr Kompanien und Künstler teil, mit sehr unterschiedlichen Charakteren. Wir haben von Nachwuchstänzern über erfahrene Choreographen bis hin zu professionellen Ballettkompanien alles dabei. Außerdem nutzen wir dieses Jahr mehrere Veranstaltungsorte, und das Publikum hat die Gelegenheit, verschiedene Ballettformen zu erleben, von Klassikern und Handlungsballetten bis hin zu neuen Choreographien.

Die Stars der frühen Jahre Choi Tae-ji und Mun Hun-suk, die legendäre Primaballerina des Stuttgarter Balletts Kang Su-jin, die Primaballerina des American Ballet Theatre Seo Hee und Kim Hyeon-ung vom Ballett in Washington - Tänzer wie diese haben dafür gesorgt, dass sich Korea inzwischen den Ruf als eine aufstrebende Ballettnation erarbeitet hat. Im Ausland tanzen koreanische Balletttänzer und -tänzerinnen also inzwischen in der ersten Riege mit, doch das inländische Publikum fremdelt nach wie vor mit dem klassischen Tanz. Gerade deswegen haben die Aufführungen im Rahmen des Ballettfestivals Korea eine so große Bedeutung. Denn das vielfältige Programm bietet etwas für jede Zielgruppe, von Ballettfans bis hin zu völligen Laien, und erleichtert dem Publikum damit den Zugang. Frau Kim.

"Tschaikowsky: Das Rätsel von Leben und Tod" vom Koreanischen Nationalballett und "Onegin" vom Universal Ballet sind beides Inszenierungen von großen Ballettkompanien und damit natürlich von sehr hohem Niveau. Die Aufführungen auf der Kleinbühne im Jayu-Theater bieten vor allem Werke von jungen Choreographen, von denen wir hoffen, dass einige von ihnen die Stars der Zukunft sind. Im Towol-Theater gibt es reifere Produktionen von erfahrenen Choreographen, und auf der Freilichtbühne werden Vorführungen geboten, bei denen Experten die Stücke für das Publikum erläutern. Jeder einzelne Programmpunkt ist für sich schon eine erstklassige Veranstaltung.



In dem Stück "Vom Gewicht befreit" des jungen Choreographen Jeong Hyeong-il, das in zwei Akten aufgeführt wurde, ging es um den Traum der Menschen, sich von den Fesseln der Realität zu befreien.

Es geht darum, wie die Menschen von der Realität niedergedrückt werden und davon träumen, frei zu sein. Es gibt zwei Teile, der erste davon handelt vom Leben im All. Dort herrscht ein Zustand der Schwerelosigkeit, ich habe den Akt daher "Leben im Himmel" genannt. Bei der Choreographie habe ich mir vorgestellt, wie unsere Bewegungen wohl aussehen würden, wenn wir die Freiheit der Schwerelosigkeit in vollen Zügen genießen könnten. Der zweite Teil handelt vom Leben in der Realität, von all den Einschränkungen, die wir hier erfahren. In der Realität herrschen die Gesetze der Schwerkraft, und ich habe mir überlegt, welche Bewegungen das wiederum hervorbringt.

Um die Gegensätze des Lebens in der Schwerelosigkeit und auf der Erde darzustellen, zeigten die Tänzerinnen auf der Bühne Techniken von größter Schwierigkeit. Die eigenwilligen Ausdrucksformen und die ständige Überwindung der eigenen Grenzen, die der Tanz auf der Bühne ahnen ließ, zogen das Publikum in ihren Bann. Und da in dem kleinen Theatersaal Bühne und Zuschauerraum sehr nahe aneinander waren, konnten sich die Emotionen der Tänzerinnen ungehindert auf das Publikum übertragen.



Es war so nah, dass man jeden Gesichtsausdruck, jede Bewegung und jeden Atemzug sehen konnte. Von weitem merkt man gar nicht, welche Anstrengung hinter den wunderschönen Bewegungen der Tänzer steckt, aber aus der Nähe konnte ich sehen, wie nach einer Pirouette der ganze Körper vor Anstrengung zitterte.

In so einem kleinen Saal wie heute ist der Abstand zwischen Tänzern und Publikum kleiner, und man spürt eine größere Nähe. Neue Choreographien beschäftigen sich ja mit eher unbekannten Themen. Es war eine gute Gelegenheit, mit sehr außergewöhnlichen und neuen Ausdrucksformen und Ideen in Berührung zu kommen und eine neue Erfahrung zu machen.


Das Stück "Moment" vom Choreographen Kim Seong-min wurde von einem Dirigenten mit Orchester auf der Bühne begleitet - bei kleineren Ballettinszenierungen eher ungewöhnlich.

Das Stück heißt "Moment", besteht aus einem Akt, und handelt von all den vergessenen Momenten im Leben eines Menschen. Ich will die Menschen mit dem Stück dazu aufrufen, Momente wie vergangene Liebesgeschichten oder das Selbstgespräch beim Tanzen nicht zu vergessen.

Durch die Livemusik erhielt die Aufführung eine besondere Dynamik, und mit diesem Konzept stieß das Stück auch bei den Zuschauern auf Zustimmung.

Im Gegensatz zu anderen Ballettaufführungen war ein Dirigent dabei, was dem Ganzen eine besondere Energie verlieh. Früher tat ich mich mit Ballett schwer, aber dank dieser Vorführung habe ich mich damit angefreundet.



Die präzisen, perfekt ausgeführten Bewegungen des Balletts ziehen schnell auch Zuschauer, die mit dem Genre bislang nichts anfangen konnten, in ihren Bann. Der Choreograph Jeong Hyeong-il.

Die Stärken des Balletts sind Präzision und Eleganz. Das Ballett möchte mit dem menschlichen Körper auch solche Linien schaffen, die auf den ersten Blick unmöglich erscheinen. Diese geometrischen Bewegungen und Linien rufen einzigartige Emotionen hervor, anders als bei allen anderen Tanzformen. Diese anatomische Schönheit tritt im Ballett am stärksten hervor.

Während das vielfältige Programm in den verschiedenen Theatersälen dem Publikum die Schönheit des Balletts näher bringen soll, verhelfen die kommentierten Vorstellungen auf der Freilichtbühne den Zuschauern zu einem besseren Verständnis der Kunstform.

Alle schlafen. Eine als Puppe verkleidete Ballerina betritt die Bühne, kurz darauf folgen zwei Tänzer, die in die Puppe verliebt sind. Diese drei Solisten machen die gesamte Besetzung des Stückes "Die Puppenfee" aus, aber zusammen mit der mitreißenden Musik begeistern sie das Publikum trotzdem mühelos. Lee Won-guk leitet die nach ihm benannte Kompanie, die für die kommentierten Vorführungen im Rahmen des Ballettfestivals verantwortlich ist.

Wir geben erst einige Erläuterungen zum Programm, und dann können die Zuschauer die Aufführung genießen. In klassischen Stücken wie "Don Quichotte" sollte man vor allem auf die typische Ästhetik des Balletts achten, die kontrollierten Bewegungen und die perfekten Linien. Zeitgenössische Stücke wie zum Beispiel "All that Jazz" aus dem Musical "Chicago", der Walzer "Frühlingsstimmen" und "Die Puppenfee" sind visuell sehr stimulierend, mit dynamischen Bewegungen, schwierigen Hebungen, und technisch anspruchsvollen Pas de Deux. Wenn man auf diese Aspekte achtet, wird man seine Freude daran haben.



Beim Ballettfestival Korea können also auch diejenigen, die bislang ihre Mühe mit dem Ballett hatten, auf den Geschmack kommen. Während dem eineinhalbmonatigen Programm können Nachwuchstänzerinnen von ihrer Zukunft träumen, junge Choreographen neue Inspirationen finden, und erfahrene Choreographen sich wieder neu dem Publikum präsentieren. Und da an dem Festival viele der besten Kompanien Koreas teilnehmen, kommt das Publikum vor allem in den Genuss von Ballett auf höchsten Niveau und kann mit eigenen Augen sehen, woher der gute Ruf des koreanischen Balletts in der Welt kommt. Es bleibt zu hoffen, dass der klassische Tanz damit nach dem Festival ein paar Fans mehr dazugewonnen haben wird.

Die Redaktion empfiehlt

Close

Diese Webseite verwendet Cookies und andere Techniken, um die Servicequalität zu verbessern. Die fortgesetzte Nutzung der Webseite gilt als Zustimmung zur Anwendung dieser Techniken und zu den Richtlinien von KBS. Mehr >