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Wirtschaft

Ausblick auf Koreas Wirtschaft

#Thema der Woche l 2015-01-05

Ausblick auf Koreas Wirtschaft
Südkorea hat 2014 im zweiten Jahr hintereinander Rekorde beim Handelsvolumen, bei den Exporten und beim Überschuss in der Leistungsbilanz aufgestellt. Dieser „Dreifach-Rekord“ nährt die Hoffnung auf eine bessere wirtschaftliche Zukunft. Allerdings wäre zu großer Optimismus für das neue Jahr angesichts der Ausgabenschwäche in Korea und der schwierigen Bedingungen in der Weltwirtschaft fehl am Platz. Zum Thema sagt der Ökonom Lee Phil-sang von der Seouler National-Universität:

Die Regierung erwartet ein Wachstum um 3,8%. Doch ist es möglich, dass das Wachstum geringer ausfällt als die 3,4% im vergangenen Jahr. Das Problem liegt in den Exporten und der Binnennachfrage, zwei Größen, die die Wachstumsrate bestimmen. Der Ausblick ist eher pessimistisch, weil die schleppende Weltwirtschaft die koreanischen Exporte schwächen wird. Und die lokale Nachfrage scheint sich nicht erholen zu können, weil die Einkommen zurückgehen und die Haushaltsschulden wachsen. Der diesjährige Ausblick ist also nicht so hell, doch gibt es Hoffnung. Es kommt darauf an, wie wir mit der Situation umgehen.

Die Wachstumsprognosen koreanischer Wirtschaftsinstitute liegen bei etwa 3,5%, die der wichtigsten Konzernchefs bei 3,2%. Das Handelsministerium erwartet, dass die Exporte im Vorjahresvergleich um 3,7% auf 594 Milliarden Dollar steigen werden. Bei den Importen wird 2015 mit einem Anstieg von 3,2 Prozent gerechnet:

Der externe Faktor, der am meisten beunruhigt, ist das langsamere Wachstum Chinas. China ist Koreas größter Handelspartner, auf den 26% der Exporte und 16% der Importe entfallen. Doch Experten vermuten, dass es China schwer haben wird, in diesem Jahr ein Wachstum von etwa 7% zu erzielen. Der zweite Risikofaktor ist die abgewertete japanische Währung. Japans Ministerpräsident Shinzo Abe wurde im Dezember wiedergewählt, was seiner Abenomics genannten Politik, zu der auch die Yen-Abwertung und die Förderung der Exporte gelten, neue Impulse gibt. Das dritte Problem ist, dass die europäische Wirtschaft weiter instabil ist. Europa wird von einer Deflation geplagt, was eine niedrige Inflation und niedriges Wachstum bedeutet. Europa ist Koreas zweitgrößtes Exportziel. Ein wirtschaftliches schwaches Europa ist also eine schlechte Nachricht für Korea.

Trotz der weltwirtschaftlichen Schwäche ist die koreanische Wirtschaft im vergangenen Jahr noch gut weggekommen. Insbesondere stieg der Absatz wichtiger Exportgüter wie Halbleiter, Stahl, Handys und Schiffe. Das hat das Wachstum angetrieben. Allerdings bereitet die Entwicklung in China, Europa und Japan Sorgen. Im dritten Quartal 2012, unmittelbar bevor die Maßnahmen der Abenomics wirksam wurden, wurden 100 Yen für 1441 Won gewechselt. Doch im vergangenen Jahr fiel der Wechselkurs um 34% auf 951 Won für 100 Yen. Dazu kommt der schwache Privatverbrauch:

Das erste interne Risiko sind die anwachsenden Schulden der privaten Haushalte, die 1,06 Billionen Won oder 960 Milliarden Dollar übertroffen haben. Die Koreaner sind derart verschuldet, dass sie kaum Geld zum Ausgeben haben. Wenn niemand Geld ausgibt, bedeutet das langsame Geschäfte, die wiederum die Unternehmen davon abhalten, Investitionen zu tätigen und Leute einzustellen. Wenn die Verbindung zwischen Verbrauch, Investition und Arbeitsmarkt unterbrochen ist, wird die koreanische Wirtschaft den schlimmsten Fall erleben. Die Haushaltsschulden sind eines der größten Risiken für die Wirtschaft. Ein anderes ist die Deflation, die letztlich die Wirtschaft in ein Koma versetzen kann. Korea hat mehr als zwei Jahre lang ein Wachstum von etwa 3% und eine Inflation um etwa 1% verzeichnet. Früher gab es ein hohes Wachstum und eine hohe Inflation im Bereich von 10%. Doch das geringe Wachstum und die niedrige Inflation hält das Land in einer Deflation.

Die Bank of Korea sah sich dazu bewogen, die Zinsen im vergangenen Jahr zweimal zu senken, weil damit neue Anreize geschaffen werden sollten, um die Ausgaben und Sachinvestitionen zu fördern. Das Bruttoinlandsprodukt ging in der Tat jedes Quartal zurück. Die Privatausgaben fielen von 2,5% zu Jahresanfang auf 1,5% am Ende des Jahres. Die Sachinvestitionen gingen von 7,3% auf 4,3% zurück:

Eine Hoffnung liegt in den sinkenden Ölpreisen. Korea deckt seinen Rohölbedarf komplett mit Importen ab. Niedrige Ölpreise bedeuten also, dass die koreanischen Verbraucher und Unternehmen mehr Geld haben, was die koreanische Wirtschaft auf Wachstumskurs bringen kann. Wir können auch einige Auswirkungen von den Konjunkturmaßnahmen der Regierung erwarten. Die Bank of Korea wird die Niedrigzins-Politik beibehalten. Wir hoffen, dadurch eine Erhöhung der privaten Ausgaben und Unternehmensinvestitionen sowie eine Erholung des Immobilienmarkts zu sehen, was der Wirtschaft helfen würde.

In den USA wirken sich die niedrigen Ölpreise bereits spürbar aus, insofern die Ausgaben und Investitionen steigen. Der Rohölpreis wird wohl in diesem Jahr bei rund 60 Dollar pro Barrel liegen, was auch die Ausgaben in Korea beflügeln könnte. Die Wirtschaft des Landes steht an einem kritischen Punkt:

Wir alle müssen die Last auf uns nehmen, das Land durch Reformen zu erneuern und ein neues wirtschaftliches Rahmenwerk schaffen. Unsere Aufgabe für 2015 ist es, zu arbeiten. Es gibt ernste äußere und innere Risiken, doch die koreanische Industrie muss sich auf die Forschung und Entwicklung konzentrieren, um neue Wachstumsmotoren zu finden. Die kleinen und mittelgroßen Unternehmen und Risikofirmen müssen zudem gefördert werden, um mehr Arbeitsplätze zu schaffen. Wir sollten keine Angst haben vor den Risiken, sondern diese als Gelegenheit und Herausforderung verstehen.

Die koreanische Wirtschaft steht am Scheideweg. Entweder macht sie große Fortschritte oder sie erfährt eine chronische Rezession. 2015 sollte daher das Jahr für eine wirtschaftliche Erholung sein.

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