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Wirtschaft

Südkoreas Geldmarktpolitik

#Thema der Woche l 2014-04-14

Südkoreas Geldmarktpolitik
Die südkoreanische Zentralbank hat am Donnerstag das erste Mal unter ihrem neuen Gouverneur Lee Ju-yeol das monatliche Treffen des geldpolitischen Ausschusses abgehalten. Es war die Gelegenheit für Lee, seine Fähigkeiten zur Kommunikation mit den Marktteilnehmern und der Öffentlichkeit zu zeigen sowie eine neue Geldpolitik in die Wege zu leiten. Doch erst einmal signalisierte er einen harten Kurs, insofern der Leitzins der Bank of Korea unverändert blieb. Mit dem Leiter des Daean-Finanz- und Wirtschaftsinstituts, Kim Dong-hwan, wollen wir die künftigen geldpolitischen Maßnahmen Südkoreas etwas näher unter die Lupe nehmen:

Es war das erste Treffen des geldpolitischen Ausschusses seit dem Antritt des neuen Gouverneurs der Bank of Korea. Das Treffen ist normalerweise eine Gelegenheit, zu hören, wie sich der neue Gouverneur seine Kommunikation mit dem Markt und der Regierung vorstellt und wie er die Zentralbank reorganisieren könnte. Der Zusammenbruch von Lehman Brothers führte im amerikanischen Markt wie in anderen Märkten auf der ganzen Welt zu großen Umbrüchen. Den Notenbanken wurde ein Berg von Arbeit hinterlassen. Eine Zentralbank hat die Aufgabe, die Inflation in Schach zu halten und die Regierungspolitik zu unterstützen. Doch die Regierungen zeigten sich angesichts der globalen Finanzschmelze als machtlos. Den Zentralbanken blieb nichts anderes übrig, als dem Markt Geld zuzuführen und die Wirtschaft wiederzubeleben. So flossen zum Beispiel billige Dollar der US-Notenbank nach Korea und in andere aufstrebende Märkte. Seitdem beschäftigen immer neue Herausforderungen die Notenbankchefs.

Im August 2007 lag die Welt praktisch in den Händen von drei Personen. Das waren der Chef der US-Notenbank, Ben Bernanke, der Governeur der Bank of England, Mervyn King, sowie Jean-Claude Trichet, Präsident der Europäischen Zentralbank. Die drei pumpten Billionen von Dollar, Pfund und Euro in den Markt, damit die Wirtschaften nicht außer Kontrolle geraten. Seitdem verfügen die Zentralbankchefs über größeren Einfluss auf die Wirtschaftspolitik und die Märkte auf der ganzen Welt:

Eine der Aufgaben des Geldmarkt-Ausschusses ist die Festlegung des Leitzinses des Landes. Der lag auch nach dem jüngsten Treffen bei 2,5%. Die Bank of Korea erhöhte ihre Prognose für das diesjährige Wachstum von 3,8% auf 4%. Normalerweis führt eine höhere Wachstumsprognose auch zu einem Zinsanstieg. Doch Korea hat die Wachstumskalkulation geändert. Die Erhöhung um 0,2 Prozentpunkte ging nicht auf reale Veränderungen in der Wirtschaft, sondern auf mathematische Anpassungen zurück. Eine andere Änderung ergab sich bei der Inflationsprognose. Die Voraussage wurde von 2,4% auf 2,1% gesenkt. Diese Änderungen gehen nicht weit genug, um den Leitzins zu verändern.

Koreas Leitzins liegt bereits seit elf Monaten bei 2,5%. Eine vorschnelle Erhöhung würde der wirtschaftlichen Erholung einen Dämpfer versetzen. Eine Senkung wäre angesichts der Rückführung der stimulierenden Maßnahmen durch Washington ebenfalls nicht angebracht. Trotzdem ging die Wachstumsprognose für Korea seit Januar nach oben. Das war vor allem der Anwendung neuer statistischer Standards geschuldet. Der neue koreanische Zentralbankchef sieht das Wachstum als genauso wichtig an wie die Kontrolle der Inflatio:

Die allgemeine Meinung ist, dass Gouverneur Lee ein Signal des harten Kurses gesetzt hat. Er sagte, dass er die Änderung des Zinssatzes diskutieren will, wenn die Inflation aufgrund des Nachfragedrucks steigt. Doch warum sprach er das Thema an, wenn die allgemeinen Preise nicht steigen? Lee hat eine 30-jährige Karriere als Zentralbank-Bürokrat hinter sich. Als er anfing, war es die größte Herausforderung, die Inflation zu bekämpfen. In den 70er und 80er Jahren litt Korea unter hohen Preisen. Die Kehrseite des phänomenalen Wachstums war die Beschleunigung der Inflation.

Der Won-Dollar-Wechselkurs war in der vergangenen Woche auf das niedrigste Niveau seit der Finanzkrise 2008 gefallen. Doch das änderte sich wieder, als Lee angesichts der Schwankungen Maßnahmen zur Stabilisierung des Markts ankündigte. Der Vorfall demonstrierte den Einfluss, den der Notenbankchef auf den Finanzmarkt ausübt. Auch deutete er an, dass die Zinsen steigen könnten, wenn die Nachfrage in der zweiten Jahreshälfte die Preise antreibt:

Falls die koreanische Wirtschaft wächst, wie die Zentralbank vorausgesagt hat, werden die Zinsen eher steigen als fallen. Doch liegt das nicht allein bei Korea. Unsere Wirtschaft steht unter dem Einfluss anderer Länder, darunter die USA und China. Fall die chinesische Wirtschaft schwächelt, wird das auch Wirkungen auf Korea und andere aufstrebende Wirtschaften haben. Falls Korea stärker unter den Einfluss äußerer Faktoren gerät, wird Gouverneur Lee eher präventive und aggressivere Maßnahmen ergreifen als sein Vorgänger. Ich erwarte, dass sich Koreas Wachstumsrate gegen Ende des Jahres erhöhen wird. Und falls die Inflation auf stabilem Niveau bleibt, könnte die Wirtschaft im nächsten Jahr noch einmal zulegen.

Heutzutage lässt sich keine geldpolitische Entscheidung mehr ohne die Berücksichtigung externer Faktoren treffen. Das gilt insbesondere für die exportorientierte Wirtschaft Koreas. Unter Lee wird Korea deshalb sehr wahrscheinlich eine Reihe von konsistenten und berechenbareren geldpolitischen Maßnahmen ergreifen.

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