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Wirtschaft

Südkorea und Japan beenden Devisentausch-Programm

#Thema der Woche l 2015-02-23

Südkorea und Japan beenden Devisentausch-Programm
Das bisherige Devisentausch- oder Swap-Programm zwischen Korea und Japan im Volumen von zehn Milliarden Dollar ist mit dem 23. Februar beendet. Das Abkommen war seit 2001 in Kraft. Der Wirtschaftsjournalist Lee In-cheol vom Sender Korea Economic TV sagt zum Thema:

Korea hat zwei oder drei finanzielle Krisen erlebt. Nach dem Zusammenbruch von Lehman Brothers 2008 schloss Korea mit den USA und Japan Devisenswap-Abkommen, um einen plötzlichen Abfluss des Dollar zu verhindern. Das Swap-Programm ist so etwas wie eine Absicherung gegen künftige Finanzkrisen. Es war im Juli 2001, als Korea mit Japan sein erstes Swap-Abkommen unterzeichnete. Es belief sich damals auf nur zwei Milliarden Dollar, doch die Summe erhöhte sich bis 2011 auf 70 Milliarden Dollar. Dann sank sie im darauffolgenden Jahr auf 10 Milliarden Dollar, als sich die Beziehungen beider Länder verschlechterten. Die Behörden haben offensichtlich darüber beraten, es zu verlängern, doch sie beschlossen, es jetzt zu beenden.

Ein Devisenswap ist ein Abkommen, das es einem Land ermöglicht, in finanziellen Notfällen im Austausch zur Landeswährung von einem anderen Land Dollar zu bekommen. Für Korea war das Arrangement mit Japan, dessen Währung als sicher angesehen wurde, eine Absicherungsmaßnahme, um gegen Krisen gewappnet zu sein. Das Abkommen lief jetzt nach 13 Jahren und 7 Monaten aus. Ein Grund, so wird angenommen, waren auch die Spannungen wegen des Streits über die südkoreanische Insel Dokdo und historische Diskussionen über die Folgen der japanischen Kolonialherrschaft in Korea:

Die Entscheidung über das Programm ist eher das Ergebnis einer Auseinandersetzung zwischen zwei Egos als das Resultat praktischer Verhandlungen. Japan schien die Verlängerung des Programms eher egal zu sein und bereit, es auch auszuweiten, falls Korea gefragt hätte. Einige Industrie-Insider glauben, dass Japans Verhalten politisch motiviert ist, um ein Mittel gegen Koreas harte diplomatische Aktionen der vergangenen Jahre zu haben, als es um die Trostfrauen-Frage und andere historische Ungerechtigkeiten ging. Offen gesagt, weder Korea noch Japan befinden sich in finanziellen Problemen, die es verlangen würden, nach Devisen des anderen Landes zu fragen. Korea verfügt über umfassende Währungsreserven und blickt auf eine lange Serie von Leistungsbilanzüberschüssen. Es ist also sehr unwahrscheinlich, eine Devisenknappheit wie in der Vergangenheit zu erleben. Auch Japan ist finanziell stabil. Es ist nach wie vor die drittgrößte Volkswirtschaft und hat nach China die zweitgrößten Währungsreserven. Als der Yen überbewertet war, hätte ein Swap-Pakt mit dem koreanischen Won die japanische Währung abwerten können. Doch seit die Abe-Regierung ein aggressives Programm der quantitativen Lockerung zur Schwächung des Yen verfolgt, hat das Programm die Anziehungskraft für Tokio verloren.

Beide Länder sahen zum Schluss keine Notwendigkeit mehr darin, das Swap-Arrangement zu verlängern. Koreas Währungsreserven beliefen sich bis Ende Januar 2015 auf 362,2 Milliarden Dollar. Der Überschuss in der Leistungsbilanz stieg auf fast 90 Milliarden Dollar. Darüber hinaus hat der japanische Yen zuletzt deutlich an Wert verloren, was die Wirkung eines Devisenswaps abschwächt:

Die Beendigung des Devisen-Swap-Programms mit Japan wirkt sich nicht stark auf die koreanische Wirtschaft aus. In seiner 14-jährigen Geschichte hat keines der beiden Länder sich vom anderen Geld geliehen. Auch belaufen sich Koreas Währungsreserven auf über 360 Milliarden Dollar, über 100 Milliarden Dollar mehr als während der Finanzkrise 2008 und über 150 Milliarden Dollar mehr als bei der Krise 1998. Daneben hat Korea noch Devisen-Abkommen mit anderen Ländern wie China, Australien und Malaysia. Die Swap-Summe beläuft sich auf rund 120 Milliarden Dollar.

Einige Experten warnen dennoch, dass sich Korea jetzt mit der Beendigung des Swap-Deals mit Japan stärker externen Risiken ausgesetzt sehe:

Das Problem ist, dass sich die Beziehungen zwischen Seoul und Tokio noch weiter verschlechtern können. Die Streitereien zwischen den beiden Regierungen führten bereits zu einem Rückgang des Tourismus und des kulturellen Austausches wie auch zu weniger Investitionen und gemeinsamen Unternehmungen in Korea. Beunruhigend sind die externen Bedingungen. Die USA werden voraussichtlich die Zinsen anheben und die quantitative Lockerung weiter zurückfahren. Auch die europäische Wirtschaft ist instabil. Was die Lage verschlimmert, ist, dass Nordkorea nach wie vor unberechenbar ist. Angesichts so vieler potenzieller Gefahren ist es wenig überraschend, dass zahlreiche Experten besorgt sind, dass ein wichtiger Kanal der wirtschaftlichen Kooperation mit Japan geschlossen ist.

Korea hat seine Abhängigkeit von importierten Teilen aus Japan in den vergangenen fünf Jahren auf eine Niedrig-Rekordquote von 18,1% verringert. Die Exporte nach Japan gingen überdies infolge der Abwertung des Yen um fast 7% zurück. Dennoch spielt Japan eine große Rolle für den Export- und Importsektor Koreas:

Es ist wichtig, unter diesen Umständen, einen Dialogkanal aufrechtzuerhalten. Selbst wenn die Beziehungen sich abgekühlt haben, sollten Korea und Japan innerhalb eines multilateralen Rahmenwerks zusammenarbeiten. Korea, China und Japan sind die Schlüsselspieler in der nordostasiatischen Wirtschaft. Diese drei Länder müssen kooperieren, um mit einem regionalen Mechanismus für die Finanzsicherheit oder einen schwachen Yen umzugehen. Der abgewertete Yen insbesondere wirkt sich direkt auf den Export- und Importsektor Koreas und Chinas aus. Die koreanische Wirtschaft, die besonders gegenüber äußeren Faktoren anfällig ist, muss sich stärker an multilateralen Projekten beteiligen. Daher sollten beide Länder verstehen, dass sie wichtige Partner in Verhandlungen über Fragen wie die Trans-Pazifische Partnerschaft sind.

Das Swap-Abkommen ist zwar beendet, doch müssen Korea und Japan ihre wirtschaftlichen Kontakte, wie etwa das erste Treffen der Finanzminister im Mai nach einer dreijährigen Unterbrechung, erhalten. Für Korea ist es gut, so viele Sicherungs-Mechanismen zu haben wie möglich. Insofern sollten verschiedene finanzielle Kooperationsprojekte mit Japan umgesetzt werden.

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