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Wirtschaft

Südkorea kämpft mit wachsender Jugendarbeitslosigkeit

#Thema der Woche l 2016-03-21

Südkorea kämpft mit wachsender Jugendarbeitslosigkeit
Die Beschäftigungsaussichten junger Koreaner verschlechtern sich immer mehr. Die Zahl arbeitsloser Jugendlicher im Alter zwischen 15 und 29 Jahren erreichte im vergangenen Monat 560.000. Das war eine Rekordquote von 12,5%. Zum Thema sagt der Experte Ryu Sang-yun vom LG Wirtschaftsforschungsinstitut:

Der vorherige Höchststand bei der Jugendarbeitslosigkeit lag im Juli 1999 bei 11,5%, doch jetzt liegt sie bei 12,5%. Der Anteil ist niederschmetternd und der Wert steigt weiter. Um den saisonalen Faktor auszuscheiden, habe ich die Februar-Zahlen von 2012 bis 2014 miteinander verglichen. Im Februar 2012 lag die Quote bei 8,3%, zwei Jahre später schon bei 10,9% und dann 11,1% im Jahr 2015. In den anderen Altersgruppen ist die Arbeitslosenquote eher stabil, das heißt, dass der Arbeitsmarkt für die jüngere Generation schwieriger geworden ist.

Die Quote ist im Februar auch wegen der Schulabgänger höher als in anderen Monaten. Doch der Vergleich zu anderen Jahren zeigt, dass die Arbeitsmarktbedingungen sich verschlechtern:

Das Rekordhoch im vergangenen Monat könnte durch besondere Faktoren verursacht worden sein, wie beispielsweise die Schulabschluss-Saison und das staatliche Einstellungsexamen. Doch eines ist sicher: Koreas Jugendarbeitslosigkeit steigt seit einigen Jahren an. Infolge des schleppenden Wirtschaftswachstums und zunehmender Unsicherheiten zögern die Unternehmen, neues Personal einzustellen. Die Wettbewerbsfähigkeit der Flaggschiff-Industrien wird zudem in Zweifel gezogen. Immer mehr Koreaner denken, dass es selbst bei einem Hochschulabschluss immer schwieriger wird, gute Arbeitsplätze zu finden. Das zeigt auch die fallende Zahl der Studienanfänger. Mehr junge Leute suchen früher eine Arbeit, zum Beispiel schon direkt nach der Schule.

In den Wintermonaten Januar und Februar tendieren die Arbeitslosenzahlen anzusteigen. Zahlreiche Unternehmen stellen neue Arbeitskräfte erst im Frühjahr ein. Doch der drastische Anstieg der Jugendarbeitslosigkeit in nur einem Jahr deutet auf schlechtere wirtschaftliche Bedingungen hin. Die Hälfte der großen koreanischen Unternehmen hat bisher noch nicht einmal entschieden, wie viele Leute sie in diesem Jahr einstellen wollen. Auch die Aussichten für das nächste Jahr sehen nicht besser aus. Der langsame Verbrauch zwingt viele Großhändler und Einzelhändler, die Mitarbeiterzahl auf ein Minimum zu reduzieren. Und die wirtschaftlichen Unsicherheiten halten die Produzenten von Neueinstellungen in großer Zahl ab. Wie in Japan könnte auch in Korea diese Situation über Jahre andauern:

Japan hat nach dem Platzen der Wirtschaftsblase Anfang der 90er Jahre einen unerwarteten Rückgang des Wirtschaftswachstums erfahren. Der Vermögensmarkt kollabierte und die Zahl der notleidenden Kredite stieg an, was den Verbrauch nach unten trieb und Unternehmen zu Kündigungen zwang. Doch die japanischen Arbeiter waren an lebenslanger Anstellung gewöhnt, und den Unternehmen wurde es aufgrund der Regularien schwierig gemacht, eine große Zahl von Beschäftigten zu entlassen. Der einzige Weg, der übrig blieb, war es, die Zahl der Neueinstellungen zu reduzieren. In der Folge stieg die Jugendarbeitslosigkeit schneller als in anderen Altersgruppen. Auch das Wirtschaftswachstum in Korea lässt nach, wenn auch nicht so dramatisch wie in Japan in den 90er Jahren. Außerdem ist unsicher, wie lange koreanische Unternehmen im Vergleich zu den stark wachsenden chinesischen Konkurrenten noch wettbewerbsfähig bleiben. Die Reformbemühungen bleiben wirkungslos, weshalb die Situation in Korea ähnlich derjenigen in Japan in der Vergangenheit ist.

Japans Jugendarbeitslosigkeit, die in den 70er Jahren noch auf einem Niveau von 4% lag, stieg seit den 90er Jahren auf über 10% an. Anfang der 2000er Jahre wuchs die sogenannte NEET-Generation heran, eine Bezeichnung für junge Japaner, die nicht in der Weiterbildung sind und keine Arbeit haben: “Not in Education, Employment, Training”. Die Zahl der NEET näherte sich der Schwelle von 600.000 an, und der Anteil der nicht-regulären Beschäftigten stieg Anfang des 21. Jahrhunderts auf über 40%. Seit 2003 geht die Arbeitslosigkeit jedoch zurück:

Die nicht-regulären Jobs in Japan sind größtenteils Teilzeitarbeitsplätze, was auf einen instabilen Arbeitsmarkt hindeutet. Bevor die Blase platzte, arbeiteten nur 20% der jungen Erwerbsfähigen als Teilzeitkräfte. Doch deren Anteil erreichte in den 2000ern ein Niveau von über 30%. Obwohl die Arbeitslosenquote zuletzt zurückging, fiel nicht der Anteil der Teilzeitbeschäftigten. Die Einstellungspraxis der Unternehmen hat sich geändert. Sie bevorzugen Teilzeitarbeiter gegenüber Vollzeitbeschäftigungen. Und die industrielle Landschaft hat sich zugunsten des Dienstleistungssektors verändert, in dem die Nachfrage nach Teilzeitkräften sehr stark ist. Japans Beispiel zeigt: Wenn keine neuen Industrien geschaffen werden, die Menschen infolge einer Umstrukturierung einstellen, könnte die Arbeitslosenzahl sinken, doch die Qualität der Jobs wird sich nicht verbessern.

Während die jungen Japaner eine sogenannte Arbeits-Eiszeit erleben, verschlechtert sich die Arbeitsmarktsituation durch die neue Einstellungspraxis. Die hohe Arbeitslosigkeit in Korea könnte wie in Japan lange Zeit andauern, wenn die Wirtschaft nicht schneller wächst. Nötig wären fundamentale Lösungen:

Es ist für die Regierung nicht einfach, Maßnahmen umzusetzen, die die Arbeitsmarktsituation für die Jugendlichen quantitativ und qualitativ verbessern. Natürlich gibt es eine Mikro-Politik, durch die die Lage der jungen Jobsuchenden verbessert und der Verlust menschlicher Ressourcen auf ein Minimum gebracht werden kann. So kann es für die junge Generation leichter gemacht werden, an Arbeitsmarktinformationen heranzukommen. Oder Hochschulabsolventen, die es aufgegeben haben, eine Arbeit zu finden, können ermutigt werden, wieder auf die Suche zu gehen. Solche Maßnahmen sind besser als nichts. Doch die grundlegenden Maßnahmen schließen eine kühne Umstrukturierung und die Schaffung neuer Wachstumsmotoren ein, um das potenzielle Wachstum zu erhöhen.

Die Regierung will in den nächsten Tagen eine Reihe von Maßnahmen zur Verbesserung der Arbeitsmarktsituation, einschließlich neuer Fortbildungsprogramme und der Schaffung von Arbeitsplätzen im Ausland, ergreifen. Die Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit ist zu einer Aufgabe von höchster Priorität geworden.

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