Immer mehr Menschen in Korea, die an seelischer Not leiden, wenden sich der Bibliotherapie zu. Unter Bilbiotherapie versteht man den Einsatz von Büchern zu therapeutischen Zwecken. Sie bewährt sich bei der Behandlung von psychischer Erkrankung, bei Depressionen und für die Überwindung von Lebenskrisen zunehmend.
Die Teilnehmer sprechen darüber, welche Zeile, in dem Gedicht, das sie gemeinsam gelesen haben, sie besonders berührt hat, und sie drücken ihre Gefühle aus. Sie sagen, dass sie ihren Zustand mit der Zeile über den Einbruch der Dunkelheit gleichsetzen können. Die Leiterin, Frau Kim Hyeon-hee versucht einen Faden zu bieten, an dem sie sich orientieren können.
Frau Kim, Professorin für Kunstberatung am offenen Cybercollege, ist eine Wegbereiterin der Bibliotherapie in Korea. Sie lernte diesen Bereich während ihres Studiums in den USA kennen und stellte ihn erstmals im Jahre 1996 in Korea vor. Seitdem hat sie zahlreiche Menschen damit geheilt und viele Therapeuten hervorgebracht. Seit mehreren Jahren führt sie regelmäßig und an den verschiedensten Orten diese Therapie durch.
Alles gedruckte, auch Gedichte und Bilderbücher können eingesetzt werden. Wir benutzen auch Zeitungsartikel, kurze Beiträge und Novellen um die Seele von ihrer Last zu befreien, und nach einer Lösung für das, was Kummer bereitet, zu suchen. Es gab Bibliotherapie schon im 14. Jahrhundert. Es gibt eine Aufzeichnung darüber, dass man in Ägypten Geisteswahn mit dem Koran geheilt hatte. Im 20. Jahrhundert wurde in den USA Bibliotherapie eingesetzt um die im Krieg traumatisierten Soldaten zu behandeln. In Korea wurde Bibliotherapie in den 1960ern vorgestellt, konnte aber zunächst nicht verbreitet werden. Die Gesellschaft für Bibliotherapie entstand dann im Jahre 2003. 2001 kam das erste Buch darüber heraus, und ab diesem Zeitpunkt verbreitete sie sich sehr rasch. Heute wird diese Therapie vielseitig eingesetzt.
Die Leser können mit Hilfe von Ratgebern ihre Probleme besser akzeptieren und die Ursachen verstehen. Die Therapeuten hören ihnen zu und identifizieren sich mit ihren Gefühlen. Am meisten wird die Bibliotherapie als ein Programm an den Schulen durchgeführt, meistens für Kinder, die Schwierigkeiten mit Freunden haben. Auch in Altenheimen, Kliniken, Sozialeinrichtungen, Gefängnissen und bei Opfern von Gewalt in der Familie hat sich die Therapie mit den Büchern bewährt. Wie kann man nun ein Bibliotherapeut werden?
Es gibt keine staatlich anerkannte Lizenz. Das Qualifikationszeugnis der koreanischen Gesellschaft für Bibliotherapie genießt öffentliches Vertrauen. Man muss alle theoretischen Fächer absolvieren, und bei der Prüfung mindestens 70 Punkte erreichen. Mit viel praktischer Erfahrung in diesem Bereich kann man die Lizenz der höchsten Stufe 1 erhalten. Es gibt in Korea momentan etwa 120 ausgebildete Bibliotherapeuten, darunter 6 mit der höchsten Lizenz und 15 Spezialisten.
Es geht in erster Linie darum, durch die Kommunikation im Medium von vertrauten Texten, Selbstvertrauen zu gewinnen..
Eine Frau, die sich scheiden lassen wollte lebte nur mit ihrem Ehemann zusammen, weil sie sich an ihm rächen wollte. Ich habe sie zur Erkenntnis gebracht, dass nicht ihr Ehemann, sondern sie selbst das Problem ist. Auch bei den Mitmenschen mit Behinderung wollen wir erreichen, dass sie wieder Selbstvertrauen gewinnen. Menschen mit Depressionen haben meist kein Selbstvertrauen. Es geht darum herauszufinden, wer ich bin und danach ein Ziel zu setzen und sich schrittweise zu verändern. Den Leuten wird bewusst, dass sie kein unbrauchbarer Mensch sind, und die Beziehung zu den Anderen wird immer besser.
Welche Erfahrungen machen die Teilnehmer der Bibliotherapie?
Anfang der Dreißiger erlebte ich eine Lebenskrise. Ich fand heraus, dass es so etwas wie Bibliotherapie gibt und wurde neugierig. Ich dachte an die Trennung immer nur aus meiner Perspektive und litt sehr darunter. Ich habe gelernt, die Angelegenheit aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten. Das hat mich geheilt.
Die gleiche Stelle in einem Buch versteht jeder Leser anders, je nachdem in welchem seelischen Zustand er sich befindet. Es ist nicht so, dass alle Probleme gelöst werden, aber ich gewinne einen Blick dafür, was mein Problem ist, was ich fühle und ob ich nicht zu empfindlich reagiere. Man wird reifer und entfaltet sich etwas freier als zuvor.