In Korea gibt es drei Tage, die traditionell die heißeste Zeit im Sommer markieren: Chobok, Jungbok und Malbok. Dieses Jahr fiel der erste dieser Tage auf den 20. Juli, wir befinden uns also offiziell im koreanischen Hochsommer. Früher zog es die Menschen in dieser Zeit zu den Bächen und Flusstälern im Land. Die Jungen fischten frischen Fisch, die Älteren brachten den Alkohol und einen Kessel mit Gemüse und Gewürzen, und dann wurde eine als besonders erfrischend geltende Fischsuppe gekocht. Im Fluss kühlte man die Melonen. So ließ sich die Sommerhitze für einen Moment vergessen.
Das Lied „Yukchilwol heurin nal육칠월 흐린 날“, zu Deutsch „Ein grauer Tag im Juni oder Juli“, erzählt von dieser Tradition. Ein Mann angelt an einem Fluss, der nach der Regenzeit angeschwollen ist. Als ein Junge vorbeigeht, schnappt der Mann ihn sich und sagt: „Ich fange Fisch. Bringe du ihn zu mir nach Hause und sage meiner Frau, dass sie ihn für mich vorbereiten soll.“ Doch der Junge sagt, er hätte selbst zu tun und wüsste nicht, ob er das tun könne. Vielleicht hätte der Mann ihm sagen sollen, dass er etwas von der Suppe abbekommt.
Heute stellen wir Ihnen den Pansori-Sänger Kang Do-geun강도근 vor, der vor allem für seine Interpretation des Heungboga흥보가 berühmt war. Kang Do-geun wurde 1917 in Namwon남원 in der Provinz Jeollabuk-do in eine Künstlerfamilie hineingeboren. Sein Vater war Seiltänzer, und unter seinen Cousins und Cousinen waren Kang Baek-cheon강백천, ein Meister der Daegeum Sanjo, und Gang Sun-yeong강순영, eine Meisterin der Gayageum Sanjo. Seine Nichte ist die Pansori-Sängerin Ahn Suk-seon안숙선. So kam Kang Do-geun schon früh mit Musik in Berührung, und in seinen Jugendjahren begann er dann offiziell, bei Kim Jeong-mun김정문 Pansori zu lernen. Da er nicht das Geld hatte, um seinen Lehrer zu bezahlen, lebte er als Diener in dessen Haushalt und lernte so das Heungboga. Als Kim Jeong-mun verstarb, zog Kang Do-geun nach Seoul und lernte dort unter vielen Meistersängern weiter. Er zog sich auch regelmäßig allein in die Berge zum Üben zurück, eine Methode, die im Pansori weit verbreitet ist und Dokgong독공 genannt wird. So wurde er ein begnadeter Sänger. Dennoch kehrte er schließlich nach Namwon zurück und lebte dort ein Leben als Bauer. Er wollte nicht Singen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen oder den Menschen zu gefallen, sondern nur, weil es ihm gefiel.
Auf den Inseln im Süden der koreanischen Halbinsel gibt es eine besondere Kultur, die Sandai산다이 genannt wird. An Feiertagen oder wenn alle im Dorf eine gemeinsame Aufgabe bewältigen müssen, kommen die Menschen zusammen und singen gemeinsam.
Woher der Name Sandai산다이 kommt, ist nicht bekannt. Es gibt zwei Theorien. Die eine sagt, dass er vermutlich von dem Begriff Sandaehui산대희 abgeleitet wurde. Das war der Name eines Konzertes im Königspalast während der Joseon-Ära, bei dem eine Bühne aufgebaut wurde, die hoch wie ein Berg war. Über Maskentänze verbreitete sich diese Kultur auch im einfachen Volk, und daher könnte es sein, dass sich daraus dann das Wort Sandai entwickelte. Die andere Theorie ist, dass Sandai von dem englischen Wort „Sunday“ abgeleitet wurde. Am Ende der Joseon-Ära waren auf der Insel Geomundo거문도 britische Soldaten stationiert. An Sonntagen tranken und vergnügten sie sich, und wenn die koreanischen Einwohner dann fragten, was sie denn taten, antworteten sie vermutlich mit „It’s Sunday!“, „Es ist Sonntag!“. Daraus könnte sich dann das koreanische Wort Sandai entwickelt haben.
Auch auf der Insel Gageodo가거도 gibt es ein Lied, das zu Sandai gesungen wird. Diese Insel liegt im äußersten Südwesten Koreas und ist drei, vier Stunden mit dem Boot von Mokpo entfernt. In dem Lied wird über die Freude des Feierns gesungen, aber auch darüber, dass alle nach Mokpo auf die Mittelschule gehen können – alle, außer der Sängerin.
Musik
- „Yukchilwol heurin nal“ - gesungen von Park Sang-ok
- Auszug aus dem „Heungboga“ - gesungen von Kang Do-geun, Trommelbegleitung von Lee Seong-geun
- „Sandai“ von der Insel Gageodo - gesungen von Jeong I-deuk und anderen