Die koreanische Autoindustrie befindet sich in einer Krise. Vormals ein aufkommender Star in der globalen Branche, wurden die koreanischen Auto-Exporteure erstmals in zwölf Jahren aus der Gruppe der größten Drei gedrängt. Die koreanische Auto-Produktion fiel außerdem um ein Rang auf den fünften Platz. Zum Thema sagt der Experte Kim Pil-soo von der Abteilung für Automobiltechnik der Daelim-Universität:
Korea muss sich große Sorgen machen. Nach Angaben des koreanischen Verbands der Autohersteller oder KAMA beliefen sich die Exporte von Januar bis August auf 1,69 Millionen Autos. Das ist um 14,4% weniger als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. Korea wurde von Mexiko übertroffen. Mexiko exportierte im selben Zeitraum etwa 1,8 Millionen Autos und nahm damit den dritten Platz bei den weltweiten Exporten ein, hinter Deutschland und Japan. Laut KAMA fiel die Autoproduktion in Korea zwischen Januar und Juli auf 2,55 Millionen Autos, Korea rutschte dadurch auf den 6. Platz. An der Spitze stand China, gefolgt von den USA, Japan und Deutschland. Korea, das zuvor auf dem 5. Platz stand, wurde von Indien verdrängt, das 2,57 Millionen Autos produzierte. Mit Ausdrücken aus dem Bereich des Marathons gesagt: Korea fiel aus der Führungsgruppe in die zweite Reihe.
Korea stieg bei den jährlichen Autoexporten auf den dritten Platz zum ersten Mal im Jahr 2005, vor Spanien und den USA. Seitdem konnte Korea seinen Ruf als drittgrößter Autoexporteur festigen. Doch die Rückgänge beim Export und der Produktion zeigen, dass die koreanische Autoindustrie härter zu kämpfen hat:
Wir sagen jetzt oft, dass Korea mit fünf großen Problemen zu kämpfen hat. Das sind der ungelöste Streit um Löhne, nachteilige Wechselkurse, hohe Kosten, eine Niedrig-Produktivitäts-Struktur und zuletzt der Streik bei Hyundai Motor, der erste Vollstreik seit zwölf Jahren. Die koreanischen Autobauer haben Zuhause nicht viel investiert. Hyundai hat im Ausland so viele Fabriken gebaut, dass 65% seiner Autos im Ausland produziert werden, und nur 35% in Korea. Solch ein Produktionsvakuum verschärft die Situation. Die einheimische Wirtschaft schwächelt und die Binnennachfrage nach Autos liegt bei jährlich etwa 1,8 Millionen Einheiten, das heißt, der Markt ist nicht so groß. Es ist also ein großes Problem für ein Land, das drei von vier produzierten Autos exportiert, wenn es im Ausland zurückfällt.
Die Weltwirtschaft leidet seit einiger Zeit unter einem niedrigen Wachstum. Die Auto exportierenden Länder stärken ihre protektionistische Politik, um ihre eigene Industrie zu schützen. In Korea ging die Nachfrage nach Autos seit Juli zurück, als die Vergünstigungen bei der Verbrauchssteuer beendet wurden, und Streiks die Produktion beeinträchtigten. Auf die Auslandsfabriken von Kia Motors entfielen im vergangenen Jahr 55% seiner gesamten Produktion, was das Produktionsvakuum in Korea vergrößerte. Mexiko dagegen überholte Korea:
Mexiko liegt geographisch nah an den USA und Südamerika. Es geht dank NAFTA und anderer internationaler Abkommen aktiv mit Angelegenheiten wie den Devisenwechselkursen oder Zöllen um. Mexiko baut daher mehr Fabriken und produziert mehr Autos. Indien ist bei der Produktion vor Korea auf den fünften Platz vorgerutscht, und Mexiko wird Korea in den nächsten vier Jahren einholen. Das technologische Niveau und das Produktionsvolumen Mexikos sind stark gewachsen, und das Land spielt eine wichtige Brückenrolle zwischen den USA und Südamerika.
Mexikos Arbeitskosten sind niedriger als in Korea. Außer dem Vorteil, in der Nachbarschaft zur USA zu liegen, hat es Freihandelspakte mit 49 Ländern, in die es ohne Zölle zu zahlen seine Autos exportieren kann. Seine technologischen Fähigkeiten nehmen zu, da führende Hersteller wie GM, Volkswagen und Honda dort ihre Fabriken bauen. Falls Mexiko, das im vergangenen Jahr 3,5 Millionen Autos produzierte, das jetzige Wachstum beibehält, werden die koreanische Autoindustrie und die gesamte Wirtschaft davon betroffen sein:
Der Einfluss der Autoindustrie auf eine Volkwirtschaft ist sehr groß. Zum Beispiel Korea, das fast 75% der im Land produzierten Autos exportiert, kann damit die Wirtschaft unterstützen. Die Autoindustrie ist wie ein Baum: ein Autohersteller wird von 5000 kleineren Zulieferern gestützt, die rund 30.000 verschiedene Teile produzieren. Die Komplexität und die Größe der Industrie ist es, was Entwicklungsländer davon abhält, trotz ihrer starken Bemühungen Produktionsgiganten zu werden. In den vergangenen vier Jahrzehnten war Korea das einzige Land, das zu den größten Autoherstellern aufschließen konnte. Doch das Problem ist, wenn die Autoindustrie in der Krise ist, so ist auch die ganze Wirtschaft betroffen.
Auf die Autoindustrie entfallen 3,3% des koreanischen Bruttoinlandsprodukts und 12% der Exporte. Sie ist mit 300.000 Beschäftigten das Fundament des verarbeitenden Gewerbes in Korea. Das Überleben tausender von Zulieferern hängt von ihrer Leistung ab, ein Zusammenbruch hätte eine lange Pleitenkette zur Folge:
Korea sollte eine zweigleisige Strategie fahren, um den Titel eines globalen Autoherstellers zurückzugewinnen. Die Autohersteller sollten so viele Autos wie möglich herstellen, indem sie günstigere Modelle bauen. Zugleich sollten sie ihre Umsätze durch Luxusmodelle steigern. Der einzige Weg, den hohen Kosten in der Autofertigung entgegenzuwirken, ist es, Oberklassen-Modelle lokal zu fertigen. Doch sollte Korea auch günstigere Autos im Ausland bauen. Das Problem hierbei ist, dass Koreas Produktion von Luxusautos im globalen Markt nicht so anerkannt ist. Auch liegen Koreas Projekte für grüne Autos und selbstfahrende Autos drei bis vier Jahre hinter solchen in den Industrieländern zurück. Die technologische Kapazität liegt insgesamt hinter den führenden Autobauern zurück, doch wird nicht genügend Geld in die Entwicklung gesteckt, um die Kluft zu schließen. Ich kann nicht genug betonen, wie wichtig die Zusammenarbeit zwischen Industrie und den Universitäten sowie die Rolle der Regierung als Kontrollturm ist.
Die koreanische Autoindustrie hat in den vergangenen 60 Jahren ihre Wettbewerbsfähigkeit gestärkt. Doch zuletzt fiel sie hinter den europäischen und japanischen Rivalen zurück. Die koreanische Autoindustrie sollte sich daher auf die Analyse der derzeitigen Markttrends konzentrieren und neue Technologien entwickeln.